Lights Lehrstunde III

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Eine weiße Brise, säuberlich das Feld umspielend wie ein Tanz aus Flötenklang, inmitten ein Mädchen mit der Okarina zwischen den Lippen. Flüstern wogte am lichtblonden Haar, und als die Musik brach, guckten sich große honigbraune Äuglein um, Wimpernschlag zur einen Seite, Wimpernschlag zur anderen, und es saß allein da.

»... Mama?«, hallte es verzerrt wie aus einem Tunnel, doch der Grund war weiß und weit, die Stimme schwang aus den Gezeiten heraus, hierhin, zu ihr.

Der Ton wurde schallwellenartig über die Grashalme zu ihr her getragen, sie erstarrte, horchte, jagte mit Blicken über die Landschaft – dann entdeckte sie es. Einsame Gefühle dünsteten wie Wolken aus der Vierjährigen, die Kleine versuchte, durch den Nebel zu greifen. Je mehr man sich näherte, desto düsterer wurde die Welt. Schatten gruben sich aus der Erde und Nacht überspülte den Himmel, wo Sterne verlöschten. Nachdem sie dort angelangt war, polterte ihr Mann mit der Faust auf den Boden, der zu kahlem Stein geworden war, und er klagte schluchzend: »Mein kleines Mädchen ... mein kleines Mädchen ... ich will mein kleines Mädchen zurück.«

Tröstlich streckte sie eine Hand nach ihm aus, bedauernd, wie die Dinge passiert waren, doch wurde am Gelenk gepackt und hingeworfen. Er würgte sie, bis ihr Hals dünner wurde, und schrie, dass es ihre Schuld sei, fragte, warum sie das zugelassen habe, und schnürte sie mit jedem weiteren schlagenden Takt grausamer zu.

Dann kreischte der Traum ins Wache, und sie bemerkte, dass Fenster und Spiegel im Raum zersplittert waren. »Oh je«, sagte sie, bereits daran gewöhnt, »nicht schon wieder.«

*

Datenübertragung: Rose D. Hawk (POV)

*

Ich streifte über sandige Straßen mit meinem Rucksack locker über der linken Schulter hängend und flanierte auf den hiesigen Discounter zu. Deathcore grölte aus meinen In-Ear-Kopfhörern, die mir Tommy vermacht hatte, und ich summte den Text nach – soweit das möglich war, denn mehr als ein »People who die aren't dead forever« und »Marching death with deadly banner« aus dem Refrain verstand ich nicht, weil der Gesang unnatürlich werwolfartig wurde, also so, wie Werwölfe wohl rumorten, wenn sie Menschen aßen. Jedenfalls fand ich das cool, es war aktuell mein Lieblingslied.

»People who die aren't dead foreveeer«, murmelte ich beim Abtreten meiner schmutzigen karmesinroten Sportschuhe vor dem gläsernen Schiebeeingang, stampfte und wirbelte den übrigen Dreck auf. Darüber prunkte neongelb der Name des Ladens »YelloW«, und ich sang weiter: »Die, cunt, die hard, die, die, die ...«

Plötzlich drang eine lieblichere Stimme zu mir durch, ich gefror sofort, stellte mich kerzengerade und ließ vor Peinlichkeit die Stöpsel aus meiner Ohrmuschel ploppen. Mrs. Light meinte amüsiert: »Wusstest du, dass die Musik, die wir hören, unsere eigenen Tendenzen, Gefühle, Verlangen und Charakterzüge wiedergeben?«

Mein Gesicht explodierte in knalliger Röte. »D-das ... nein ... wusste ich nicht«, brabbelte ich hervor und senkte betreten das Köpfchen.

Mrs. Light lächelte, Sonne brannte sie von hinten und umrandete ihre schmalen, hellen Konturen orange. Sie passte nicht zu dieser ockerfarbenen Stadt, ihr Aufzug war graziöser, gehobener. Manchmal löste es Minderwertigkeit in mir aus, dass ich vor ihr so arm gekleidet war in Hemden meines Bruders, zerschlissenen Hosen billiger Ein-Dollar-Shops und Schuhen, die seit Jahren abgetragen waren.

Da es mir wichtig war, vor ihr einen guten Eindruck zu machen, schwindelte ich: »Ich mag das Lied gar nicht. Es war einfach in meiner Playlist.«

Meine Lehrerin hob eine Braue.

»Na gut, ich mag's ...«, blies ich Trübsal.

»Ist doch in Ordnung«, erwiderte Mrs. Light freundlich, zog am Poncho und band ihn sich elegant fester um ihre zierliche Gestalt, als müsste sie sich für eine unerbittliche Schlacht wappnen. Mit Einlenkung zur Tür wollte sie den Eintritt wagen, hätte ich sie nicht zögern lassen, indem ich ich wie immer nervös etwas vor ihr herausplatzte.

A Fall of Rain - Hawk's Eyes SerieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt