Das Letzte Mal

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Ich sah ihm in die Augen. „Und wo genau sollen wir hin? Sie würden uns aufspüren egal wo." Sagte ich verzweifelt und suchte in seinen Augen nach einer Antwort. „Lass uns in ein anderes Land flüchten." Sagte er und ich wusste das er es ernst meinte. Ich sah ihn verwirrt an. „Es gibt keine anderen Länder außer Avalon. Wovon redest du?" Fragte ich verwirrt. „Avalon ist nicht das einzige Land Exy. Das ist nur das was man uns beigebracht hat." Erklärte er mir und setzte sich auf. „Mein Vater hat vor langer Zeit mal als Wächter auf den Mauern um Avalon gearbeitet. Ich habe ihn damals belauscht wie er zu meiner Mutter gesagt hatte das er im Fernen ein anderes Land sehen konnte durch sein Fernrohr." Jays Augen glänzten „Ihm wurde verboten darüber zu sprechen, also muss es wahr sein." Sagte er. Seine Augen waren voller Hoffnung. „Lass uns fliehen und ein neues Leben anfangen." Sagte er und nahm meine Hände. „Wir würden frei sein." Das klang äußerst verlockend, aber ich konnte mich nicht einmal ansatzweise so freuen wie er. „Du stellst dir das zu einfach vor Jay." Sagte ich vorsichtig. Er schüttelte den Kopf. „Wir sind beide stark. Wir würden das schon irgendwie hinkriegen." Stark? Waren wir das? Ich dachte an Jays bleiches Gesicht als er kurz davor gewesen war zu sterben. Wir waren stark. Aber nicht stark genug. Vielleicht würden wir bei dem Versuch zu fliehen sterben. Ich wollte nicht sterben. Noch weniger wollte ich dass Jay stirbt. „Wir werden nicht sterben." Hörte ich ihn sagen doch ich wusste nicht ob ich glauben sollte. „Ich werde nicht fliehen." Kam es aus meinen Mund. Ich sah ihm fest endschlossen in die Augen. Ich würde niemals vor meinen Problemen weglaufen. Es gab noch Menschen die auf mich warteten. Die mich liebten. Die ich unmöglich verlassen konnte. Jay drückte meine Hände. „Exy bitte..." „-Nein." Sagte ich. „Sei vernünftig." Sagte er zu mir. „Ich will nicht dass du in Gefahr bist. Und in diesem Drecksloch bist du nun mal ständig in Gefahr!" Ich schüttelte den Kopf. „Hörst du eigentlich was du da sagst? Du willst mich über die verdammte Mauer schmuggeln und willst aber dass ich nicht ständig in Gefahr bin?!" Rief ich laut. „Egal wie sehr ich es hier auch hasse, ich werde niemals fliehen." Sagte ich nun wieder ruhig. „Ich werde das was mich stört verändern. Koste es was es wolle." Jay ließ meine Hände los und betrachtete mich als würde er mich zum ersten Mal sehen. „Ist dir bewusst das wir uns wahrscheinlich trennen müssen nach der Krönung." Sagte er leise. Es fühlte sich so an als hätte er mir einen Dolch in die Brust gerammt. „Denkst du ernsthaft sie lassen uns jederzeit in den Städten rumreisen?" Sein blick war beängstigend leer. „Weder Mary, noch Juhell sind dumm. Sie wissen das wir etwas miteinander haben. Und ich kann dir versichern das sie alles dafür tun werden damit wir uns nach der Krönung nie wieder sehen." Sagte er. Ich konnte heraushören das Mary ihm das gesagt hatte. „Du willst dich von mir trennen?" brachte ich hervor. Kaum zu glauben das ich das jetzt Fragte. Wobei er mir erst vor ein paar Stunden versichert hatte dass wir zusammen wären. Jay schüttelte hastig den Kopf. „So meinte ich das nicht. Ich meine das wir getrennt werden. Auch wenn wir zusammen wären würde das nichts ändern. Lotus kann nicht so weit Briefe verschicken. Wir könnten keinen Kontakt mehr haben und wir könnten uns auch nicht mehr beim Markt treffen so wie damals." Ich schloss die Augen und hörte ihm zu. „also heißt das entweder wir hauen ab, oder wir trennen uns?" Murmelte ich zu mir selbst. „Ja. Das heißt es." Ich öffnete die Augen um den Mann zu betrachten den ich so liebte. Der Man der mich auf eine Art anfassen konnte wie es Fingerspitzen nicht können. Wenn er doch nur wüsste wie viel Macht er über mich hatte. Zu viel Macht. Zu viele Gefühle. Und viel zu wenig Zeit. „Ich werde nicht fliehen." Gab ich zurück und stand auf. Ich sah ihn nicht an. Traute mich nicht in sein verletztes Gesicht zu sehen. Er saß still immer noch auf den Rasen und sah ungläubig zu mir hoch. Das wäre der Zeitpunkt gewesen in dem ich mich bei ihm entschuldigen musste. Doch ich konnte nichts mehr hervor bringen da ich Angst hatte es würde sich In einen verzweifelten Schrei verwandeln. „Dann werde ich dich zwingen." Sagte er und stand ebenfalls auf. „Das würdest du nicht wagen." Sagte ich. „Doch. Doch das würde ich." Ich biss mir auf die Lippen. „Geh doch einfach alleine wenn du dich so danach sehnst zu fliehen, aber lass mich da raus!" Fauchte ich und realisierte viel zu spät was ich da gesagt hatte. Sein Gesicht spannte sich an. „Was hast du da gerade gesagt?" Er klang bedrohlich. „Ist es für dich etwa so einfach? Würdest du mich etwa so gerne einfach so alleine losgehen lassen?" Sagte er. Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Ich will nicht dass du gehst. Und ich will auch nicht das du mich verlässt. Aber ich werde dich zu nichts zwingen im Gegensatz zu dir." Sagte ich schwach, drehte ihm den Rücken zu und lief los. Ich würde am liebsten von ihm wegrennen. Ich konnte das nicht mehr mitmachen. Ich wollte ihn nicht so verletzt sehen. Er lief mir wohl nicht hinterher, aber ich spürte seinen Blick auf meinem Rücken. In einer Woche war die Krönung. In einer Woche mussten wir uns trennen. Plötzlich schlug ein Blitz direkt vor mir ein. Ich erschrack und drehte mich wütend um , doch Jay stand nicht weit von mir. Er stand plötzlich ganz dicht an mir und sah mit leerem Blick zu mir herunter. So machte er mir etwas Angst. Wollte er mir etwas antun? War er wütend? Ich versuchte ihn etwas von mir weg zu schieben. Meine Hände zitterten als er nach ihnen griff. „Lass mich los." Flehte ich ihn an. „Niemals." Murmelte er mit rauer Stimme. Seine Stimme jagte mir Gänsehaut auf den Körper und im selben Moment entflammten meine Hände und meine Arme. Jay zuckte nicht einmal zurück sondern zog mich enger an sich. „Ich werde dich niemals loslassen." Raunte er mir zu und schlang die Arme um mich. Ich lehnte meinen Kopf in seine Brust. „Ich verletze dich." Murmelte ich gegen seine Brust. Er lachte etwas. „Und wie." Er streichelte meine Haare. „Es tut mir leid Jay." Sagte ich und drückte ihn enger an mich. „Geh nicht." Murmelte ich kaum hörbar. „Ich werde nirgendwo hingehen." Sagte er. „Ich werde immer in deiner Nähe sein." Sagte er. Ich sah zu ihm hoch. Er sah zu mir runter. Wir küssten uns. Und wir liebten uns. Wir liebten uns ein letztes Mal. 

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