Kapitel 36

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„Es macht keinen Sinn", sagte Sai und sieben Gesichter schauten ihn verwirrt an. Jeder wusste, dass es in Sais Kopf arbeitete.

Immer wieder ging Sai die Szenen durch, dann wusste er, was ihn störte. „Der Ball", sagte er und schaute in die Runde. „Wenn jemand Astaroth zu Fall bringen möchte, warum hat man es nicht bei dem Ball versucht? Ein Attentäter als Tanzpartner wäre doch die perfekte Gelegenheit gewesen. Keine Krieger waren anwesend, nur das potentielle Opfer. Dass meine Eltern kommen würden, war doch nicht abzusehen. Zudem nun die Angriffe gegen mich. Warum der Umweg über eine Gefährtin, die das ausführt?"

Astaroth wusste, dass Sai nah an etwas dran war, das entscheidend sein würde. Doch was stimmte mit dem Ball nicht?

Wieder murmelte er vor sich hin, dann sahen sie es. Er hatte es durchschaut. Ein ungläubiger Gesichtsausdruck breitete sich auf dessen Gesicht aus. Das ist nicht möglich, dachte Sai. Der Schlüssel war tatsächlich die erste Szene, doch er musste Gewissheit haben, also drehte er sich zu Lucan.

„Lucan, würdest du als Attentäter bei einer Versammlung der Oberbefehlshaber und Stellvertreter angreifen?"

Nun schienen die anderen auch zu verstehen, worauf er hinauswollte. „Nein, das wäre Selbstmord. Zudem war der Angriff aus der Entfernung und hätte Astaroth mit Sicherheit nicht töten können", antwortete Lucan.

„Nicht nur das. Wanko, der als Einziger nahe genug gewesen war - wenn man davon absah, dass er hinter Paola stand - hatte keine Waffe dabei. Wieso hat man ihn nicht in das Attentat mit einbezogen, wenn er davon gewusst hatte? Was hatten sie mit diesem Attentat erreichen wollen, wenn es nicht Astaroths Tod war?"

In allen Köpfen arbeitete es fiebrig, denn Sai hatte recht. Es machte keinen Sinn auf einer Kriegerversammlung einen Fernangriff zu starten, aber auf einem Ball, bei dem man dem Opfer nahekommen konnte, keinen.

„Was, wenn Astaroth gar nicht ermordet werden soll?", sagte Zack.

„Astaroth, wie lautet die Prophezeiung, die du erhalten hast?", sagte Lyric.

„Die Räder des Verrates beginnen sich zu drehen und das Feuer entflammt. Die Asche verdeckt die Sicht, doch nur wenn die Dunkelheit erwacht, wird der Drache die Wahrheit enthüllen und lautlos den Fall verhindern. Wenn das Herz erwacht, beginnt der Anfang vom Ende", sprach der Höllenfürst mit tiefer Stimme.

Sai tastete nach ihr, doch er spürte und hörte nichts. Er konnte sie nicht lesen, diese Erkenntnis erschreckte ihn. Das war ihm noch nie passiert. Dass er bei der Frau nichts wahrnahm, bedeutete, dass sie ihr gesamtes Wesen, all ihre Gedanken und Gefühle in eine Kiste gesperrt hatte und diese undurchdringlich war.

Was für ein Leben führst du, wenn du dich und dein Herz selbst einsperrst?

Nein, nein, nein. Ist das möglich?

„Die Finger in fremden Honig zu tauchen, führt unweigerlich zu einem unschönen Ende."

Sai stand auf. „Wir lagen völlig falsch. Mit dem letzten Teil war niemals ich gemeint", sagte er. Die Puzzleteile setzten sich zusammen.

„Wer ist dann gemeint?", fragte Astaroth und schaute seinen Gefährten an.

„Es ist ihr Herz gemeint. Das Herz der Anführerin. Wir lagen völlig falsch. Es ist nicht dein Fall gemeint Astaroth, sondern der ihre. Sie ist wie Asche - jemand der existent ist, aber nicht sichtbar. Sie ist immer im Hintergrund, jemand der nie Beachtung erhalten hat, weil jemand anderes sie wie ein helles Feuer überstrahlt hatte. Sie ist jemand, der nicht gesehen wird und immer mehr in der Dunkelheit, in ihrem Hass, ihrer Verzweiflung versinkt."

Sai - ein schicksalhafter Gedanke (BAND 7) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt