Kapitel 20

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„Lass mich damit beginnen, dass mein Vater ein Leviathan war, meine Mutter ein Sìthe-Dämonin. Ich kann dir jedoch nicht viel von ihnen erzählen, denn ich habe sie nie kennengelernt."

Bestürzung trat in Sais Gesicht. „Sind sie-", er sprach es nicht aus.

„Nein, Lotó, sie sind einfach verschwunden. Ich weiß nicht, was mit ihnen geschehen ist. Sie haben mich als Neugeborenes auf der Schwelle meiner Tante ausgesetzt. Sie hat sich mir angenommen und mir den Namen gegeben, den ich heute trage. Ich wusste, bis sie mir die Wahrheit erzählt hatte, gar nicht, dass sie nicht meine Mutter gewesen war."

Sai schaute nachdenklich nach unten. „Wie war sie so?", fragte er seinen Dämon.

Ein leises Lachen kam ihm über die Lippen. „Sie war... anders." Und er erzählte...

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„Taʻemaʻa, beweg deinen Hintern her, aber flott", hallte eine Stimme durch das Haus. Astaroth lief die Treppe nach unten und hielt vor der großgewachsenen Frau mit einem grimmigen Ausdruck an. Nalya – seine Tante – war mehr als zwei Köpfe größer und wirklich furchteinflößend, wenn sie sauer war. Sie hatte lange schwarze Haare und wie er gelbe Augen. Das lag in der Familie und hatte sein Vater ebenfalls gehabt.

Die Dämonin schaute zu dem gerade 34 Jahre alten Dämon, der sich nervös die Hände rieb. „Hast du mir etwas zu sagen?", fragte sie, gab ihm eine Chance, sich zu erklären.

„Es war nicht meine Schuld. Sie haben angefangen", begann Astaroth. Er wusste, dass er Mist gebaut hatte, doch sie hatten seine Eltern beleidigt – gesagt, sie hätten ihn weggeworfen. Da war es mit ihm durchgegangen.

Nalya ging vor ihm auf die Knie, schaute ihn an. Scham stand in seinem Gesicht. „Ich-"

„Astaroth, was ist Stärke? Was habe ich dir beigebracht?", fragte sie den Jungen.

Dieser schaute sie an und sprach die Worte, die sie ihm so oft gesagt hatte. „Stärke ist, Entscheidungen zu treffen, ohne sich von seinen Gefühlen leiten zu lassen." Ja, das waren die Worte, doch er hatte nicht nach ihnen handeln können.

„Taʻemaʻa, diese Dämonen kennen dich nicht. Sie sehen etwas – einen Aspekt von außen – ohne in der Lage zu sein, diesen beurteilen zu können. Du wurdest nicht weggeworfen, sondern mir anvertraut. Du bist mein Sohn und wirst einen Weg beschreiten, der uns – mich und meinen Bruder – stolz machen wird. Niemand kann dir sagen, was du nicht bist oder sein wirst. Diese Entscheidungen wirst du treffen und das wird deine Stärke sein." Die Worte waren ruhig gesprochen und gingen tief. Nalya war niemand, der tiefe Emotionen zeigte, doch sie war gerecht. „Gut, dann wirst du nun deine Strafe antreten."

Erneut schaute Astaroth zu Boden, dann ballte er die Fäuste, schaute auf und nickte. Wenn er etwas verbrochen hatte, würde er Wiedergutmachung leisten – so waren die Regeln.

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„Sie hat mich stark gemacht, mir gezeigt, wie ich aufrichtig durch das Leben gehe. Schon früh bildete sie mich an den Waffen und im Nahkampf aus. Ihr Training war hart und sie zeigte keine Gnade, doch sie hat mich gelehrt, dass Aufgeben keine Option war", sagte Astaroth.

Sai hörte schweigend zu. Er hatte ein Bild von der Frau. Vielleicht ist es ein Charakterzug der Leviathane. Sein Vater war auch eher ruhig und zeigte weniger Emotionen, außer seine Mutter war bei ihm.

Sein Gefährte fuhr fort: „Als ich jedoch 67 Jahre wurde, geschah etwas, was mein Leben änderte. Ich begegnete ihm..."

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Sai - ein schicksalhafter Gedanke (BAND 7) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt