Sai - ein schicksalhafter Gedanke (BAND 7) ✅️

Kapitel 35

Sai zog seinen Kampfanzug an, der ihn als Assassine auszeichnete. In diesem fühlte er sich ruhig und geerdet – fühlte er, wie er alle Emotionen, alle Ablenkungen zur Seite schieben konnte. Er wurde kalt und die Dunkelheit umschloss ihn wie eine zweite Haut. Er atmete tief ein und aus, dann war er angekommen. Er war bereit.

Lucan stellte sich neben ihn, hatte einen flexiblen Kampfanzug an, der ihn nicht behinderte. Sie waren jedes erdenkliche Szenario durchgegangen, doch sie hatten einen unschlagbaren Vorteil – sie konnten wortlos kommunizieren und beide konnten Gegner wahrnehmen, bevor sie diese sahen.

Gemeinsam reisten sie in die Nähe des Ortes, an dem das geheime Treffen stattfinden würde. Versteckt in den Büschen, unterdrückten sie ihre Aura und warteten, dass jemand an ihnen vorbeilief. Schon bald tauchten zahlreiche Kuttenträger auf, die zu dem Portal liefen, das sie an den Treffpunkt bringen würde.

Unauffällig umgriffen beide jeweils einen und zerrten sie lautlos ins Gebüsch, wo sie sie außer Gefecht setzten. Sai entnahm alle wichtigen Informationen aus ihren Köpfen, dann legten sie sich selbst die Kutten und die Ketten um, die ihnen den Zugang gewähren würden. Gemeinsam liefen sie zu dem Portal, dass leuchtete, als sie dieses berührten. Es akzeptierte sie und ließ sie ein.

Schlau. Der Ort kann nur von Anhängern mit einem Schlüssel betreten werden. So kann niemand ungeplant dorthin gelangen. Theoretisch zumindest. Die Anführerin musste sowohl sehr schlau sein, aber auch die Mittel haben, solch einen Zauber zu schaffen.

Das Portal öffnete sich und sie traten heraus. Steinerne, raue Wände mit Fackeln begrüßten sie, was sehr ungewöhnlich war, denn normalerweise wurden Leuchtsteine verwendet. Der Boden war erdig. Das muss ein unbewohnter Ort sein, der nur für das Treffen ausgewählt wurde. Er schaute zu Lucan, der die Umgebung abscannte. Halt die Augen offen, mir gefällt es nicht, an einem Ort zu sein, bei dem ich den Ausgang nicht riechen kann, hörte er Lucans Gedanken und nickte.

Es konnte gut sein, dass sie in einer geschlossenen Kammer in einem Berg waren, wo es keinen Ausgang gab. Es war auch nicht möglich ein Portal hier zu öffnen, denn ein starker Schutzzauber verhinderte es, sie mussten also sehr vorsichtig sein. Sie liefen mit den anderen Anhängern mit, hielten sich aber im Hintergrund.

Der Gang war relativ lang, doch bald öffnete sich diese in eine große Kammer. Ihre Vermutung, dass sie innerhalb eines Berges oder unterhalb der Erde waren, bestätigte sich, denn das hier war eine natürliche Höhle mit zahlreichen Felsbrocken, Senken und Tiefen. Wir müssen davon ausgehen, dass das Portal der einzige Ausgang ist, sprach er zu Lucan, dem das nicht gefiel. Seine Naturelle mochten es nicht, eingesperrt zu sein.

Sie platzierten sich unauffällig an einer Wand, weit entfernt von den anderen. Die Höhle füllte sich nach und nach. Sai ließ Empathie von der Leine und es tobte sich aus, schaute in die Köpfe der Anwesenden, raubte ihnen ihre Gedanken und Gefühle. Er speicherte jedes Gesicht und Namen ab, damit ihnen später niemand durch die Lappen ging.

Die Gedanken waren das, was er erwartet hatte, sie handelten alle von Gier, Hass, aber auch Bewunderung und das Streben nach Anerkennung. Manche waren tatsächlich auch einfach aus Langeweile hier, wollten in ihrem tristen Alltag etwas Aufregendes erleben. Eine sarkastische Stimme in Sais Kopf sprach das aus, was er dachte. Schatz, ich langweile mich etwas. Wollen wir an einem Putschversuch an unserem Höllenfürsten mitmachen? Das könnte doch Spaß machen. Diese Idioten hasste Sai unglaublich.

Er teilte alle seine Informationen sofort mit Lucan, damit dieser, sollte ihm etwas zustoßen, sie an Astaroth weitergeben konnte.

Langsam wurden die Anhänger unruhig, warteten, dass sich ihre Anführerin endlich zeigte. Dann spürten sie eine Resonanz. Auf dem Boden leuchtete ein heller magischer Zirkel auf, der sich zu drehen begann. Daraus schwebte eine Gestalt empor und ein Raunen ging durch den Raum. Die Anführerin liebt wohl dramatische Auftritte.