Kapitel 34

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Als Aleks den Ruf hörte, schoss er nach oben und öffnete, ohne zu zögern, ein Portal. Als er aus diesem trat, war das Erste, was er sah, Sai blutend auf dem Boden liegend und Lyric auf einem sich wehrenden Dämon.

Aleks schnipste und fror die Zeit ein. Er brauchte eine Sekunde, um die Situation zu erfassen, überprüfte, ob andere Feinde in der Nähe waren, doch das schien nicht der Fall sein. Die Zeit setzte wieder ein und er kniete sich vor Sai. „Wer auch immer das war, dem wird der Tod wie eine Gnade erscheinen", sagte er mit eiskalter Stimme, die jedem in diesem Raum eine tiefgründige Angst einjagte. Dann legte er die Fingerspitzen der beiden Zeigefinger und Daumen zusammen und eine Membran aus Licht entstand dazwischen – diese zog er zu einem großen Rechteck auf, das er über Sais Bauch legte.

Seine Haut begann zu leuchten und dieses übertrug sich auf das Rechteck. Jeder sah es. Das Blut auf dem Boden begann rückwärts zu laufen, es lief zurück in Sais Körper und nach weniger als zwei Minuten schloss sich die Wunde. Er hatte das seit Zacks Verstümmelung nicht mehr aktiv angewendet, doch stetig verbessert.

Sai stöhnte erschöpft. Aleks' Arme leuchteten und er hob Sai hoch, auch wenn dieser eigentlich zu schwer für ihn sein sollte. Seine eisblauen Augen blickten einmal im Raum um, blickte jeden an und versprachen einen qualvollen Tod.

Lyric riss den Angestellten an den Haaren mit durch das Portal, das sich schloss.

Aleks legte Sai auf das Bett in seinem alten Zimmer, in dem er übernachtete, wenn er nicht bei Astaroth war. Zwar hatte er die Wunde geschlossen und den Großteil des Bluts wieder in den Körper transferiert, doch die Nachwirkungen des Blutverlusts würden Sai noch mindestens für einen Tag ausschalten, denn der Körper musste erst „merken", dass er es zurückerhalten hatte.

Nach kurzer Zeit betrat Astaroth das Zimmer. Sein Dämon war außer sich, als er Sais Blut roch, das Aleks gerade von dessen nackten Bauch wischte. Aleks hatte das Oberteil entfernt und Sai lag mit geschlossenen Augen dort.

„Was ist passiert?", knurrte Astaroth, versuchte sich zu zügeln. Sai antwortete ihm nicht, das war kein gutes Zeichen.

„Wir waren auf einer Party, um eine Spur zu verfolgen", sagte Lyric, der mit grimmigem Blick das Zimmer betreten hatte. „Sai war erfolgreich und hat drei Verräter entlarvt, dann wurde er aus dem Hinterhalt angegriffen. Ein Angestellter stieß ihm einen Dolch in den Unterbauch."

Das erklärte das Blut, doch warum hatte Sai das nicht bemerkt. Er hätte doch unmöglich die Mordlust von diesem übersehen können. „Was habt ihr erfahren?", fragte Astaroth, so ruhig es ging.

„Das kann ich dir nicht sagen, nur Sai weiß es. Doch ich habe den Angestellten in Belials Kerker verfrachtet", fuhr Lyric mit kalter Stimme fort.

Astaroth spürte den Hass und die Wut von Lyric, Sai nicht beschützt zu haben. Er kniete sich neben Sai und strich ihm die Haare aus dem Gesicht. Er schwitzte, deshalb klebten sie an dessen Schläfe. Ohne zu zögern, biss sich Astaroth in den Unterarm und nahm sein Blut auf, dann presste er seine Lippen auf Sais und ließ sein Blut in dessen Mund fließen.

Aleks heilte die Wunde mit einer Berührung. „Er ist nicht in Lebensgefahr. Der schlagartige Blutverlust hat ihn nur ausgeknockt, auch wenn ich diesen, soweit es mir möglich war, rückgängig gemacht habe", sagte Sais Mutter, der aufgestanden war.

Der Höllenfürst legte die Hand an sie Wange seines Gefährten, der bewusstlos vor ihm lag. Sai, was hast du gesehen? Warum hat jemand versucht, dich zu ermorden? Sie würden warten müssen, bis Sai aufwachte, denn nur er hatte die Antworten. Doch bis dahin würde er sich den Angestellten vorknöpfen.

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Er saß in der Zelle, in der der Dämon ihn nach seinem Attentat geschleppt hatte. Ich habe es nicht geschafft. Ich habe sie enttäuscht. Er hatte die Anweisung nicht ausgeführt, denn der Dämon lebte noch. Als er Schritte hörte, schaute er auf. In seinem Leben hatte er nicht oft Angst gehabt – doch das, was er sah, jagte ihm eine Angst ein, die er niemals zuvor gespürt hatte.

Sai - ein schicksalhafter Gedanke (BAND 7) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt