Kapitel 29 - Jessica

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Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so tief durchgeschlafen habe. In der Wohnung zu Hause wird man oft durch Geräusche von nebenanliegenden Wohnungen oder Wohnungen in höheren Stockwerken gestört. An Wochenenden ist es auf den Straßen bis tief in die Nacht laut, weil Betrunkene Unruhe stiften.

Aber heute wurde ich nicht gestört. Die Schmerzmittel, die mir der Doktor gegeben hat, haben mir dann den Rest gegeben.

Ich rege mich leicht und möchte mich auf die andere Seite drehen, aber mein Brustkorb schmerzt dabei. Richtig, die Rippenprellungen. Ich atme flach in den Bauch und drehe mich dann mit zusammengebissenen Zähnen um.

Was ich dort sehe, lässt mir vor Rührung Tränen in die Augen schießen.

Alex hat seinen Kopf auf die Matratze gebettet, während er auf einem kleinen Hocker sitzt und schläft.

Auf meinen Beinen sind vereinzelte Zettel verstreut.

Er hat so viel für mich getan gestern. Wo bin ich überhaupt? Das große Bett sieht genauso gemütlich aus wie es ist. An der Wand gegenüber von mir steht eine Art Schreibtisch und die Wände sind hell gestrichen.

Ich wende mich wieder Alex zu. Mit meiner geschienten Hand fahre ich ihm durch seine Haare und ich genieße diesen stillen Moment, auch wenn ich die Schmerzen im Körper jeden Moment mehr spüre.

Durch meine Berührung fährt Alex Kopf hoch und er blinzelt ein paar Mal verschlafen. Er sieht müde und unausgeschlafen aus.

„Ich wollte dich nicht wecken.", flüstere ich, aber die Worte gehen im Husten unter, weil ich so einen trockenen Mund habe.

„Guten Morgen." Seine Stimme klingt vom Schlafen noch rau und es bereitet mir eine Gänsehaut.

„Ich habe Tee gekocht." Er hält mir einen Becher hin, den ich dankend annehme.

„Wie geht es dir?" Ich puste in den Tee, damit er abkühlt. „Mir ist ein bisschen schwindelig und ich könnte noch eine Schmerztablette vertragen."

„Willst du was essen? Juliette hat Croissants gemacht." Wie auf Knopfdruck beginnt mein Magen zu knurren. Alex lächelt mich an. „Bin gleich wieder da." Er sammelt die Zettel, die auf dem Bett verteilt sind auf und verschwindet damit in den Flur.

„Warst du dir ganze Nacht hier?", frage ich ihn, als er mit einem Tablett wiederkommt. Seine Kleidung, feine Hose und ein zerknittertes Hemd scheinen so gar nicht mit dem Tablett zusammenzupassen.

„Ich bin seit acht Uhr bei dir." „Und wie viel Uhr haben wir jetzt?" „Nach elf." Er stellt das Tablett auf die Matratze ab und ich staune nicht schlecht. Croissants, Marmelade und frischer Orangensaft.

Ich nehme mir eins von den goldbraunen Croissants. „Wo bin ich hier?" Gestern war mir egal, wohin mich Alex bringt, Hauptsache weg von der Wohnung.

Alex nimmt sich ebenfalls ein Croissant. „Wir sind hier im Gästehaus meiner Eltern. Im Cottage."

„Das habe ich bei der Feier deines Vaters gar nicht gesehen." Um seine Mundwinkel zuckt es. „Sie haben ein großes Grundstück."

Wir fallen ins Schweigen und Frühstücken. Alex trinkt mehr als zwei Tassen Kaffee. „Du hast nicht besonders viel geschlafen, oder?"

„Nein. Nicht wirklich."

Ich warte jeden Moment darauf, dass er mich fragt, warum mich Carlos so zusammengeschlagen hat. Aber er fragt nicht nach, aber ich weiß, dass aufgeschoben nicht aufgehoben ist. Aber es ist schön, dass er mir meinen Raum gibt und mich nicht drängt.

„Das ist ein sehr schönes Zimmer.", beginne ich und spiele mit dem Teebecher in meinen Händen herum. „Wann muss ich wieder gehen? Mir ist klar, dass ich hier nicht...."

Herbststurm - Zurrenberg RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt