Datenübertragung: Rose D. Hawk, zwanzig Jahre vor dem Geschehen.
Funken sprühten, Rauch schwoll an und ballte sich um mich. Meinen gereizten Schleimhäuten nachgebend, hustete ich und versuchte, mein Missgeschick fortzuwedeln, ehe Klaus heimkehrte und mich beim Experimentieren erwischte. Krachend klappte ich die Fensterläden auf, um Luft durchzulassen. Im Hof lungerte Tommy mit einem Kumpel herum. Sie winkten mir verdutzt. Ich verschwand grinsend zurück ins Zimmer.
»Scheiße«, fluchte ich und biss mir auf die Lippen. »Es müffelt wie in einer Räucherhöhle ... Mist, Mist, Mist!« Das verschmierte Öl auf meiner erhitzten Konstruktion loderte auf. Schleunigst griff ich nach dem Wassereimer und löschte – nun, jedenfalls hatte ich das vor, wobei ich vergaß, dass man brennendes Öl nicht mit Wasser tilgen sollte, und das Ganze explodierte. Am Ende stand ich rußig und schwarz mit angesengter Kleidung da, aber hey, wenigstens hatte ich nicht das Gebäude in die Luft gesprengt, oder? Oh Gott ...!
»Rosy!!!«
Oh, oh.
Die Tür wurde von meinem aufgebrachten Bruder aus den Angeln geschlagen. Obwohl er seine Freundin, Kate, im Rücken hatte, zähmte er die Gewalt seines Ausbruchs nicht, und auch sein vor Wut dunkelrotes Gesicht wurde keinen Deut heller. »Sag mal, willst du uns alle umbringen?! An was werkelst du da überhaupt schon wieder?«, brüllte er.
Mir glitt die Schutzbrille von den bibbernden Augen, als ich das Band löste. »Ich wollte einen Ycare-FIRMA-Motor nachstellen und ihn verkaufen ...«
»Aus Schrottteilen!?«
»Hey! Es ist kein Schrott, wenn es funktioniert!«, verteidigte ich mich und hob ihm die angekokelte Anleitung vor die Brust. Dass ich dafür nachts mit meinen Freunden in den örtlichen Schrottplatz eingebrochen war und illegal ein Auto geplündert hatte, erwähnte ich lieber nicht. »Ich hab anhand der Zeichnungen, Werbungen und Schrittführungen die Bestandteile analysiert und systematisch abgewogen, wie was wo reinpasst. Ich hätte den Motor wieder zum Laufen bringen können. Funktionale Nachbildungen sind außerdem tausende von Dollar wert. Ich wollte uns damit helfen.«
»Na das ist dir ja wunderbar gelungen!«, regte sich Niklaus auf.
Statt mich kleinzumachen, plusterte ich mich auf. »Das wird es, wenn ich ...«
»Nein!«, unterbrach er mich scharf. »Du lässt so was sein, klar?! Das ist komplett irre!«
Das traf mich sehr. »Ich bin nicht irre!«
Klaus warf gereizt den Kopf zur Seite. »Nicht du, sondern das, was du tust.« Er schleifte die stille Kate mit sich, als er ihnen was zum Trinken in unsere bunten Plastikbecher einschenken wollte, und dann feststellte, dass der Eimer leer war. »Wieso ...?« Er schwenkte langsam zu mir. »Du hast all unser Trinkwasser aufgebraucht?«
»Ich musste reagieren ...«
»Rosy!« Klaus kreiste mit den Daumen seine Schläfen entlang. »Uns droht Dürre und du verschwendest den einzigen Eimer Wasser, den ich ergattern konnte«, murmelte er vor sich hin. »Und meinen Lohn erhalte ich erst morgen, um uns welches zu kaufen, teures. Gott, Rosy, wieso musstest du deine Werkstatt unbedingt in unser Zimmer verlegen? Warum nicht draußen auf dem Hof oder bei Devon?«
»Dort könnte es mir geklaut werden.« Ich verlor an Mut. Dass er dursten musste, hatte ich nicht beabsichtigt. Könnte ich die Explosion rückgängig drehen und sofort nach meiner Decke schnappen, statt zuerst nach dem Eimer, würde ich es tun. »Es tut mir leid.«
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A Fall of Rain - Hawk's Eyes Serie
Science Fiction"Poetisch, kraftvoll, romantisch", ein Dark-Rainbow-Epos Dieser ist der zweite Teil von Hawk's Eyes. ACHTUNG: SEX, GEWALT, UMSTRITTENE THEMEN!!! 5 Jahre sind nach den Geschehnissen auf Francis vergangen. Während sich die Weltpolitik spaltet, feilt K...