Protokoll: Das O-AI-G IV; part 7

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Datenübertragung: Kaya Cuano (POV)




Kazakas Tochter.

Ich hatte nicht erwartet, sie anzutreffen, geschweige denn, von ihr angesprochen zu werden, ohne einen Schimmer Furcht oder Hass an ihr vorzufinden. »Ich bin nicht traurig«, log ich? »Ich bin nur verwirrt.«

»Wieso?«, war das Mädchen neugierig und streckte sich, um Foxy zu streicheln.

»Komplizierter Erwachsenenkram.«

»Ich hör dir gern zu.«

»Mir?«, schnaubte ich. »Warum?«

»Na, ich mag dich.«

Ich wusste nicht, was ich darüber denken sollte. Ich war blutverschmiert, schmutzig und in total beschissener Verfassung. Sobald jemand in diesem Gang an mir vorbeigegangen war, dann in hohem Bogen. »Kleine, ich hätte fast deine Tante erschossen und es hätte mir nicht mal leidgetan, verstehst du? Du solltest mich nicht mögen, du kennst mich nicht. Ich bin dein Feind, deine Mutter und ich sind Gegner. Es ist verdammt dumm, mich leiden zu können.«

Das Mädchen richtete seinen Blick auf Foxy, kraulte sie hinter den spitzen weißen Ohren. Die Füchsin keckerte leise, genießend. »Das stimmt nicht. Du bist eine Lügnerin. Du hättest Tante Rose nicht umgebracht, sie nur verletzt, weil du glaubst, dass sie dich verletzt hat und nicht weißt, wie du damit umgehen sollst. Außerdem hätte es dir leidgetan. Sie ist dein Feuer, du ihr Schatten, du beschützt sie vor Kälte und Finsternis, sie spendet dir Licht und Wärme. Ohne sie wäre auch dir ziemlich kalt. Warum sollte ich dich nicht mögen? Du hast mich gerettet. Nur weil du dunkel bist, bist du nicht böse, genau wie Mama zwar hell ist, aber kein Engel.«

Ich brauchte ein paar Sekunden, um die Kleine einschätzen zu können. Es gelang mir nicht. »Wie alt bist du?«

Sie guckte mich an. »Elf«, meinte sie unschuldig.

»Du klingst viel älter.«

»Ich weiß.« Sie biss sich auf die Unterlippe, als hätte sie dort etwas zu verbergen.

Ich beschloss, das Thema zu wechseln. »Du passt auf Rose' Fuchs auf?«

»Nein, Kore ist mein. Rose hat auf sie achtgegeben, als ich jünger war, sie und du. Aus diesem und aus weiteren Gründen ist sie bei dir zutraulich«, erklärte mir das Mädchen höflich. »Kore kann Freunde riechen. Die Intuition eines Fuchses irrt nicht, und Kores Freunde sind auch meine.«

»Kore, hm? Nicht Foxy?«

»Du darfst sie Foxy nennen, wenn dir die Umstellung zu schwer ist. Manchmal ist die Vergangenheit angenehmer als das Jetzt.«

»Kleine ...«, begann ich.

»Rosy«, berichtigte sie mich sanft. »Ich will mit dir befreundet sein, Kaya. Ach, bitte lässt du mich?«

»Ich ...«

»Also darf ich dich fragen, warum du verletzt bist? Und bist du diesmal ehrlich, ja?«

Obwohl ich gereizt sein wollte, konnte ich es nicht sein. Die Ausstrahlung des Mädchens war zu fein. »Ich komme nicht gut bei deinen anderen Freunden an, Rosy.«

»Nicht das Verletztsein, Dummerchen.« Sie schnappte nach meiner Nase und lächelte, ehe sie den Finger zur Mitte meiner Brust herabzeichnen ließ. »Das da.«

Meine Zunge und meine Lippen fühlten sich plötzlich taub an. Ihre Geste, es war dieselbe, die mein Vater verwendet hatte, um mich zu triezen. Sein berühmter Nasenschnapp. Woher konnte das Mädchen das wissen?

A Fall of Rain - Hawk's Eyes SerieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt