Kapitel 20 - Alexander

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„Wie sehe ich aus?" Anna dreht sich in ihrem bezaubernden dunklen Kleid einmal um sich selbst. „Wunderschön. Wirklich." Ich nestle an meiner Krawatte. Ich wollte mit Anna keinen Streit anfangen und habe aller meiner Prinzipien zum Trotz diesmal eine Krawatte um meinen Hals gebunden. „Warte, ich helfe dir." Sie nimmt mir die Krawatte aus der Hand und bindet sie mir mit geübten Handgriffen um.

„Du siehst auch sehr gut aus." Ich gebe ihr einen Kuss auf die Nase. „Der Wagen wartet unten bestimmt schon. Wir sollten gehen."

Rudolph, eigentlich Fahrer meines Vaters, fährt uns schweigend zur großen Stadthalle. Anna schmiegt sich an meine Seite. „Ich freue mich so auf heute Abend. Wenn so viele Menschen da sind, kann ich mit meiner Mutter Werbung für die gute Sache machen."

„Die Kinder werden es dir danken." Sie schnaubt einmal. „Das will ich doch hoffen." Manchmal glaube ich, Anna setzt sich so viel für die Wohltätigkeit ein, weil sie dadurch glänzen kann und nicht, weil sie dadurch Kindern hilft.

„Na dann mal los." Ich steige aus dem Auto und Rudolph hilft Anna hinaus. „Rufen Sie mich einfach an, wenn Sie nach Hause möchten.", informiert mich Rudolph.

Am Eingang grüßen uns Leute zu, die die Gästeliste überprüfen. Es klingt arrogant, aber ich habe es nicht nötig, meine Eintrittskarte vorzuzeigen. Jeder weiß, wer ich bin.

Ich lege meinen Arm um Annas Taille und führe sie ins Getümmel hinein. Ich setze mein schönstes Lächeln auf.

Es dauert nicht lange, bis wir alle drei Meter stehen bleiben, damit ich wichtige Hände schütteln kann. Die Vorsitzenden des Stadtrats, des Tennis- und Golfclubs. Ich halte Small-Talk mit Geschäftspartner, stelle Anna wenigen Leuten, die sie noch nicht als meine offizielle Freundin kennen, vor und mache den Ehefrauen charmante Komplimente.

Nach einer halben Stunde habe ich einen trockenen Mund, obwohl ich schon einen Sekt getrunken habe, und meine Mundwinkel schmerzen.

„Mama, hier sind wir!" Anna winkt ihren Eltern zu. Ihre Mutter nimmt sie bei den Händen. „Du siehst so hübsch aus! Alexander, siehst sie nicht wunderschön aus?" Ich begrüße sie mit einem Wangenkuss. „Natürlich ist Anna heute Abend wunderschön. Das ist sie immer." Sie tätschelt mir die Brust. „Oh, du Charmeur." Anna und sie kichern um die Wette.

Wenn ich diesen Abend überleben will, brauche ich Alkohol. Und zwar viel davon.

Von einem vorbei schwebenden Tablett nehme ich mir ein weiteres Glas Sekt. Ich sollte dennoch langsam machen. Das Essen wird erst in einer halben Stunde serviert.

„Du solltest nicht jetzt schon so viel trinken.", flüstert mir Anna zu, als wir uns weiter durch die Menge kämpfen. „Muss ich dich an letztes Mal erinnern?" Ich streichle ihr beruhigend über den Rücken. „Mach dir keine Sorgen, Anna. Ich kann auf mich allein aufpassen."

Als sie Hendrik in der Menge entdeckt, ziehe ich sie entschieden in eine andere Richtung. „Komm, ich glaube, dort drüben habe ich meine Eltern gesehen."

Statt meinen Eltern begegnen wir Elias. An seine Seite steht eine kurvenreiche Brünette in einem Kleid, dass nicht besonders viel Fantasie für ihren Körper übriglässt.

„Na, genießt ihr den Abend? Ich auf jeden Fall." Er grinst seine Begleitung anzüglich an. „Elias.", tadelt Anna ihn, woraufhin er nur die Augen verdreht.

„Meine wunderschöne Begleitung ist Zara. Sie kommt aus Paris und verbringt ein paar Tage in der Stadt. Ich werde ihr die Gegend zeigen."

„Na, davon bin ich überzeugt.", sage ich trocken und nehme noch einen Schluck von meinem Sekt. Anna beginnt mit Zara ein Gespräch auf Französisch und ich lasse meinen Blick über die Menschenmassen gleiten.

Herbststurm - Zurrenberg RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt