Epilog

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Amiel stand im Büro der Schulleitung und konnte weder seinen Augen noch seinen Ohren trauen. Vor ihm stand der Höllenfürst Astaroth persönlich und dessen Arme waren um einen etwas kleineren Dämon geschlungen, den er vor knapp einem halben Jahr das letzte Mal gesehen hatte. Nur stimmte das nicht ganz, denn dieser konnte nicht nur ein halbes Jahr älter sein, das machte keinen Sinn.

„Wir wollen, dass Sai weiterhin die Schule besucht. Ist es möglich für Sie und Ihr Kollegium eine sichere Umgebung für ihn zu schaffen, sodass er sein Studium beenden kann?"

Sie schauten den Höllenfürsten an, dann den jungen Mann in dessen Armen. Hatten sie eine Wahl? Das hier war niemand Gewöhnliches, es war der Höllenfürst und dessen Kirasch.

Die Schulleitung seufzte. Das würde eine Menge Arbeit werden, doch es war auch ein Grundsatz von ihm, dass er niemanden Bildung verwehren wollte. „Zunächst, hat sich der junge Mann im Griff? So ein Vorfall wie letztes Mal wäre mehr als fatal", sagte die Schulleitung.

Sai trat nach vorne und verbeugte sich tief vor den Anwesenden. „Ich entschuldige mich für meinen Kontrollverlust und trage natürlich die volle Verantwortung. Treffen Sie Ihre Entscheidung nach bestem Wissen und Gewissen, nicht aufgrund der Tatsache, dass ich der Kirasch bin. Wir akzeptieren jegliche Entscheidung."

Erneut wussten sie nicht, was sie darauf antworten sollten. Gemeinsam fällten sie schließlich ihre Entscheidung.

༻✧༺


„Asta, Sai, sagt mal, habt ihr es eilig?", erklang eine genervte Stimme und ein Arm schlang sich jeweils um Sais und Astas Schultern. Ein blonder Schopf mit einem schiefen Grinsen tauchte zwischen ihnen auf.

„Ty, wir können nichts dafür, wenn der Begriff Pünktlichkeit für dich ein Fremdwort ist", antwortete Asta und Tyron fasste sich dramatisch an die Brust, als schmerze ihm sein Herz. Ein leises Schmunzeln erklang und Asta schaute genervt zu beiden Jungs vor ihr. Sie warf Sai einen Das-ist-nicht-lustig-Blick zu und dieser schaute unschuldig zum Himmel.

Sie waren nun in der Hälfte des zweiten Jahres. Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass diese beiden Idioten die Nachprüfung geschafft hatten. Sie hatten den gesamten Stoff des Jahres nachgeholt und so waren sie tatsächlich gleich auf. Das bedeutete, sie hatte sie noch für ein paar Jahre am Hals.

Sai war richtig aufgeblüht und hatte ein etwas freundlichere und offenere Art als zuvor, doch er ließ nach wie vor niemand außer sie und Astaroth an sich heran. Das lag vielleicht an ihrem Namen, Asta musste so etwas wie Sai-Versteher bedeuten.

Auch wenn sie es nicht zugeben wollte, so war sie insgeheim froh, dass sie drei zusammen waren. Bei ihnen musste sie sich nicht verstellen und sie nahmen sie so, wie sie war.

„Sai, Asta!", rief eine fröhliche Stimme und sie drehten sich um. Emi kam mit Kal im Schlepptau und gesellte sich zu den Dreien.

Tyron schaute sie an, dann Kal. „Hölle, wann treibt ihr zwei es endlich? Ist ja nicht zum Aushalten, wie ihr euch anschmachtet, aber keiner den ersten Schritt macht."

Und das war mal wieder typisch Tyron. Die beiden schauten ihn mit offenem Mund und er erntete erneut einen Schlag gegen den Hinterkopf, doch diesmal von Sai. „Hölle", zischte er. „Hat euch meine Mutter nun offiziell angeheuert?", fragte er und rieb sich den Hinterkopf.

„Du weißt ganz genau, dass du das verdient hast", sagte Sai und machte einen Fistbump mit Kal, der ihn dankbar anschaute. Emi ignorierte den Kommentar und sie liefen zu fünft zum Trainingsplatz.

„Ehrlichkeit ist nichts Schlechtes", maulte Tyron gespielt beleidigt und Asta warf ihm wieder einen Echt-jetzt?-Blick zu.

„Wenn du nochmal so ‚ehrlich' bist, versetze ich dir einen Schlag der anderen Sorte", sagte sie.

„Ach so, sicher, dass du diesen Schlag nicht einem gewissen anderen Dämon versetzen möchtest?", konterte Tyron, der daraufhin aufzuckte und regungslos umfiel. Er stöhnte. „Ihr könnt mich doch nicht einfach liegen lassen", murmelte er in den Boden, doch die vier Fußpaare liefen lachend weiter.

„Wie geht es deiner Mutter?", fragte Emi und Sai lächelte.

„Ihm geht's gut. Das Kind ist gesund und es verläuft alles normal." Er hielt kurz an und die anderen warteten. Dann lief er zu seinem Cousin, lud ihn sich wie einen Sack über die Schultern und lief zurück. Ein gemurmeltes Danke wurde vom Wind fortgetragen und sie liefen weiter, Tyron über Sais Schulter hängend.

Aleks war bereits im siebten Monat der Schwangerschaft und alles verlief gut. Er konnte es kaum erwarten, dass sein kleines Schwesterchen zur Welt kam. Seine Eltern waren mehr als überrascht gewesen, als Sai ihnen mitgeteilt hatte, dass sie mit ihm gesprochen hatte, auch wenn es nur verwirrende Gefühle waren. Sie hatten einen deutlichen weiblichen Touch, somit hatten sie erneut vor der Geburt das Geschlecht erfahren.

„Wie soll sie eigentlich heißen?", fragte Emi mit aufgeregter Stimme.

„Ihr Name ist Sayenne", sagte er mit warmer Stimme. Sie würde wie seine verstorbene Großmutter heißen, von der Aleks und Onkel Zack viel erzählt hatten.

„Haben Astaroth und du eigentlich auch vor, Kinder zu kriegen?", fragte Emi in ihrer unschuldigen Art.

Fast hätte es Sai auf den Boden geschlagen und Tyron gab panische Vibes von sich, als ihm der Boden näher kam, als ihm lieb war. Asta lachte laut auf.

„Nein, noch nicht", sagte Sai deutlich und niemand fragte nach, doch jeder sah die Röte, die von einem zum anderen Ohr des Dämons wanderte. Schweigen und genießen.

༻✧༺


Erschöpft setzte sich Tyron auf das Bett und rieb seine nassen Haare trocken. Gott wie er es hasste, wenn Asta ihn mit ihrer Deva-Kraft brutzelte. Es war, als würde sie jedes Mal etwas in ihm reizen, das kurz davor war, hervorzubrechen.

Erinnerungen an den ersten Schock kamen ihm ins Gedächtnis. Es war, als hätte er innerlich gebrannt, so stark war die Magie gewesen, die durch seine Adern gerauscht war. Sein Körper hatte dem nicht standhalten können und er hatte die Kontrolle verloren. Schon damals hatte er das Gefühl gehabt, dass etwas aus ihm hervorbrechen wollte, doch als Jaden ihn berührt hatte, hatte es sich beruhigt.

Das sind doch nur Hirngespenste, du bist ein Mensch, finde dich damit ab. Auch wenn er nun mehr Magie nutzen konnte, da seine Deva-Seite erwacht war, war er immer noch ein Fliegengewicht im Vergleich zu Asta und Sai. Nein, du bist nicht eifersüchtig auf die beiden. Er schaute in den Spiegel, den er gegenüber dem Bett aufgehängt hatte. Du bist gut, wie du bist.

Plötzlich hörte er ein Flüstern. Sein Kopf wanderte verwundert durch den Raum. Niemand war hier. Erneut flüsterte es. Was?

Dann setzte der Schmerz ein. Er schoss durch seinen Brustkorb und Tyron schnappte nach Luft. Der Raum drehte sich, als er aufs Bett umklappte und sich keuchend an die Brust griff. Ein stummer Schrei stand auf seinem Gesicht, als die Magie durch seinen Körper schoss und ihn innerlich verbrannte. Panisch schaute er sich um, hob seine Hand, doch diese war verschwommen. Sie zerfiel in schwarzen Rauch, dann setzte sie sich erneut zusammen.

Der Raum vibrierte und plötzlich war alles schwarzweiß. Alle Farben waren gewichen. Er drehte sich und seine Augen trafen auf den Spiegel. Schwarze Augen mit einer weißen Iris schauten ihm entgegen. Ein Ruck ging durch seinen Körper und er begann zu schreien. Das Letzte, was er sah, waren zwei dunkelblaue Augen.

ENDE

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Das war "Sai - ein schicksalhafter Gedanke". Ich danke allen Lesern und Leserinnen, die die beiden bis zum Schluss begleitet und mit ihnen mitgefiebert haben.

Wir sehen uns hoffentlich bei "Eine schicksalhafter Moment". ;D

Wenn euch die Geschichte gefallen hat, würde ich mich über ein paar Sternchen freuen. Bis dann!

Eure Mausegöttin

Sai - ein schicksalhafter Gedanke (BAND 7) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt