Kapitel 23 - Jessica

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Hektisch nestle ich an meinen Ohrlöchern herum, damit ich die Stecker festmachen kann. Ich habe überlegt ein Kleid anzuziehen, fand es dann aber übertrieben. Nun trage ich Jeans und eine schöne Bluse. Noch immer weiß ich nicht, ob es heute Abend ein Date sein soll oder nicht. Aber was ist es sonst? Alexander führt mich zum Essen aus. Mein verräterisches Herz pocht dabei wie wild. Immer wieder sage ich mir, dass Alexander eine Freundin hat, auch wenn es zuletzt nicht gut zwischen ihnen lief.

Aber ich freue mich ihn wieder zu sehen. Wenn ich mit ihm zusammen Zeit verbringe, bin ich immer entspannt und kann Carlos und die Schulden für eine gewisse Zeit lang vergessen. Alexander gibt mir das Gefühl mit ihm auf Augenhöhe zu sein. Jeder, der das noch vor einem Monat behauptet hätte, hätte ich den Vogel gezeigt. Aber nachdem wir die Streitereien und Vorurteile hinter uns gebracht haben, lief es richtig gut zwischen uns.

Aber egal was es für Alexander heute bedeutet – ich werde diesen Abend genießen. Ich habe fest vor mich zu amüsieren. Ich bin gespannt darauf, wie Alexander sich heute verhalten wird.

Nervös schaue ich auf die Uhr. Heute gehe ich nicht nur mit Alexander aus, heute ist auch Zahltag.

Aber Carlos, der heute höchstpersönlich auftauchen will, ist noch immer nicht erschienen.

Und ich will nicht, dass die zwei sich begegnen. Ich werfe wieder einen Blick auf die Uhr. Eigentlich wollte Carlos schon vor einer halben Stunde da sein und mit jeder weiteren Minute wächst die Wut auf ihn, weil er es sich einfach so herausnimmt unpünktlich zu sein. Mittlerweile kenne ich Carlos gut genug, um zu wissen, dass er mich damit provozieren möchte. Leider funktioniert es.

Als es an der Tür klopft, nehme ich schon mal meine Handtasche und meine Jacke mit in den Flur.

„Jessica, verdammt, mach die Tür auf!", wettert Carlos von außen. „Ist ja gut!" Ich beeile mich die Tür zu öffnen. Carlos schiebt mich unsanft gegen die Wand und funkelt mich an. „Ich warte nicht gerne. Schreib dir das hinter die Ohren." Seine Gesichtszüge wirken härter als noch vor ein paar Wochen. „Ich warte auch nicht gerne. Du bist es, der zu spät ist.", entgegne ich sauer, aber ich sollte es besser wissen und keine Widerworte geben, denn ich kassiere einen Schlag in die Magengrube. Ich hole zischend Luft. „Du bist nicht in der Position frech zu mir zu sein. Das Geld.", sagt er auffordernd. Ich will mich an ihm vorbeischieben, aber er rückt keinen einzigen Zentimeter von mir ab, sodass ich ihm viel zu nahekomme. Sein Grinsen auf den Lippen zeigt mir, dass er es genießt.

Ich nehme die kleine Dose, die auf dem Küchenschrank steht und reiche Carlos die Fünfhundert Euro.

„Es ist schön, dass du so zuverlässig bist. Du willst nicht wissen, was passiert, wenn du das Geld nicht lieferst." Und an seinem gefährlichen Glitzern in den Augen sehe ich, dass er es vollkommen ernst meint.

„Du hast das Geld, also kannst du jetzt auch gehen." Ich halte ihm auffordernd die Tür auf und versuche mir die Angst nicht anmerken zu lassen. „Ach Jessica." Carlos kommt mir wieder nahe und streicht mir mit einem Finger über die Wange. „Zwischen uns hätte es echt schön sein können.", flüstert er, ehe er sich zu mir beugt und mir einen Kuss auf die Lippen drückt. Ich kann meine Wut darüber nicht bändigen und ehe ich mich versehe habe ich ihn auch schon geohrfeigt. Aber nichts bleibt ohne Folgen bei Carlos. Er knurrt und boxt mir einmal in den Bauch, so dass mir die Luft für einen Moment wegbleibt. „Schlampe.", wirft er mir an den Kopf.

Ein Räuspern lässt uns beide aufsehen. Meine Augen sehen in die von Alexander. Er hat den einen Arm von sich gestreckt, als wolle er Carlos von mir wegschieben. „Wie sehen uns nächste Woche." Carlos schiebt sich an Alexander vorbei, dabei mustern sich die zwei mit argwöhnischem Blick. Und dann bin ich mit Alexander allein. Ich versuche mein Puls wieder unter Kontrolle zu kriegen und mustere ihn schweigend. Seine Hände hat er, wie so oft, in den Hosentaschen vergraben, er trägt eine dunkle Jeans und Jacke und seine Haare sehen wie immer perfekt aus. Als sich das Schweigen weiter zwischen uns ausbreitet, senke ich den Blick.

Herbststurm - Zurrenberg RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt