Kapitel 14

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Asta trat aus dem Portal und das, was sie vorfand, war schlimmer als all ihre Befürchtungen. Sai lag auf seinem Bett im Gebäude der Schule, starrte mit leeren Augen zur Wand. Er bewegte sich nicht. Sie legte sich zu ihm, zog seinen Kopf an ihre Brust und strich ihm beruhigend über den Hinterkopf.

Sais Arme umklammerten sie und dann brachen alle Dämme. Er begann bitterlich zu weinen. Tränen flossen und Schluchzer erfüllten den Raum. Sein ganzer Körper zitterte. Asta hielt ihn einfach nur fest, versuchte ihm positive Gefühle und Gedanken zu schicken, doch er blockte alles ab. Er wollte keine fremden Gefühle, denn seine eigenen waren bereits zu viel für seinen Körper.

So lagen sie dort für Stunden, bis sich Sai beruhigte. Er fühlte sich zwar etwas besser, doch das Loch in seinem Herzen war nach wie vor da und er wusste nicht, wie er es füllen sollte. Asta blieb auch über Nacht, denn sie würde ihn in dieser Phase niemals alleine lassen.

Am nächsten Morgen stand Sai auf und sie wusste, er hatte sich verändert. Sein Gesicht war kalt. Er hat seine Gefühle weggesperrt. Das wird nicht gut gehen und das weiß er auch.

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Als Astaroth nach Hause kehrte, ging er in den großen Speisesaal, in dem sich zum Glück niemand befand, dann brachen seine Gefühle hervor. Die Wut packte ihn und er schlug auf einen Tisch ein, sodass dieser zerbrach. Er schlug diesen und den nächsten kurz und klein, in der Hoffnung er würde sich beruhigen, doch es half nichts.

Kälte. Sais Gesicht war einfach nur kalt, keine Emotion. Ein leises Lachen erklang, doch darin lag kein Funken Freude.

Die Wärme, die er in dem Traum gesehen hatte, war fort. Sai würde nicht mehr mit ihm sprechen, das wusste er. Woher wusste er von meiner Vorliebe? Das einzige Mal, dass er ihn gesehen hatte, ist nun Jahre her. Egal, wer das Bett mit ihm teilte, es war nie das, wonach er sich sehnte. Sai hatte recht, alle hatten schwarze Haare und blaue Augen.

Seit Sais Öffnung sah er diese Augen, sah diese Haare, doch das Bild war unscharf, er konnte es nicht greifen. Wen suche ich? Besteht die Möglichkeit, dass... Nein, das ist Quatsch. Langsam kam er zur Ruhe. Er musste funktionieren, das wusste er.

Er verließ den Raum, vor dem sich seine Angestellten gesammelt hatten und ging schweigend in sein Arbeitszimmer. Er würde mit Sai reden, das irgendwie richten. Sobald er das Chaos beseitigt hatte, würde er ihn besuchen.

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In den darauffolgenden Tagen spürte es jeder. Es war, als läge Eis in der Luft. Auch Emi und Kal sahen die Kälte in Sais Augen. Was ist passiert? Asta schwieg und schaute ihn besorgt an, doch Sai spürte nichts. Er ließ nichts an sich heran, sperrte alle Gefühle aus. Er hatte seitdem auch nicht mehr mental mit Asta gesprochen.

Als die Stunde vorbei war, stand Sai auf und ging einfach. Asta wollte ihm folgen, wurde jedoch aufgehalten. Er wartete nicht. Er legte sein Amulett und seine Kleidung in seinem Raum ab, um in den Waschraum zu gehen. Das Wasser lief über seinen Körper, wärmte ihn jedoch nicht.

Als er zurückkehrte, um sich anzukleiden griff er nach seinem Amulett, doch es war fort. Sai erstarrte, strich über die Decke, wo er es vorher sicher abgelegt hatte. Wo ist es? Panik stieg in ihm auf. Er durchsuchte das ganze Zimmer, doch es war weg. Ohne zu zögern, ging er nach draußen, um nach ihm zu suchen. Hatte er es verloren? Lag es vielleicht auf dem Trainingsplatz? Er lief zu der freien Fläche, wo keiner war, und suchte. Nichts. Stumm blieb er dort stehen. Er hatte das Einzige verloren, was ihm von Astaroth geblieben war.

„Suchst du etwas?", erklang eine männliche Stimme, doch es war die Stimme, die er am wenigsten hatte hören wollen.

Sai atmete tief durch. Er würde heute keinen Streit mit ihm austragen, dafür war er zu gereizt, also drehte er sich um, um Kendrik genau das zu sagen. Doch er erstarrte, als er das sah, was er in der Hand hielt.

Sai - ein schicksalhafter Gedanke (BAND 7) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt