Kapitel 32

1.7K 134 23
                                    

Die Musik setzte aus und der Moment war gekommen, in dem der traditionelle Tanz beginnen würde. Dafür würde sich Astaroth einen Partner aussuchen. Alle Augen waren auf ihn gerichtet, denn wer den ersten Tanz bekam, hatte auch die höchsten Chancen, das wusste jeder.

Jeder verfolgte die Bewegungen des Höllenfürsten, nur Sai nicht. Er schaute zu Boden, denn er wollte nicht mit ansehen, wie Astaroth mit jemand anderem tanzte. Ich will gehen. Er wollte nicht hier sein. Schritte erklangen und blieben stehen, ein Schatten fiel auf ihn und er roch den Duft von Zedernholz und zersplitterten Eis. Sai schaute auf und verlor sich in den gelben Augen seines Gefährten.

Astaroth machte eine anmutige Verbeugung, bei der er eine Hand hinter den Rücken legte und die andere nach vorne streckte. „Würdest du mir die Ehre des ersten Tanzes gewähren?", erklang dessen tiefe Stimme und glühende Augen betrachteten ihn.

Hitze stieg in ihm auf. Um nicht aus seiner Rolle zu fallen, schaute er hin und her, als würde er überprüfen, ob nicht jemand neben ihm gemeint war. „Seid Ihr Euch sicher?", fragte er leise. Astaroth nickte und zögernd legte er seine Hand in die des Höllenfürsten. Dieser geleitete ihn auf die Tanzfläche. In diesem Moment spürte er den Hass und Neid der gesamten Dämonenschaft, die anwesend war. Du bist wunderschön, Lotó, erklangen Astaroths Gedanken in seinem Kopf und Sai biss sich auf die Unterlippe.

Sie standen sich gegenüber, dann erklang die Musik und Astaroth hob die Hand - wartete, dass Sai die seine hob und an seine legte. Sobald sich ihre Fingerspitzen berührten, spürte er die Verbindung. Astaroth verschränkte ihre Hände und übernahm die Führung. Er ging einen Schritt zur Seite und zog Sai an sich, nah. Dann bewegte er sich raus und Sai ging in eine Drehung über, sodass er mit dem Rücken zu seinem Dämon stand und sich beide Hände berührten.

Der Höllenfürst führte ihre Hände zusammen, dann aneinander vorbei, sodass es wie eine Umarmung aussah. Es war, als wären sie in einer eigenen Welt. Sai drehte sich heraus und Astaroth folgte ihm, sodass sie elegant über die Tanzfläche schwebten. Dann berührte der Dämon den Nacken von Sai und fuhr dessen Rückenlinie entlang, bis er in dessen Kreuz ankam und sich seine Hand darauflegte. Geleitet, ließ sich dieser zurückfallen und Astaroth beugte sich über, seine Lippen nahe an dessen Kehle.

Es war nur ein Herzschlag, dann zog Astaroth ihn hoch und sie verfielen erneut in einen Wiegeschritt. Was Sai nicht bemerkte: nicht nur auf Astaroth waren begehrliche Blicke gerichtet, sondern auch auf ihn. Langsam gesellten sich weitere Paare hinzu, unter anderem Sais Eltern, die loslegten. Das Tanzen war seit Aleks' erstem Ball eine Passion der beiden geworden. Sie tanzten unglaublich gut. Sai war froh, dass Aleks darauf bestanden hatte, dass auch er es lernte.

Auch wenn er und Astaroth diesen Moment teilten, so war dieser mit dem letzten Schlag vorbei. Sai löste sich von seinem Dämon, drehte sich um und bedankte sich mit einer Verbeugung für den Tanz. Dann ging er schweren Herzens von dannen. Er ging direkt an die frische Luft auf den Balkon, während Astaroth ihm nachschaute.

An der frischen Luft angekommen, atmete er tief aus. Das war intensiv gewesen. All das Training hatte ihn auf so etwas nicht vorbereitet, er war schlichtweg unerfahren darin, sich öffentlich zu präsentieren. Das würde er jedoch wohl oder übel lernen müssen, denn als Astaroths Gefährte würde er an all diesen Veranstaltungen teilnehmen müssen. Gedankenverloren starrte er zum Himmel. Ich habe noch viel zu lernen.

„Wer bist du?", erklang eine giftige Stimme von rechts und er sah eine Gruppe von Dämoninnen und Dämonen, die ihn böse ansahen - in vorderster Reihe eine Dämonin, die bei der Tanzaufforderung nahe bei ihm gestanden hatte.

Sai antwortete höflich: „Mein Name ist E-"

Die Dämonin unterbrach ihn jedoch. „Das war eine rhetorische Frage, es interessiert mich nicht. Warum schmeißt du dich an Astaroth heran, wenn du doch laut deinen Eltern kein Interesse hast?", fragte sie giftig.

Sai - ein schicksalhafter Gedanke (BAND 7) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt