Protokoll: Groß bist du geworden IV; part 49

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Datenübertragung: Kaya Cuano (POV)





Ich konnte nicht fassen, was eben passiert war.

Der Morgen hatte so unschuldig gestartet. In einem Moment war ich frisch verheiratet und im folgenden bald verwitwet und das alles nur aufgrund irgendeiner weiteren Intrige, derer ich nicht einmal bewusst gewesen war. Ich saß da auf dem blutigen Boden, hatte die Arme um meine Knie geschlungen und starrte mit leerem Blick zur Stelle, an der Rose entführt worden war.

Und die Selbstvorwürfe begannen, mich zu steinigen. Ich sei zu schwach gewesen, hörte ich Stimmen aus meiner Vergangenheit zu mir rufen, es wäre erbärmlich und töricht gewesen, anzunehmen, ich könnte auch nur das Geringste unternehmen. Groß bist du geworden. Diese Worte hallten mir nach. Spott und Hohn. In diesem Spiel war ich klein, kaum einer Bauernschachfigur würdig, und das hatte mich dieser Mistkerl spüren lassen. Ich fühlte mich wie damals, als mir Haydens Geschwister aufgelauert waren, um mich zu demütigen. Nur hatte ich diesmal mehr verloren als meine Würde. Ich hatte Rose verloren. Rose, verdammt. Wo war sie, und was wollten sie von ihr? »Rose ...«, murmelte ich vor mich hin. Meine Stimme war leise. Bedeutungslos. Wie mein Gelübde, meine Existenz. Ich war gottverdammt nutzlos. Was zur Hölle sollte ich tun? Allein zu spazieren brachte mich ins Schwitzen, und ich war zu dünn, hatte all meine Muskeln eingebüßt und verfügte über wenig Energie. Ich war ...

Machtlos.

Besaß keinen Funken Kontrolle.

Ich war nichts, unfähig, mich selbst oder irgendjemanden zu beschützen. Wie sollte ich mich aufraffen, sofern der Kampf ohnehin zwecklos war? Ich würde versagen. Ich hatte keine Fährte. Keine Stärke.

Zum ersten Mal in meinem Leben wünschte ich mir, Kazaka wäre hier, denn sie wäre imstande, Rose zurückzuholen. Sie hätte sie gar nicht erst gehen lassen.

Tränen füllten meine trüben Augen. Ich heulte leise, bis ich anfing, nachzudenken, wie es hierzu hatte kommen können, und stellte Fragen. »Wer war das?«, kam es gebrochen über meine Lippen.

Kniend senkte Florence die Lider eines toten Senators. Sein Hals klaffte weit offen und glänzte rot. Sie atmete tief ein, ehe sie mir schweren Herzens antwortete: »Red Shark. Der Anführer von Bright Blood Ocean.«

Ich entsann mich, eines seiner Poster von der Wand einer Stadtmauer gepflückt zu haben. Ich hatte es in meinen Stiefel gesteckt, um es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal gründlicher zu lesen. »Terroristen«, konstatierte ich und krallte mir voller Wut die Fingernägel in die Beine. »Fucking Terroristen. Schon wieder.« Ich biss die Zähne zusammen. »Schon wieder!«, brüllte ich nun. »Wieso meinen irgendwelche scheiß Organisationen eigentlich, mir permanent das Leben zu ruinieren?« Gekrümmt und langsam erhob ich mich. Florence verfolgte meine Bewegung, meinen rasant wachsenden Groll mit aufgerissenen Augen. »Nein ... nein! Ich lasse nicht zu, dass mir abermals Terroristen die Menschen nehmen, die ich am meisten liebe! Ich habe genug! Fuck! Ich werd sie umbringen. Ich werde ihnen jeden Tod hier dreifach heimzahlen!« Forsch wandte ich mich an sie: »Wie konntest du das zulassen?!«

»Entschuldige, bitte was?«, empörte sich Florence.

»Das ist deine Schuld!«

Die Fäuste in die Hüften gestemmt, stand sie auf. »Was soll das denn bedeuten?«

Ich zeigte mit dem Finger auf sie. »Das weißt du ganz genau! Wer hat wohl die meiste Macht in diesem Land? Hättest du deine Gegner nicht unterschätzt, hätten die Palastwachen locker ausgereicht, um die Scheiße hier zu verhindern, bevor sie ausarten konnte! Doch, nein, nein, du säufst lieber Wein und frisst von goldenem Service, statt das Geld in die Polizei zu investieren, oder die Sicherheit deines Volkes!«

A Fall of Rain - Hawk's Eyes SerieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt