Halloween-Special

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Datenübertragung: Kaya Cuano, Lily Lové (POV)





Lichter brannten drunten, Düsternis bewandelte die Straßen, ihr Schrecken, ihr Sein, das Treiben war ungemein, Kinder süß wie Zucker, jene zu Erwachsenen bitter wie Kaffee verbuttern, und so geisterte manches seinen Weg über Galloneya hinweg, hinabsteigend, bis sie stand im Dreck. Der Fußgängerweg war verwachsen mit Zigaretten, dort rauchten Polizisten und Anwärter in Ketten. Eine Schiebetür aus Glas, der Smog ließ die Erscheinung wirken hart. Sie trat hinein, wo sie an der Meldezentrale erwartete das Kayalein.

Genug mit den Reimen, irgendwann nervt's sogar mich, dachte sie sich (ups), und tänzelte nach vorn zum Tisch. »Hey!«, grüßte sie fröhlich und winkte. »Kennst du mich noch?«

Steif und ernst blickte Kaya vom Computer auf. Sie war älter geworden seit Francis, nicht viel, ein wenig. Es war ihr erstes Jahr in der Ausbildung zum Tilikum. »Haben Sie ein Vergehen zu melden?«

»Ja, nämlich dass du mich vergessen hast! Erinnerst du dich echt nicht?«

»Nein. Hatten wir mal Sex?«

Sie verzog das Gesicht. »Igitt, nein!«, prustete sie. »Du bist nicht mein Typ, wenngleich wir denselben Geschmack teilen. Rosen«, verdeutlichte sie, nachdem Kaya sie lediglich einen Moment ohne Regung betrachtet hatte. »Wir stehen beide auf Rosen. Ich mag meine im Mund eines Prinzen, der heroisch Türme beklettert, fällt und erblindet, während du abgefuckte, suizidgefährdete Terroristinnen bevorzugst, die fast so 'nen Knacks weg haben wie ich. Wir haben nicht viel gemeinsam, aber das, das schon.«

Kaya Cuano streckte sich auf ihrem unbequemen Polizeistuhl, starrte und wurde leicht blass. »Woher wissen Sie von meiner Beziehung zu Rose Hawk?«

»Ich weiß alles. Das hab ich dir schon mal gesagt. Aber du musstest es ja vergessen, Arschloch.«

»Hören Sie«, raunte Kaya, atmete gereizt ein und aus und massierte sich die Schläfen, »ich kenne Sie nicht, ich weiß wirklich nicht, woher Sie kommen, und Sie gehen mir auf den Sack, also entweder haben Sie was zu melden oder verpissen sich, weil ich seit zwölf Stunden hier sitze und warte, dass ich einen angemessenen Fall erhalte.«

»Tja, arbeiten ist scheiße. Musst du nie aufs Klo?« Sie setzte sich dennoch auf den Bürgerstuhl. »Ich geh nicht. Ich hab mir extra Zeit für dich genommen, und ich bin vielbeschäftigt. Mit, äh, Streichen und biologischen Texturen und so. Davon verstehst du nichts, dafür bist du zu dumm. Aber hey, ich bin deinetwegen hier. Weißt du nicht, welcher Tag – ich korrigiere: Abend – heute ist?«

Kaya biss sich sichtlich auf die Backen. »Geistertreib. Und ich lass mich von Ihnen nicht dumm nennen. Verschwinden Sie, ehe ich die Geduld verliere.«

Sie seufzte. »Läuft nicht. Ich mag dich irgendwie, obwohl du mich an meinen Schwager erinnerst, den ich schon ein paarmal versucht habe, umzubringen.«

»Gestehen Sie mir gerade versuchten Mord?«

»Äh, ne? Nicht nur versucht, ich hab so viele Seelen gekillt, dass ich zu faul war, ihre Tode zu zählen, doch davon feiert man am heutigen Abend nicht, habe ich recht? Lass die Arbeit sausen, lass uns Spaß haben! Wie früher.«

»Ich. Kenne. Sie. Nicht. Und Sie gehören eindeutig in die Psychiatrie ...«

»... da war ich schon, gewisser Weise. Ich bin verrückt.«

»... soll ich Sie dorthin verfrachten, erledigen Sie das selbst oder soll ich die Männer in Weiß rufen?«, bot Kaya mit knirschenden Zähnen an, sichtlich angespannt und ihrer Nerven entraubt. Die Frau vor ihr war absonderlich. Sie war jung, dürr, nicht allzu groß, und ihr glattes Haar war wie dunkler Bernstein getönt, was ihre unheilvollen Augen düsterer funkeln ließ. Legere und gleichermaßen lässige Kleidung untermalte das Finstre an ihr. Kaya glaubte, sie irgendwoher zu kennen – und dann doch wieder nicht.

A Fall of Rain - Hawk's Eyes SerieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt