Mit einem Keuchen schreckte Sai nach oben. Ketten rasselten und hallten in dem dunklen Raum wider. Ein stechender Kopfschmerz zog sich durch seinen Kopf und Übelkeit stieg in ihm auf. Der kalte, harte Boden, auf dem er lag, ließ seine Muskeln und Knochen ächzen.
Er gab sich zehn Minuten in der Hoffnung, dass es besser werden würde, und nach und nach verschwand zumindest die Überkeilt. Hölle, mit was haben sie mich denn betäubt? Doch die entscheidenden Fragen waren nun, wo war er und wie lange war er weggetreten gewesen? Vorsichtig setzte er sich auf, gegen die Wand, an die er gekettet war. Seine Hände waren auf dem Rücken mit Dämonenfesseln gefesselt, die jeden Funken Magie seiner dämonischen Seite unterdrückten. An diesen war eine dicke Eisenkette befestigt, die in die Steinwand hinter ihm verlief.
Nach und nach gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit und er schaute sich in seiner Zelle um. Sie war etwa fünf auf fünf Meter mit dunklen, moosigen Steinmauern, durch die kein Lichtstrahl drang. In der Wand gegenüber von ihm war eine große Eisentür eingelassen – der einzige Ausgang aus diesem Gefängnis.
Ein Geräusch erklang rechts von ihm und er schaute in die Ecke. Erst jetzt sah er die Gestalt, die dort an die Wand gekettet war. Leider konnte er nicht erkennen, um wen oder was es sich handelte. Von dieser Person gingen jedoch drei Eisenketten zur Wand, eine vom Rücken aus, die anderen von einem Ring am Hals. „Wer bist du?", krächzte er in der Hoffnung, die Person würde sich zu erkennen geben. Er tastete nach ihr, doch traf auf eine Mauer, ähnlich wie die seines Vaters.
„Du zuerst", erklang eine weibliche Stimme. Sie klang geschwächt, aber es schwang eine gewisse Autorität mit.
Sai antwortete ihr, denn er hatte nichts zu verlieren. Seine Entführer wussten, wer er war. „Mein Name ist Esai, ich bin der Sohn von Belial dem Schatten und dessen Gefährten Aleksander." Ein Keuchen drang an sein Ohr und er spürte plötzlich Gefühle, die die Dämonin zuvor zurückgehalten hatte. Es war Ungläubigkeit und Hass, doch nicht ihm gegenüber, sondern seinen Entführern.
„Jetzt entführen die auch schon Kinder, ich fass es nicht. Wie konnte sie nur so weit gehen? Keine Sorge, ich werde alles tun, um dich zu beschützen, Kleiner", sagte sie und schaute ihn direkt an.
Er sah zwei hellleuchtende braune Augen. „Wer bist du und warum bist du hier?", fragte Sai in einer unschuldigen Stimmfarbe.
„Mein Name ist Pruden die Ruchlose. Ich bin eine Oberbefehlshaberin des Fürsten Astaroth. Ich habe gegen die Verräter im Untergrund ermittelt, die Astaroth zu Fall bringen wollen. Leider wurde mir eine Falle gestellt und ich wurde von einem Nahestehenden verraten, sodass ich nun hier bin. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, doch mein Verschwinden sollte nun auch bis zu meinem Kuro vorgedrungen sein. Doch Esai, warum bist du hier?"
Nun wussten sie auch, wo Pruden geblieben war. Dass sie nicht die Anführerin des Verräterrings war, war ihnen sofort klar gewesen, denn sie war eine erfolgreiche Dämonin, die im Rampenlicht stand. Sie passte schlichtweg nicht in das Profil, das sie erstellt hatten. Dass sie jedoch in den Händen des Feindes war, war doch unerwartet gekommen.
„Das ist eine gute Frage. Ich denke, meine Entführer heißen meine aufkeimende Verbindung mit Astaroth nicht gut oder es hat etwas mit meinen Eltern zu tun", antwortete Sai so vage wie möglich.
Die Dämonin schätzte den jungen Mann ab. Sie konnte leider nicht feststellen, welchen Rang er hatte oder wie stark er war, da seine Kräfte wie die ihren versiegelt waren. Irgendwie mussten sie es hier herausschaffen. Den Sohn von Belial zu entführen war ein Fehler gewesen, der ihre Feinde schwer zu kosten kommen würde. Sie wussten nicht, dass die wirkliche Gefahr von dessen Mutter Aleksander ausging, der nicht nur Sohn eines Erzengels war, sondern auch selbst einer war. Zudem glaubte sie, besaß dieser noch ganz andere Fähigkeiten, die sie sich gar nicht ausmalen wollte. Die Frage war nur, was hatten sie mit ihm vor? „Esai. Wie ist der Stand draußen, weißt du irgendetwas?", fragte sie, in der Hoffnung, dass der Junge etwas wusste.
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Sai - ein schicksalhafter Gedanke (BAND 7) ✅️
FantasiEin schallende Ohrfeige schleuderte Sais Kopf zur Seite. „Achte darauf, mit wem du sprichst. Das geht dich nichts an", erklang eine wütende Stimme. In diesem Moment wusste Sai nicht, was er fühlte. Fassungslosigkeit, Entsetzen, Wut, Schmerz. Er hat...