Kapitel 15 - Jessica

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Die verbale Ohrfeige von Alexander hat weh getan. Sehr weh. Aber es hat mir wiederum gezeigt, wie Alexander von Zurrenberg wirklich ist. Auch wenn er seine tiefsinnigen Momente hat, er ist und bleibt ein oberflächliches, herablassendes Arschloch.

Jetzt bereue ich den Deal mit ihm, im Jugendzentrum zu helfen, sogar. Somit muss ich ihn noch dreimal ertragen.

Hätte ich das Geld, das er mir geboten hat, nur angenommen.

Es hätte mein Leben in vielerlei Hinsicht vereinfacht.

Um mich abzulenken stürze ich mich in die Arbeit. Abends versuche in Videos neue Schritte für die Kinder zu lernen. Dabei stelle ich meine Wünsche, Jazz zu tanzen, hinten an. Ja, ich träume davon, eine Tänzerin zu sein, aber ein Traum ist ein Traum. Er geht nicht in Erfüllung. Der Überfall von diesem Elias sitzt mir doch tiefer in den Knochen als angenommen. Wenn mich jemand im Bus anrempelt, zucke ich zusammen.

Ich dachte wirklich, er würde mich vergewaltigen.

Ironischer Weise hat Alexander mir geholfen. E kotzt mich an in seiner Schuld zu stehen. Meine Nerven sind wegen dem Treffen mit Carlos am Sonntagmittag zum Reißen gespannt und als ich in den Zeitungen lese, dass es wieder eine Tote an den Lagerhallen gibt, bin ich schier beim Durchdrehen.

Sobald es die Zeit zulässt muss ich meine Schwester besuchen. Und sie von ihrem Lebensstil abbringen. Ich habe so eine Angst um sie.

Meine Lauen hebt sich auch nicht, als ich sehe, wen ich als nächstes bedienen soll.

Es ist Elias. Ihm gegenüber sitzt Alexanders Schwester Viktoria.

Ob sie weiß, was für ein Mann Elias ist?

Oder weiß sie es und es ist ihr egal?

Ich setze ein strahlendes Lächeln auf und versuche professionell zu bleiben. Ich nehme die Bestellung der Beiden schweigend auf, erst als ich mich umdrehen will, sieht Elias auf. Die Überraschung ist ihm ins Gesicht geschrieben. Wenigstens hat er den Anstand seine Augen beschämend zu senken. Wortlos gehe ich und gebe die Bestellung weiter.

Aber heute scheint wirklich nicht mein Tag zu sein, denn keine drei Minuten später steht Elias vor mir. Ich werfe ihm einen kühlen Blick zu und poliere weiter die Gläser, die vor mir auf dem Tisch stehen.

„Jessica, richtig?" Ich antworte nicht. Das ist vielleicht bockig, aber ich habe ihm nichts zu sagen. „Hören Sie, es tut mir leid. Wirklich. Ich war betrunken. Das kommt nicht wieder vor." „Kommt es bei mir nicht wieder vor oder meinen Sie das allgemein?", frage ich schnippisch. „Es wird nicht mehr passieren. Bei niemandem."

Ich will es mir nicht eingestehen, aber in seinen Augen sehe ich Reue. Er lächelt mich zaghaft an. „Mich bei Ihnen zu entschuldigen ist das Mindeste, was ich tun kann. Ich hoffe, Sie nehmen meine Entschuldigung an?"

„Ich verstehe einfach nicht, was ihn Ihrem Kopf vorgegangen ist...." „Gar nichts. Das ist es ja. In diesem Moment habe ich nicht gedacht." Ich sehe ihm geradewegs in die Augen. Noch immer kann ich nur Reue erkennen.

„Ich hoffe einfach, dass wir uns nicht mehr über den Weg laufen." „Mehr kann ich von Ihnen gerade nicht erwarten, was?" Er seufzt und fährt sich mit der Hand durch seine braunen Haare. „Das stimmt. Es war ein sexueller Übergriff, den ich auch anzeigen könnte. Geben Sie sich also damit zufrieden."

Er nickt nochmal verstehend, bevor er wieder zu seinem Tisch hinüber geht.

Zitternd atme ich aus und halte mich an der Tischkante fest. Ich bin noch immer sauer auf ihn und so leicht werde ich ihm das auch nicht verzeihen.

Herbststurm - Zurrenberg RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt