Kapitel 25 - Jessica

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Am Freitagabend wollte ich mir das von Alexander nehmen, was er mir gab. Ich habe seine Küsse und Berührungen genossen. Der gesamte Abend war wunderschön. Wir konnten uns entspannt unterhalten, ganz ohne Vorurteile. Und ich habe keine Erwartungen an ihn gestellt. Es wäre okay gewesen, wenn er sich danach nicht mehr bei mir gemeldet hätte. Jedenfalls rede ich mir das ein.

Aber er hat mir geschrieben. Er vermisst mich.

Alexander von Zurrenberg vermisst mich! Mich! Den ganzen Montag laufe ich jetzt schon mit einem Dauergrinsen im Gesicht herum und bin selbst zu den dämlichsten Kunden höflich und freundlich. Niemand kann mir die Laune verderben. Ich fühle mich beflügelt. Gestern war ich bei Selina in der Einrichtung. Sie hat einen guten, aber nervösen Eindruck gemacht. Ich glaube, sie verliert bald die Geduld. Ich kann verstehen, dass sie nicht länger als nötig in der Klinik bleiben möchte, aber es ist nur zu ihrem Besten.

Sobald ich mich nach der Schicht umgezogen habe, nehme ich mein Handy zur Hand und rufe Alexander an. Während ich mich von Patrick mit einem Nicken verabschiede und nach draußen gehe, warte ich, dass er das Telefonat annimmt. Enttäuschung macht sich in mir breit, als es weiterhin nur tutet, aber dann geht er doch dran.

„Ja?" Er klingt gestresst und angespannt. „Hi.", melde ich mich mit einem Lächeln im Gesicht. „Jessica." Ich kann hören, wie er entspannt die Luft ausatmet.

„Alexander." „Du sollst mich doch Alex nennen.", meint er mit einem Lachen in der Stimme und ich bekomme das Gefühl, dass ich heute die Einzige bin, die ihn heute zum Lachen gebracht hat.

„Dann nenn du mich Jessy." Ich laufe durch den Nieselregen zur Bushaltestelle und warte auf den nächsten Bus. Alex scheint einen Moment zu überlegen. „Jessica gefällt mir aber besser." Ich schüttle lächelnd den Kopf. „Vielleicht bleibe ich dann auch bei Alexander." Er stöhnt leise. „So nennt mich meine Mutter immer. Und mein Vater auch. Bitte, tue mir den Gefallen und nenn mich Alex. Damit würdest du mich glücklich machen."

„Das reicht schon, um dich glücklich zu machen?"

Ich höre ihn nervös lachen. „Naja, mir fallen noch einige andere Dinge ein, mit denen du mich glücklich machen könntest." Bei diesen Worten wird mir heiß. Es steht außer Frage, dass er damit auf was Sexuelles hinweisen wollte. Aber mir gefällt diese Flirterei.

„Sehen wir uns heute noch?" Ich hoffe, ich klinge nicht zu hoffnungsvoll. Er war es ja, der mich gestern gefragt hat.

„Ich sitze hier noch locker eine Stunde fest. Mit ein bisschen Pech will noch einer der Assis was von mir...wie wäre es mit einem Abendessen?"

Mein Bus kommt und ich setze mich in eine freie Reihe. „Und wo?" „Schocke ich dich, indem ich vorschlage, an einer einfachen Pommesbude oder einem Imbiss zu essen?"

„Mittlerweile sollte ich wissen, dass du für Überraschungen gut bist. Holst du mich ab?" „Ja, gegen Sieben?" Mein Herz schlägt wie verrückt, als ich zusage.

Ich habe wieder ein Date.

Ein kleiner, leiser Teil von mir schreit mich an, dass ich mit Alex keine Zukunft haben kann. Er trägt nun mal den Namen von Zurrenberg. Und mit dem Namen sind gesellschaftliche Zwänge vorprogrammiert.

Ich bringe den vernünftigen Teil zum Schweigen.

Mit Alex fühle ich mich gut. Warum sollte ich mich dagegen wehren?

Als ich in der Wohnung bin sind es noch knapp zwei Stunden bis Alex mich abholen wird.

Ich genehmige mir eine ausgiebige Dusche. Mit jeder Minute wächst meine Vorfreude auf ihn. Kann es echt sein, dass ich ihn nach zwei Tagen schon vermisse?

Herbststurm - Zurrenberg RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt