Versöhnlich

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Am nächsten morgen wachte ich sehr früh auf.
Mir ging es trotz dem vielen Sake sehr gut und machte mich in aller Frühe im Bad fertig.
Ich setzte heißes Wasser auf und räumte das Saufgelage im Essenszimmer weg.
Wir hatten doch tatsächlich fast alle Flaschen geleert und eine richtige Sauerei hinterlassen.
Der Boden klebte vom Sake und da musste ich erstmal ordentlich schrubben bevor sich das Zeug endlich löste.
Danach bereitete ich einen Kräutertee vor und ging damit zum Zimmer von Kyojuros Vater.
Er schlief noch tief und fest, aber sobald ich das Tageslicht der Veranda in den Raum lies, wachte er auf.
Er setzte sich auf und bemerkte das Teeservice mit Tee und einer Kleinigkeit zu essen.
„Hast du das für mich gemacht?"
Fragte er noch etwas monoton und vor allem verkatert.
Ich schüttelte seine Bettdecke draußen auf und hing sie über das Geländer.
„Ich Weiß nicht inwiefern Sie sich noch erinnern, aber was ich versprochen habe, halte ich auch ein! Trinken Sie! Das hilft gegen die Übelkeit und die Kopfschmerzen."
Er schmunzelte und hielt sich die Hand an die Stirn.
„Ich erinnere mich an alles. Du meintest das also absolut ernst. Der Junge hat alles richtig gemacht mit seiner Wahl! Da kommt er wohl sehr nach seinem Vater."
Er deutete mit seiner Hand auf die Stelle neben sich.
Ich setzte mich zu ihm und lächelte.
Das war immerhin das erste mal das er vernünftig und direkt mit mir erzählt ohne ein böses Wort über mich zu verlieren.
„Ich bin froh dass Sie mir eine Chance geben! Das bedeutet mir und vor allem Kyojuro sehr viel."
Er lächelte zurück und streichelte meinen Kopf wie den eines Hundes.
„Nenn mich Shinjuro. Du bist jetzt schließlich Teil unserer Familie."
Er nahm den Becher Tee und trank ihn in einem Zug aus.
„Was ist das für ein Tee? Der schmeckt seltsam gut und ich fühl mich nicht so furchtbar wie sonst!"
Er schenkte sich noch was aus der Kanne nach und trank weiter.
„Das ist eine spezielle Kräutertee Mischung die ich selbst gezüchtet habe. Das ist der letzte Rest den ich hatte von meinem Garten."
Er schaute mich verwundert an.
„Du hattest ja erwähnt dass jemand dein Haus abgebrannt hat. Was hast du eigentlich gemacht bevor du den Jungen gefunden hast?"
Er schaute mich mit erwartungsvollen Blick an.
„Ich bin so etwas wie eine Medizinerin. Ich habe Kräuter, Heilmittel und Düfte verkauft und denen geholfen die nicht die Mittel dazu haben wie die reichen."
Er lächelte und trank wieder von seinem Tee.
„Verstehe. Dir gebührt mein Dank, dass du Kyojuro vor dem Tod bewahrt hast! Du suchst auch eine Heilung für den Dämonismus?"
Er deutete auf meine Äußerlichen Merkmale die nicht typisch für einen Menschen sind.
„Ja! Ich habe daran geforscht und alles über jede Medizin die bekannt ist in Erfahrung gebracht und auch wie man sie herstellt. Doch bislang fehlt es immer noch an der elementaren Substanz die die Rückwandlung möglich macht. Zusätzlich sind meine Unterlagen in dem Feuer zerstört worden, weshalb ich vieles nochmal neu dokumentieren muss."
Er musterte mich von oben bis unten und guckte mich seltsam an.
„Wie alt bist du eigentlich?"
Fragte er mich etwas ungläubig.
„Ich bin 16, also etwas jünger als Kyojuro. Ich hab ja gesagt dass ich aus einem guten Haus stamme, daher hab ich jede gute Bildung wie meine Mutter erhalten. Ich bin keinesfalls dumm!"
Er schmunzelte und lachte dann schließlich.
Warum lachte er?
„Ich halte dich nicht für dumm sondern es ist nur sehr amüsant wie alt du bereits im Kopf bist. Das ist ziemlich gegensätzlich zu deinem Äußeren. Aber gut! Genug der Häme, du solltest ins Schmetterlingsanwesen gehen. Dort ist eine Säule die sehr bewandert in der Medizin ist, sie kann dir sicher helfen und hat alles nötige was du gebrauchen kannst!"
Ich schätze mit der Aussage das ich alt im Kopf bin, liegt er leider ziemlich richtig. Andere Mädchen in meinem Alter würden mal grade alles nötige lernen um eine Frau zu werden.
Dann stürmte Kyojuro ins Zimmer und schaute ziemlich doof aus der Wäsche wie ich mit seinem Vater so vertraut da saß.
„Wie ich sehe hast du dich endlich mit Ava arrangiert Vater!"
Kyojuro kam zu uns und nahm mich in die Arme.
„Mein Junge gib gut auf sie acht! Keiner hätte sich jemals gewagt mich zum Wetttrinken heraus zu fordern und dann auch noch zu gewinnen! Ich erkenne sie an und bin froh dass sie so hartnäckig geblieben ist. Ich hätte wohl sonst den größten Fehler meines Lebens begangen!"
Er lächelte Kyojuro an wie es eben nur ein Vater tun kann. Das ist wohl einer dieser Vater-Sohn Momente bei dem ich mitwirken darf.
„KRAHHHH KRAHHH! DIE SÄULEN VERSAMMELN SICH IM HAUPTQUARTIER!!! FEHLEN IST NICHT ERLAUBT KRAHHHH!!!"
Da landete eine Krähe auf meinem Kopf und machte es sich schlichtweg gemütlich.
„Ich glaube das ist euer Stichwort. Macht mich stolz und macht euch schleunigst auf den Weg!"


Versöhnlich
Ende

Löwe & DahliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt