Datenübertragung: Kaya Cuano (POV)
Es war nach 02:00 Uhr morgens und Rose war immer noch verschollen, während ich lauerte und die Tür anstarrte, als müsste ich auf ein ersehntes Versprechen warten. Unruhe schwächte mir Magen und Herz, es tat weh und ich empfand eine reißerische, knurrende Übelkeit. Das war mein Gewissen. Ich hatte mich von der Eifersucht zur Weißglut treiben lassen und Rose beschimpft, obwohl ich der Dummkopf war. Nun vermisste ich sie ... und ich konnte nicht schlafen, ohne informiert zu sein, dass es ihr gut ging.
Dann offenbarte ein Spalt, dass das Flurlicht auf Bewegung reagierte, und ich setzte mich auf, räkelte den Nacken und hörte gespannt, wie jemand seinen Kopf gegen das Holz lehnte, so als würde er seinen Tag nochmal überdenken. Am Seufzen erkannte ich den Übeltäter. Ich öffnete die Wohnung und stand ihr gegenüber. Was zunächst wie Verblüffung und Verwirrung aussah, transformierte sich zu einer schmerzlichen Form von Wut. »Danke«, sagte Rose knapp, wonach sie an mir vorbeihuschte, um bloß nicht länger mit mir konfrontiert zu werden. Ich hatte es verbockt, okay, wieder einmal. Aber scheiße, war ich froh, dass sie unverletzt war! Ich umschlang sie von hinten und gestand ihr flüsternd, um keinen zu wecken, meine Reue. Zögerlich drehte sie sich, ließ sich fallen, und ich sank mit ihr aufs Sofa und deckte sie zu, denn sie fröstelte. »Ich muss mich umziehen«, kam es wehrlos zurück.
»Rose«, ich verlagerte mich auf sie, damit sie mir nicht entwischen konnte, »ich hab mich bescheuert benommen. Das hast du nicht verdient. Ich war nur ... weiß nicht, schlecht drauf. Brauchst du irgendwas?«
Sie streichelte unaufmerksam meine Beine mit ihren Händen, grübelte, bis sich ihre Augen füllten, doch keine Träne zeigten. »Du hast mich abgesetzt. Du hast mich abgesetzt und nicht mehr abgeholt. Du bist nicht für mich umgekehrt. Ich hätte mir gewünscht, dass du mich holst. Ich hab doch keine Ahnung von Galloneyas Buslinien, Kaya. Ich bin dreimal mit dem falschen gefahren.«
Ihre traurigen, leisen Worte lösten mir wie Säure Fleisch und Knochen auf. Es dauerte, ehe meine Zunge nicht mehr davon geschwollen war. »Warum hast du nicht angerufen?«
»Ich war zu stolz«, schniefte Rose. Sie zitterte in der Stimme, an den Fingern, am Bauch, überall ein wenig, und sie war unterkühlt. Es war Grippesaison. Nicht, dass sie sich etwas eingefangen hatte. »U-und du bist ... manchmal so widerlich selbstgerecht und arrogant ...«
Ich küsste ihre bibbernde Hand. »Es tut mir leid.«
»Du bist ein Ekel«, ließ sie sich aus, harmlos und eher mitgenommen als angreifend.
»Sorry.« Ich legte mich auf sie, und Rose schmiegte sich an mich. »Ich rühr dir eine Brühe, okay?«
»Okay, aber bleib hier.«
»So kann ich nicht ...«
»Bleib!«
Und ich blieb.
Schnarchend, ein Pfiff, kein brachiales Brummen, sang der Schlaf aus ihr, und ich hob mich vorsichtig ab, stellte mich auf und trug sie ins Bett. Ihre Spiralen schaukelten sanft, ehe sie die Matratze plättete, und ich strich ihr die Strähnen von der Stirn, um dort einen feuchten Kuss zu verstauen, der sie für immer in ihren seltsamen Träumen beschützen sollte. Mich beschien das blaue Nachtlicht über der gepolsterten Bettlehne, als ich auf Knien ihre schlaffe Hand gegen meine Lippen drückte. »Ich bin nicht gut genug für dich, das weiß ich, denn du bist perfekt und ich weit davon entfernt«, murmelte ich ihren Fingerknochen entgegen. »Glaub mir, dass mir unser Blutschwur etwas bedeutet. Er ist wertvoller als der Ring an Kendals ... Er ist wertvoller. Unser Blut wird durch unsere Herzen gepumpt, und was ist romantischer, als sich ein Stück vom anderen zu teilen? Ich hab mal ein Gedicht über uns geschrieben. Es zerrissen. War mir peinlich. Ich liebe dich, auch wenn ich mich wie ein Arsch verhalte. Bitte hasse mich nicht irgendwann. Ich befürchte, du wirst es.« Ich genoss noch für ein paar Minuten ihre Nähe, dann schloss ich mich Arthur auf dem Balkon an.
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A Fall of Rain - Hawk's Eyes Serie
Science Fiction"Poetisch, kraftvoll, romantisch", ein Dark-Rainbow-Epos Dieser ist der zweite Teil von Hawk's Eyes. ACHTUNG: SEX, GEWALT, UMSTRITTENE THEMEN!!! 5 Jahre sind nach den Geschehnissen auf Francis vergangen. Während sich die Weltpolitik spaltet, feilt K...