Kapitel 6

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Mit zweiunddreißig Jahren, was in Menschenjahren etwa elf bis zwölf Jahre waren, war Sai nun in der Lage Portale zu öffnen. Seit geraumer Zeit spürte Sai immer wieder dieses Ziehen in der Brust. Er träumte nachts von Astaroth, war verwirrt, warum es ihn so zu diesem Dämon zog. Immer wieder stellte er sich Fragen, auf die er keine Antworten hatte. Die Antwort hatte er jedoch heute gefunden, zumindest glaubte er das.

Er hatte seiner Mutter die Frage gestellt, warum er seinen Vater immer so glücklich ansah. Aleks hatte sich mit ihm aufs Bett gesetzt, dann hatte er angefangen zu erzählen. Sein Vater war sein Herz. Er hatte von seinen Gefühlen zu ihm gesprochen und der besonderen Verbindung zwischen ihnen. Mit jedem Wort wurde es klarer für ihn. Ich verstehe es. Diese Gefühle, die ich habe...

Nun verstand er und das Chaos in seinem Kopf schien sich zu lichten. Er würde es Astaroth sagen. Seine Füße liefen die steinernen Gänge entlang, suchten nach ihrem Herz. Auf die Frage, ab wann man sein Herz erkenne, hatte seine Mutter wie folgt geantwortet: „Man weiß es in dem Moment, in dem man es sieht. Doch bei jungen Dämonen lieg eine Art Schleier darüber, sodass ein älterer Dämon es nicht erkennt. Es ist alles zum Schutz, bis beide reif genug dafür sind."

Was hat er mit reif genug gemeint? Hatte er gemeint, bereit sich zu küssen? Sai hatte noch nicht darüber nachgedacht, doch warum sollte er ihn nicht küssen wollen? Schritt für Schritt kam er seinem Ziel näher. Er öffnete das Arbeitszimmer, doch darin war niemand. Wo ist er?

Ein Angestellter, der ihm über den Weg lief, sagte, dass er Besuch habe und er später kommen solle. Sai ignorierte es und lief zur Bibliothek, wo Astaroth ebenfalls nicht war. Vielleicht ruht er sich im Schlafgemach aus. Er hatte schon als kleines Kind dort übernachtet, wusste also, wo er entlang gehen musste. Als er vor der Tür stand, spürte er es. Sein Dämon war dort drinnen. Endlich. Langsam öffnete er die Türen und hörte seltsame Geräusche.

Astaroths Schlafgemach war groß mit einem roten Teppichboden und einem großen schwarzen Bett mit roten Kissen und Decken. Es hatte zahlreiche geschnitzte Verzierungen, war aber damit auch das einzige Kunstvolle in dem Raum. Es gab nur noch einen großen langen Holzschrank für Kleidung und anderes. Astaroth war schon immer Minimalist gewesen – kein Schmuck, kein Schnickschnack.

Er sah nur Astaroths nackten Rücken, um den fremde Arme geschlungen waren. Dann sah er blaue Augen, die ihn anstarrten, sich aber wieder schlossen. Der Mund des Fremden, der auf seinem Dämon saß, öffnete sich und er hörte ein weiteres seltsames Geräusch. Es hörte sich nicht nach Schmerz an, was war es dann? Der Dämon, der so komische Geräusche machte, hatte ebenfalls keine Kleidung an, kurze schwarze Haare und blaue Augen. War eher schmal und bewegte sich auf und ab. „Ahh, mehr Astaroth, es fühlt sich so gut an", erklang dessen Stimme.

Sai war wie erstarrt. Er roch Astaroths Geruch, er roch nach Zedernholz und zersplittertem Eis. Er wusste nicht, wie er auf diesen Gedanken kam. Eine leichte Wärme breitete sich in seinem Körper aus, als der Geruch ihn umgarnte, doch als er den fremden Geruch wahrnahm legte sich diese sofort wieder. Es war wie eine Klinge, die sich in ihn bohrte. Sai wusste nicht warum, doch die Tatsache, dass ein Fremder auf Astaroths Schoß saß, sich ihre Gerüche vermischten, machte seinen inneren Dämon rasend. Er verstand es nicht, konnte sich aber auch nicht wehren, als ein Knurren aus seiner Brust aufstieg und er die Kontrolle verlor.

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Astaroth vereinigte sich gerade mit einem Dämon, als ein fremder Geruch in seine Nase stieg – Klee und Regen bei Mondschein. Er wusste es in dem Moment, als er das Knurren hörte und sich umdrehte. Er sah zwei eisblaue Augen, der Rest des Auges war schwarz. Stammesmale leuchteten auf der Haut. Sai.

Sai - ein schicksalhafter Gedanke (BAND 7) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt