ungeboren

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Jay hatte mich aus dem Saal gezogen und ich lief wie beteubt hinter ihm her.
Ich fühlte mich schlecht wegen der Sache mit Khai.
Mir war schon fast übel.
Ich bemerkte das Jay mich in sein Zimmer bringen wollte, doch ich riss mich rechtzeitig los.
Er wendete sich verwirrt zu mir.
"Was ist?"
Ich schüttelte den Kopf.
"Ich komme nicht mit dir mit. Du bist sturzbetrunken!"
Jay runzelte die Stirn.
"Hast du Angst das ich dir etwas antue?"
Fragte er fassungslos.
Ich verschrenkte die Arme.
Ich hatte tatsächlich ein wenig Angst.
Jay konnte seine Wut nicht wirklich zügeln.
"Nein. Habe ich nicht."
Er legte den Kopf schief.

"Was ist es dann?"

Ich biss mir auf die Lippen.

"Sag bloß du hast Mitleid mit Khai."
Ich schloß die Augen und regte mich über mich selbst auf. Warum guckte ich ihm auch ständig in die Augen?
Seine Gabe wär echt verdammt unfair.
Man musste ihn einfach in die Augen sehen. Seine Augen waren zu verlockend. So konnte er in die Gedanken von jeden sehen.
Wie eine Falle.
Ich schaute auf meine Füße um nicht in seine Augen zu sehen, doch er nahm mein Kinn und hob es an. Jetzt konnte er jeden Gedanken von mir aufnehmen.
Seine Mundwinkel zuckten.
"Ich habe recht. Du hast Mitleid mit ihm."
Stellte er enttäuscht fest.
Ich entfernte seine Hand von meinem Kinn und schaute zur Seite.
"Das habe ich."
Rief ich laut.
"Ich finde es ehrlich gesagt unfair das du ihm den Mord deiner Eltern vorwirfst."
Sagte ich fest überzeugt.
Ich sah ihm wieder starr in die Augen.
Sollte er doch meine Gedanken lesen. Ich sprach sowieso alles aus was ich dachte. Keine Geheimnisse mehr.
Ich hasste Geheimnisse.
"Vorwerfen? Das ist Tatsache!"
Brüllte er empört.
Ich verschrenkte die Arme.
"Jayden er war gerade mal elf! Wahrscheinlich wusste er nicht einmal was er da tut."
Rief ich und trat einen Schritt näher an ihn heran.
"Ich verstehe deinen Schmerz und deine Wut..."
Ich sah ihn in die Augen als wäre ich die jenige die seine Gedanken lesen konnte.
"Aber du zerstörst khai damit. Er trägt eine verdammt schwere last mit sich und gibt sich wahrscheinlich ständig die Schuld. Du machst es ihm nicht gerade einfacher."
Der Kronleuchter bebte vor Elektrizität.
Bald würde meine Haare in alle Richtungen abstehen.
Ich nahm Jays Hand und drückte sie.
"Ich erwarte nicht das du dich mit ihm versöhnst, aber versuch ihm wenigstens zu verzeihen und rede mit ihm."
Sagte ich nun sanft als würde ich ihn um einen Gefallen bitten.
"Ich kann nicht."
Sagte er.
"Ich kann nicht."
Wiederholte er leise.

"Doch das kannst du."
Ich lächelte aufmunternd und ließ seine Hände los.
Als ich mich umdrehte und ihn stehen ließ fühlte dies sich ebenfalls wie ein verrat an. Als würde ich ihn mit seinen Gefühlen im Stich lassen.
Allerdings war das eine Angelegenheit zwischen Jay und Khai.
Außerdem habe ich etwas vor.
Es war nämlich höchste Zeit diesen misteriösen Geheimnissen von Juhell nachzugehen.
Ich musst etwas wagen.

(...)

Mit einem Dolch in der Hand stand ich vor der riesigen türkisen Tür.
Als ich diese auf riss zuckte die Besitzerin dieses Zimmers zusammen.
Sie starrte mich an als hätte ich sie entblößt und ohne Klamotten aufgefunden. Ich betrat das Zimmer und schloß die Tür hinter mir.
Ich lehnte mich am Türrahmen und betrachtete sie schmunzelnd.
Sie trug einen seidigen Bademantel.
Wahrscheinlich wollte sie sich gerade schlafen legen.
"Guten Abend verehrte Mary."
Lächelte ich und fuhr mit meinen Fingerkuppen über der Klinke meines Dolchs. Und es wirkte genau so wie ich es wollte.
Sie sah schockiert aus.
In ihren Augen war ich ein Monster.
So sah sie wohl jeden Widder an.
Mit diesem verachtenden Blick.
"Wie bist du hier reingekommen!? Was hast du mit den Wachen vor meiner Tür gemacht?"
Ihre schrille Stimme drang zu mir durch.
Ich zuckte kurz mit den Schultern.
"Das was ich auch mit dir gleich machen werde."
Sagte ich und drehte meinen Dolch in der Hand hin und her.
Ihr Mund stand offen.
Waren da etwa Tränen die in ihren Augem funkelten?
"Wo ist Jay?"
Fragte sie zitternd.
Ich verdrehte die Augen.
"Zu viele Fragen. Dabei bin ich diejenige die hier die Fragen stellt."
Sie runzelte die Stirn und traute sich nicht sich zu bewegen.
Ich war froh das sie keine Elektrizität beherrschte da Jay diese schon längst vollständig von ihr übertragen bekommen hatte.
Sie war ohne ihre Kräfte machtlos.
Ich kam in langsamen Schritten auf sie zu.
Sie lief nach hinten.
"Ihr seid tatsächlich alle Monster!"
Keuchte Sie mit einen Angst erfüllten Blick in den Augen.
Ich hob die Augenbrauen und stand nun ganz dicht vor ihr. Der Dolch war auf ihre Kehle gerichtet.
"Gott du ekelst mich an. Du denkst ernsthaft du könntest Jay von mir fernhalten wen du ihn drohst mich zu töten?"
Ich lachte laut.
"Wer ist hier das wahre Monster? Wir oder du?"
Sie sah mich Bewegungslos an.
"Ihr."
Antwortete sie so selbstverständlich wie es nur ging.
Am liebsten hätte ich ihr einen Schlag in ihr faltiges Gesicht verpasst.
"Wir haben dir nie etwas angetan im Gegensatz zu dir!"
Fauchte ich.
Ihre Miene veränderte sich.
"Nie?"
Sie sah plötzlich ganz zerbrechlich aus.
"NIE?"
Ihr Kinn bebte.
Sie hatte sich gerade an etwas sehr schmerzvolles zurück erinnert.
Tränen funkelten in ihren dunkelblauen Augen.
"Er hat alles ruiniert!"
Rief sie laut.
"Er?"
Hackte ich nach.
Sie entgegnete mir nur mit einem Schluchzen.
"Ich hasse euch so sehr. Ich hasse ihn. Ihr seid herzlose Wesen."
Sagte sie und ich spürte das sie alles so meinte wie sie es sagte.
"Sie reden von Juhell."
Stellte ich fest.
Als ich seinen Namen aussprach sah sie aus als würde sie gleich vor Trauer und Wut gleich in Flammen aufgehen.
"Sprich seinen verdreckten Namen nicht aus."
Rief sie.
Ich sah ihr Schmerzverzogenes Gesicht an.
Irgendetwas stimmte nicht.
Warum hatte ich plötzlich Mitleid mit ihr. Sie war doch die Böse.
So viel Schmerz kam von ihr aus.
Sie hatte sich auf ihr Bett gesetzt und Tränen liefen ihr über die wangen.
Ich ließ meinen Dolch sinken.
"Meine Gütte was wurde ihnen angetan?"
Murmelte ich verwirrt.
Sie sah zu mir hoch.
Ihr Blick war vernichtend.
"Tu nicht so unwissend du Monster!"
Ich kniete mich hin.
"Ich bin Ahnungslos und habe diese ganzen Geheimnisse so satt. Also spucken sie alles raus oder ich werde das letzte sein was sie vor ihrem elenden Tod sehen werden."
Sie wischte sich ängstlich mit der Hand die Tränen weg und sah zu mir hoch.
"Er hat..."
Sie sah vielsagend zu mir hoch.
"Unser Leben zerstört."

"unser?"
Fragte ich und meine Augen weiteten sich.

"Ich habe einst vor langer Zeit dieses Monster geliebt."
Sagte sie brüchig.
Mein Herz rutschte mir in die Hose. Es fühlte sich an als hätte ich das letzte puzzleteil gefunden.
"Nie im Leben!"
Flüsterte ich.
Sie nickte.
"Das war ein riesen Fehler."
Sie schüttelte denn Kopf als würde sie damit alle Erinnerungen an Juhell löschen wollen.
"Vor langer Zeit hatten wir eine heimliche Beziehung geführt. Ich und Juhell. So wie du und Jayden eine führt."
Sagte sie traurig.
Ich konnte meine Ohren nicht trauen. Es klang zu absurd.
Woher wusste sie von der Beziehung von mir und Jay.
Sie verdrehte die Augen.
"Ich bin zwar alt aber kaum blind. Ich sehe die Blicke die ihr euch zu werft. Sie kommen mir nämlich sehr bekannt vor."
Sie verschrenkte ihre Hände auf dem Schoß.
"Wir waren glücklich solange es gehalten hat. Er war ein guter Mann und wir waren beide noch jung. Wir haben uns so geliebt das wir uns versprochen hatten zusammen weg zu laufen."
Erzählte sie und ihre Augen fokussierten mich.

"Doch dann aufeinmal..."
Sie hielt die Luft an und sah mich mit so einen Schmerz erfüllten Blick an wie ich es noch nie gesehen hatte.
"Wurde ich schwanger."
Presste sie hervor.
Ich schlug mir die Hand auf den Mund.
Nein. Das kann nicht sein.
Niemals. Nicht von Juhell.
Er hätte mir sicher davon erzählt wenn er ein Kind hatte. Oder nicht?
Ich hörte Marys Geschichten aufmerksam zu.
"Als ich es ihm erzählte war er am Anfang nicht gerade begeistert, aber irgendwann schien ihn der Gedanke an eine gemeinsame Zukunft mit Kind zu gefallen. Er schlug vor das wir die Stadt verließenund unter falscher Identität weiter lebten. Zusammen."
Sie lächelte schwach.
"Ich wollte dies auch. Es war wunderschön mit anzusehen wie er sich zu einem Liebevollen Vater entwickelte . Ich hatte Vorfreude. Mein Bauch hatte angefangen zu wachsen und es wurde immer schwerer meine Schwangerschaft zu verstecken."
Sie seuftzte tief.
"Die Nacht vor unserem Aufbruch hatte ich mich schlafen gelegt und war in einen tiefen Schlaf gesunkenen." erzählte sie mir und sah mir verbittert in die Augen und hielt sich denn Bauch als wäre das Baby immernoch darin.
"Als ich am nächsten Morgen Aufgewacht bin hatte ich kein Baby mehr im Bauch Exilia."
Sagte sie und drückte meine Hände.
Es war keine liebevolle Gäste.
Sie grub die Fingernägel in meine Haut. Verlangend. Als würde sie ihr ungeborenes Baby zurück verlangen.
In mir stieg eine ekelhafte Galle auf.
Ich wollte mich übergeben.
Meine Sinne und Gefühle abschalten.
Wollte Lügen und Wahrheit unterscheiden.
Doch in mir drehte sich alles.

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