Kapitel 24 - Alexander

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„Hast du dir die Haare schneiden lassen?" Elias betrachtet mich mit schräg gelegtem Kopf, als ich ihn am Samstagabend an der Bar im Hotel treffe. „Nein, aber ich müsste sie mal schneiden lassen." Ich setze mich neben ihn. „Komisch, ich dachte irgendwas an dir ist anders." Verdammt, ja. Ich fühle mich ja auch wie ein anderer Mensch.

Elias bestellt den teuersten Whisky und ich überlege, was ich ihm alles erzählen soll. Von gestern. Von Jessica.

„Hast du eine schöne Frau entdeckt, oder warum grinst du so?" Elias reckt seinen Hals, damit ihm nichts entgeht.

„Anna hat mich betrogen.", fange ich vorne an. Wir haben uns die ganze Woche nicht gesehen und als bester Freund von mir hat er Erklärungen verdient. „Oh, Fuck. Dein Absturz am Freitag vor einer Woche. Fuck." Er fährt sich durch die Haare. „Das hätte ich ihr nicht zugetraut." „Ich auch nicht.", murmle ich vor mich her.

„Zeige ihr, was sie zu verlieren hat und schenke ihr eine heiße Nacht. Dann wird das schon wieder." Er zwinkert mir zu. In Elias Universum ist immer alles so einfach. „Wir haben uns mies gezofft und seit Donnerstag kein Wort miteinander gewechselt. Es ist echt...scheiße. Ich weiß noch nicht mal, ob ich das mit ihr überhaupt noch hinkriegen möchte.", gebe ich zu. Der Abend mit Jessica hat mir die Augen geöffnet. Alles was ich mit Anna getan habe, war Gewohnheit. Ich bin ein Routinier und habe mich nicht daran gestört.

Aber was ich mit Jessica haben könnte, sprengt alle Vorstellungskraft. Bei ihr fühle ich mich so lebendig wie lange nicht, sie gibt mir Kraft, ohne, dass sie es merkt. Sie glaubt an mich.

Ich bekomme eine Gänsehaut, als ich an sie denke. An ihre Küsse, ihren blumigen Duft, ihr schneller Atem, ihre weichen Kurven.

Und als ich Elias Blick begegne, weiß ich, dass er mich durchschaut hat. „Es scheint mir, als wäre nicht nur Anna zweigleisig gefahren. Wie heißt sie?"

Ich schüttle den Kopf. „Ich habe sie nicht...es war nur ein Date. Gestern. Mit Jessica." In seinen Augen glitzert es. „Jessica. Ist sie Model?" „Nein, du Arsch. Jessica. Du kennst sie doch. Du hast sie fast vergewaltigt." Nach dem letzten Satz zuckt er sichtlich zusammen, aber er hat es nicht anders verdient.

„Die Bedienung? Alter, werfe doch nicht Anna wegen einer kleinen Schl..." Ich schubse ihn vom Barhocker. „Halt die Schnauze, Mann. Ich dachte, du würdest mich verstehen, aber dem ist wohl nicht so." Ich leere das Whisky-Glas vor mir in einem Zug. Mein Rachen brennt wie die Hölle, aber es ist nichts im Vergleich zu Elias Unverständnis.

„Alex, jetzt warte. Setz dich." Ich setze mich wieder, starre aber in die andere Richtung. „Ich will doch nur sagen, dass du dir das gründlich überlegen solltest. Wenn dich die Kleine glücklich macht, okay. Aber wie lange wird das anhalten? Willst du die Jahre mit Anna einfach so wegwerfen? Und was wird dein Vater dazu sagen? Er wird nicht amüsiert darüber sein, dass du die Tochter eines möglichen Geschäftspartners wegen einer einfachen Bedienung abschießt. Lass dir das noch mal durch den Kopf gehen. Das ist alles."

Ich schmolle einen Moment vor mich her. Aber im Grunde hat er ja recht.

„Jessica ist was Besonderes." „Und Anna nicht?" Ich seufze. „Ich werde Anna jetzt immer mit anderen Augen sehen. Dafür ist allein sie verantwortlich. Anna hat ihre schlechten Seiten..." „Alex, jeder hat seine schlechten Seiten. Fange nicht damit an."

„Jessica hat keine schlechten Seiten. Sie ist so bodenständig und selbstlos. Ihre Freizeit opfert sie für Kinder, damit sie es mal besser haben als sie selbst. Sie hat ihre Schwester dazu gebracht..." Ich bremse mich, bevor ich mehr verrate, denn Elias kann manchmal ganz schönen Tratsch verbreiten.

„Du schwärmst ja richtig für sie." Elias lehnt sich überrascht zurück. „Ich würde dir davon nichts erzählen, wenn es nur eine Laune von mir wäre.", knurre ich. „Ist ja gut. Mach was du willst. Du kennst jetzt meine Meinung."

Herbststurm - Zurrenberg RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt