Kapitel 16

1.6K 140 54
                                    

Ein Schlag traf ihn an der Brust und er keuchte, als er verzweifelt versuchte, diesem auszuweichen.

„Zu langsam", erklang Lynns Stimme, woraufhin er nach hinten geschleudert wurde. Prellungen und weitere Verletzungen übersäten seinen Körper, doch er stand auf. Schmerzen schossen durch seine Rippen und ließen ihn kurz wanken.

„Deine Deckung war zu langsam."

Sai schaute ihn an, versuchte ihn zu lesen, doch es brachte nichts. Für einen Moment hielt Lynn inne und stellte sich vor ihn.

„Esai, du kannst meine Gedanken lesen, nicht wahr?", fragte der Sylph.

Sais Augen schauten ihn erstaunt an. Woher?

„Dachte ich's mir. Deine Augen schauten immer dorthin, wo ich dich als nächstes treffen will, das konnte kein Zufall sein. Esai, diese Fähigkeit ist mächtig, doch du musst lernen, sie richtig zu nutzen. Wenn du deinen Gegner lesen kannst, handle - ohne nachzudenken. Jedes Mal, wenn du zögerst, wirst du zu langsam sein", sagte Lynn.

Sein Enkel nickte nur und sie setzten das Training fort.

༻✧༺


Ein Schmerzenslaut zerriss die Stille.

„Deine Deckung war nicht oben", sagte Lynn gefühllos und verdrehte Sai den Arm. „Lass dich nicht von dem Schmerz ablenken."

Doch Sai keuchte nur.

Er muss sich beherrschen, er muss in der Lage sein, den Schmerz auszublenden. Es geht wohl nicht anders. Mit einem Ruck brach Lynn ihm den Arm und ein Schrei hallte über das Gelände.

Blain stand am Rand und betrachtete das Ganze mit zugekniffenen Augen. Lynn, was tut du? Ist das wirklich der richtige Weg?

Sai ging auf die Knie, hielt sich seinen gebrochenen Arm. Der Schmerz raste durch seinen Körper und er konnte kaum atmen.

Lynn kniete sich vor ihn, schaute ihn an. „Nimm ihn an. Der Schmerz ist ein Teil von dir, doch überlass ihm nicht die Kontrolle. Du kannst ihn unterbinden, kannst ihn dämpfen. Eine Wunde darf dich nicht lähmen, denn das bedeutet dein Ende", sagte dieser mit ruhiger Stimme.

Eisblaue Augen starrten ihm entgegen und er wusste, dass Sai nahe an der Grenze war. Er muss sie überschreiten. Lynn wusste, dass es grausam war, doch Sai musste stärker werden. „Fühle die Magie in deinem Körper. Wandere zu der Stelle, an der der Schmerz erblüht. Was siehst du?"

Keuchend schloss Sai die Augen. Nicht mehr lange und er würde das Bewusstsein verlieren. Er ließ sein Bewusstsein durch seinen Körper wandern, zu der Stelle, an der Lynn seinen Arm gebrochen hatte. Dort flammte seine Magie feuerrot auf, pulsierte. Sai nickte nur, um ihm zu symbolisieren, dass er angekommen war.

„Nun leg einen Ring um diese Stelle, schnüre sie zu, sodass sie abgetrennt ist."

Sai versuchte seine Magie zu lenken, doch es funktionierte nicht. Daraufhin versuchte er den Fluss zu ändern, versuchte einen Übergang zu schaffen, der an dieser Stelle vorbeifloss. Langsam begann sich dieser zu formen und der Schmerz ließ nach. Gleich habe ich es... Dann kippte er bewusstlos zur Seite.

Lynn fing ihn auf und schaute ihn an. Er war nah dran. Das nächste Mal schafft er es.

An diesem Abend legte sich Lynn zu seinem Gefährten, nachdem sie ein Bad genommen hatten. Sie hatten nicht viel geredet, doch er wusste, dass Blain das heute nicht guthieß.

„Ich musste es tun. Er muss lernen, seinen Körper zu steuern", sagte Lynn.

Blain schaute ihn nur an und sagte: „Was ist dein Ziel, Tsuka?"

Sai - ein schicksalhafter Gedanke (BAND 7) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt