Special - Besuch eines Wirbelwinds beim Höllenfürsten

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Ein helles Lachen erklang und Haare flogen durch die Gegend. Astaroth wusste, dass er kommt, bevor die Tür auch nur aufging. Es war, als würden seine inneren Dämonen es spüren. Die Tür flog auf und ein kleiner Wirbelwind rannte in sein Arbeitszimmer. Kleine Füße kamen um die Ecke, himmelblaue Augen schauten ihn an und auf dem kleinen Gesicht bildete sich ein Lächeln, welches dem Sonnenaufgang gleichkam.

„Taro", erklang die Stimme des kleinen Dämons, der Astaroths Leben seit dem erstem Augenblick durcheinander brachte.

Eine tiefe Wärme und Zuneigung breitete sich in der Brust der Höllenfürsten aus und er beugte sich vor, um den Kleinen auf seinen Schoß zu ziehen. „Bist du wieder ausgebüchst, Matangi?"

Sai schaute zu seinem Wächter und grinste. Er mochte den Kosenamen, mit dem Astaroth in ansprach. Seine Hand legte sich an die Wange des Dämons mit den gelben Augen, die ihn an die Sonne erinnerten, und er zeigte ihm seine spektakuläre Flucht vor seiner Mutter.

Das wird Ärger geben. Kaum hatte Astaroth den Gedanken zu Ende gedacht, hörte er schon die Schritte. Besagte Mutter – auch der Gott der Zeit – kam ins Arbeitszimmer und stemmte die Hände in die Hüfte.

Sai zuckte und versuchte sich unter dem Tisch zu verstecken, doch sein Wächter hob ihn an der Hüfte hoch und setzte ihn vor sich auf den Tisch. „Ein Dämon steht für seine Entscheidungen und Taten ein, Esai. Nun stelle dich deiner Mutter", sagte er nur, auch wenn der kleinen Dämon zappelte.

„Esai", erklang die tiefe Stimme von Aleksander.

Sai zuckte und duckte sich. Na ist sauer. Das war meist kein gutes Zeichen. „Entschuldige, Na. Ich war nur so aufgeregt, Taro endlich zu sehen." Er freute sich schon seit Wochen auf diesen Tag, denn heute würde er einen ganzen Tag mit seinem Wächter verbringen. Dafür hatte er schon so viel vorbereitet und geplant.

Aleks schaute seinen Sohn an, sah den aufrichtigen Blick. Ach Sai... sein Gesichtsausdruck wurde weicher. Er lief zu seinem Sohn und zog ihn an sich. „Dieses Mal lasse ich es durchgehen, doch das nächste Mal werden wir ein ernstes Wörtchen reden. Nun zeig Astaroth, was du für ihn gemacht hast."

Begeistert nickte Sai und sprang auf den Boden, nahm den kleinen Sack, den Aleks mitgebracht hatte. Dort hatte er Schlafsachen und seine Spielsachen – unter anderem sein selbstgemachtes Schwert und das Geschenk für Taro. Er kramte etwas, bis er es fand.

Währenddessen schaute Aleks entschuldigend zu Astaroth, der abwinkte. Belustigt sah er, wie der kleine Arm des Dämons in dem braunen Säckchen verschwand und dieser herumkramte, bis er schließlich fündig wurde. Zum Vorschein kam eine kleine Figur aus Holz.

Sai hatte diese unter Blains Aufsicht mit viel Mühe geschnitzt. Es sollte einen Drachen darstellen, wenn er auch nicht ganz so gelungen war. Stolz ging er zu seinem Wächter und hielt sie ihm hin. „Für dich, Taro."

Vorsichtig nahm Astaroth das Geschenk an, das er von seinem Schützling gerade erhalten hatte. Er sah den etwas schiefen Drachen mit einigen Ecken und Kanten, doch ein tiefes Gefühl breitete sich in seiner Brust aus. In diesem Moment hatte er etwas Wertvolles erhalten – Sais erstes Geschenk an ihn. Wobei das nicht ganz stimmte, denn er wusste, dass er bei ihrer ersten Begegnung etwas erhalten hatte, das er nicht bestimmen konnte. „Ich werde sie in Ehren halten, direkt neben meinem Bett soll sie stehen, damit ich sie jeden Abend bewundern kann."

Ein Lachen erschien auf Sais Gesicht.

„Gut, dann lass ich euch alleine. Ich hole ihn morgen früh wieder ab", sagte Aleks und drehte sich mit einem sanften Lachen um. Sai schien den Höllenfürsten – einer der mächtigsten Dämonen der Hölle – bereits in seinen kleinen Händen zu haben. Er wusste, dass die beiden eine besondere Bindung hatten, die bei Sais Geburt geschmiedet worden war.

Sai - ein schicksalhafter Gedanke (BAND 7) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt