Protokoll: Mutter II; part 18

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Datenübertragung: Kaya Cuano (POV)







Wir hatten gekuschelt, bis Rose eingedöst war. Danach hatte ich mich langsam entfernt, um Keith unseretwegen nicht am nächsten Morgen zu verwundern, und wie das Schicksal so wollte, klappte es. Er frühstückte von der Obstschale, die Rose hergerichtet und mit Sojajoghurt vermengt hatte, und sie mixte ihm einen Smoothie aus Erdbeeren, Mandelmilch und rotem Sirup. Statt Cornflakes gab's nun Gesundes. Irgendwie bewerkstelligte es Rose, uns gleichermaßen zu entwöhnen und zu verwöhnen, und es war mir ein Rätsel, wieso keiner von uns dagegen rebellierte. Wir mochten es, Keith und ich. Ich hatte es damals schon gemocht.

Da ich später aufgestanden war, verschob ich das Frühstück und fuhr Keith gleich zur Schule. Auf dem Heimweg kämpfte ich gegen meine Gefühle an. Sie waren gekeimt und sprossen, wuchsen wie eine Blume, die den Namen Rose trug, sanft, aber dornig, weich, aber stechend. Nicht, weil ich ihr nicht vertraute, nein. Mittlerweile tat ich das. Doch ich vertraute mir selbst nicht. Ich fügte ihr Unrecht zu und das hatte sie nicht verdient. Immer dann, sobald ich Nähe zuließ. Und so schwach es klang, ich konnte nicht anders. Ich wollte Rose. Fuck, ich wollte sie so verdammt sehr. Ich argwöhnte es, sie zu belügen, sie zu benutzen, ihr etwas vorzuspielen, wie ich es sooft bei irgendwelchen belanglosen Romanzen getan hatte, und dabei hieß es, meine Gefühle wären ausgetrieben.

In Bezug auf Rose hatte das nie der Wahrheit entsprochen. Stets hatte ich an sie denken müssen, obgleich ich sie gehasst hatte. Ich hatte sie nie komplett vergessen können. Jetzt holte sie mich ein, und zwar auf der Überholspur.

Sie hatte es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht und las ein Buch. Augenblicklich sah sie zu mir herüber, als ich einkehrte. Sie lächelte. Mir wurde heiß im Schritt und warm in der Brust. Keinen Schimmer, wie sie das mit nur einer Miene anstellte, aber es tötete meine Widerstandskraft mit einem Streich, und ich antwortete ihrem Lächeln. Es entstand automatisch, abwenden war unmöglich. Ich zwang mich, es zu lassen, und es war stärker. Das war nicht gut. Scheiße, es fühlt sich gut an. Nein, es war nicht gut. Oh, und wie gut! Mist, meine Gedanken klangen, als hätten wir bereits Sex.

Sex. Ich vermisste Sex. Sex mit Rose. Hör auf!

Ich setzte mich mit dem Rücken zu ihr und schlemmte den Joghurt. Er schmeckte kühl, frisch und fruchtig, die Süße war angenehm, nicht zuckrig. Mich hüllte die Scham ein, gestern vor ihr wie ein Baby geheult zu haben. Das war erbärmlich gewesen. Und schön.

»Au«, ächzte es leise von drüben.

Ich zögerte keine Sekunde, nachzuhaken. »Was ist?«, hörte ich mich überbesorgt an?

»Mein Rücken.« Rose formte eine schmerzerfüllte Grimasse. Die Deckenbeleuchtung schien in ihren kirschroten Locken Serpentinen zu fahren, glänzte in jeder Strähne. Als kletterte das Licht einen Berg herunter, um ihn mit Rubinen zu pflastern. Ich war derart abgelenkt von ihrer Schönheit, dass ich fast verpeilte, nach ihren Worten zu horchen. »Mein Kreuz verträgt sich nicht mit der Härte der Couch.«

»Du wirst alt«, neckte ich sie.

Rose lächelte melancholisch. »Ja, nicht wahr?« Sie seufzte.

Ich konnte – oder wollte – mich nicht davon abbringen, zu ihr hinüberzulaufen, um meine Hände an ihren Rücken zu drücken und ihn durchzukneten. Sie war zierlich und knochig, wenn auch nicht mit meiner Hagerkeit vergleichbar. Ihre Hitze temperierte meine Haut, und es fühlte sich befriedigend an, sie anzufassen. Rose stöhnte gedämpft auf. Da spürte ich sie wieder, die Erregung zwischen meinen Beinen. Sie kreischte schrill auf, als ich sie hinabpresste und mich auf ihren Arsch setzte, damit ich sie intensiver massieren konnte. »Das habe ich in Shaik gelernt.«

A Fall of Rain - Hawk's Eyes SerieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt