Kapitel 26 - Alexander

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Ich werde mit Anna Schluss machen. Diese Worte sind mein neues Mantra. Ich bin mir in dieser Sache so sicher wie lange nicht mehr. Anna und ich haben keine Zukunft mehr, auch weil ich ihren Fehltritt mit Hendrik nicht einfach so verzeihen kann.

Beim Gedanken an Samstag und dem Firmendinner krampft sich alles in mir zusammen. Aber vielleicht ist es der richtige Augenblick, um die Trennung offiziell zu machen.

Wenn ich nicht an das bevorstehende Gespräch mit Anna denke, denke ich an Jessy. An ihr Lächeln, das mir immer wieder aufs Neue den Atem raubt. Nie hätte ich gedacht, dass meine Gefühle für sie immer stärker werden würden. Aber es ist so.

Ich grinse seit Montag wie ein verknallter Teenager vor mich hin. Es ist albern. Aber ich fühle mich gut dabei.

Als ich sie am Montag in ihrer Wohnung abgeholt und schon von außen ausgelassenes Gelächter gehört habe, habe ich mich mit Jessy gefreut und ich habe mich seltsamerweise besonders gefühlt, weil ich diesen glücklichen Moment mit ihrer Familie und ihr habe teilen können. Ich freue mich für sie, weil ihr Leben eine bessere Wendung genommen hat.

Ihr Gesicht mit den geröteten Wangen und den glitzernden Augen hat sich für immer in mein Gehirn gebrannt und es hat meinen Ehrgeiz geweckt, sie ebenso glücklich zu machen.

Da ich unangenehme Dinge wie immer meide, rufe ich genau in diesem Moment bei Anna an, bei dem ich weiß, dass sie mit ihrer Mutter zusammen ist und wegen der guten Manieren nicht rangehen wird, sodass ich ihr auf die Mailbox sprechen und sie um ein Treffen bitten kann.

Ich weiß, ich bin ein Feigling. Aber das wirkliche Gespräch mit ihr wird schon genug an meinen Nerven zehren.

Aber sie hat noch nicht zurückgerufen, also laufe ich von der Firma aus zum Belle Vue, weil mein Vater was mit mir während des Mittagessens besprechen will. Wie immer hat er sich kurzgehalten und nur das Wichtigste durchgegeben, bevor er aufgelegt hat.

Ich weiß also nicht, was auf mich zukommt. Die letzten Tage bin ich ihm in der Firma so gut es geht aus dem Weg gegangen. Er warf mir lediglich über den Flur hinweg böse Blicke zu. Ich kann ihn verstehen. Immerhin bin ich verantwortlich dafür, dass das Sonntagsessen so katastrophal war. Aber das Essen ist die Möglichkeit meinem Vater schonend beizubringen, dass Anna und ich kein Paar mehr sind. Wir sind in der Öffentlichkeit – mein Vater wird keine große Szene machen. Das hoffe ich zumindest.

Und ich hoffe, er bekommt keinen Herzinfarkt.

Sobald ich das Restaurant betrete sollte ich mich eigentlich nach meinem Vater umsehen, aber alles was ich tue, ist, das Restaurant gierig nach Jessy abzusuchen. Ich habe sie zwar nur einen Tag nicht gesehen, aber ich habe sie schon vermisst.

Sie lächelt mir offen zu, es ist ein glückliches Lächeln, das ich ebenso offen erwidere. Jeder, der uns beobachten würde, weiß was zwischen uns läuft. Davon bin ich überzeugt.

Sie nickt in eine abgeschiedene Ecke und dort sehe ich meinen Vater sitzen, der geschäftig auf seinem Handy herumtippt. Mit schnellen Schritten nähere ich mich ihm und werfe Jessy über meine Schulter hinweg noch ein Lächeln zu, ehe ich mich setze.

„Du solltest wissen, wo deine Prioritäten liegen. Sie liegen garantiert nicht bei dieser Bedienung. Setzt du wegen ihr alles aufs Spiel?"

Mein Lächeln erstarrt und alles in mir schreit, ich solle von hier verschwinden. Dieses Gespräch wird nicht einfach.

Ich erinnere mich daran, dass mein Vater alles sieht, auch wenn er so tut, als wäre er schwer beschäftigt. Die Augen meines Vaters beobachten Jessy noch eine Weile und ich werde wütend, weil er sie so herablassend ansieht.

Herbststurm - Zurrenberg RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt