„Und du hast auch alles eingepackt, Sai?", fragte Aleks und schaute seinen Sohn an, der die Augenbrauen hochzog.
Auch wenn seine Mutter es schon drei Mal überprüft hatte, er war wirklich hartnäckig. Glücklicherweise hatte Sai wie sein Vater eine sehr geduldige Seite und sagte nichts, nickte nur.
Sai konnte sich erinnern, als er einmal seine Mutter wütend gemacht hatte. Er hatte seinen vollen Namen gesagt, was schon ein eindeutiges Zeichen gewesen war, dass er in Schwierigkeiten steckte - doch was danach kam, war weit schlimmer als jede Strafe gewesen, die er bisher erlebt hatte. Seine Mutter hatte sich einfach umgedreht und nicht mehr mit ihm gesprochen - drei Tage lang.
Man glaubt es sei ein Segen, wenn die Eltern einen in Ruhe ließen, doch das war es nicht gewesen. Am Ende hatte sich Sai auf Knien entschuldigt und es war ihm eine Lehre gewesen. Die ganze Zeit hatte er von Aleks nur Gefühle der Enttäuschung empfangen, keine Liebe.
Belial stand neben seinem Gefährten und sah ihn eventuell mit einer Prise Mitleid an. Sai tastete nach. Jap, Mitleid. Doch sein Vater würde nicht wagen, etwas zu sagen - dafür lag ihm sein Seelenfrieden zu sehr am Herzen. Richtige Entscheidung, Dad. Lassen wir ihn einfach machen.
Sein Vater schien seinen Blick zu verstehen und nickte. Belial hatte ihm davon erzählt, dass er seine Mutter verletzt hatte. Er hatte sich ebenfalls drei Tage zurückgezogen, in die Menschenwelt mit seinem Onkel. Doch für seinen Vater war es die Verdammnis gewesen, denn seine Mutter war sein Herz und die Trennung war kaum zu ertragen gewesen. Wer hat gewonnen? Ich denke, das weiß jeder, denn einen Kampf mit meiner Mutter kann man nur verlieren. Dabei war sein Vater schon mehrere Jahrhunderte alt...
Herz. Nicht dran denken. Sai schüttelte den Kopf und vertrieb die aufsteigenden Gedanken, schenkte der Realität wieder Aufmerksamkeit.
Seine Mutter hatte sich zu ihm heruntergebeugt und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Sai, wenn etwas ist, ruf uns. Wir werden kommen, egal was ist. Wir wünschen dir einen schönen Schultag", sagte Aleks und umarmte seinen Sohn. Dieser umarmte ihn zurück und er erhielt positive Gefühle in seinem Kopf als Antwort.
Ein Portal öffnete sich und Zack kam heraus. „Habt ihr es bald? Sie kommen noch zu spät", sagte Aleks' Bruder. Asta spazierte ihrer Mutter hinterher, einen Beutel lässig über der Schulter hängend.
Belial öffnete ein Portal und Sai nickte Asta zu, dann gingen sie gemeinsam hindurch - alleine. Sie traten auf einen großen Hof hinaus, dem Hof ihrer Schule.
Asta seufzte. Eltern sind kompliziert.
Sai nickte und antwortete ihr: Hat deine Mutter auch das Nervenflattern bekommen?
Asta schüttelte den Kopf. Nein, es war mein Dad. Meine Mum ist richtig entspannt. Er hat meinen Dad zum Glück um den Finger gewickelt, sonst würde ich heute nicht hier sein.
Das überraschte Sai. Er hatte Onkel Lucan für entspannt gehalten, doch anscheinend war bei ihnen Onkel Zack die Konstante. Wobei es auf dem zweiten Blick nicht verwunderlich ist, immerhin war er auch der Beschützer seiner Mutter.
Gemeinsam liefen sie auf das Gebäude zu. Er spürte ein leichtes Kribbeln auf der Haut, wo das Tattoo seiner Byakko-Dämonin war. Ash ist unruhig. Als er zu Asta schaute, hatte sie dieselben Gedanken. Sie waren wohl alle nervös.
Als die beiden die Empfangshalle betraten, waren dort außer ihnen noch andere junge Dämonen und Dämoninnen. Die Leitung der Lehranstalt hielt eine Rede, dann wurden sie in Gruppen eingeteilt und über das Gelände geführt.
Insgesamt bestand dieses aus mehreren Gebäuden, wobei jedes einer Stufe gehörte. Wenn man die letzte Stufe bestand, war man mit dieser Schule fertig. Dabei wurde zwar nach Reife geschaut, aber auch nach Fähigkeiten. So waren Kameraden teilweise bis zu zwanzig Jahre auseinander.
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Sai - ein schicksalhafter Gedanke (BAND 7) ✅️
FantasíaEin schallende Ohrfeige schleuderte Sais Kopf zur Seite. „Achte darauf, mit wem du sprichst. Das geht dich nichts an", erklang eine wütende Stimme. In diesem Moment wusste Sai nicht, was er fühlte. Fassungslosigkeit, Entsetzen, Wut, Schmerz. Er hat...