Lights Jagdstunde VII

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Enger in den zerfledderten braunen Bauernmantel gehüllt schlurfte sie bemüht unauffällig den Rand der vom Regen aufgescheuerten Dorfstraße entlang. Ihr Gewand hatte sie von der Wäscheleine eines bescheidenen Hofs gestohlen und der Familie bei Morgengrauen im Gegenzug gepflückte Kirschen in einem Gebinde aus feuchtem Ahornblatt vor die Tür gestellt. Vor Schuldgefühlen hätte sie ihnen einen Korb geflochten, sowie ihr die Zeit geblieben wäre, doch leider befand sie sich in Eile und wie es schien, so war bei dieser kein Ende in Sicht.

Karren sowie beladene Wägen rollten knarrend und quietschend über die nasse Erde, hinterließen Spuren im Weg und tiefe, sich mit Wasser vollsaugende Hufabdrücke alter abgerackerter Esel. Die Gemüse- und Obststände öffneten. Verkäufer nagelten mit Kreide bemalte Holzschilder an ihre Dachstützen. Sie war hungrig, sie war abgemagert und müde, und bei dem Anblick der duftenden Brotregale hiesiger konkurrierender Landbäcker lief es ihr im Munde zusammen. Aber sie widerstand der Versuchung, trotz der mangelnden Energie ihres nachgebenden Körpers, denn weder verfügte sie über die notwendigen finanziellen Mittel noch konnte sie riskieren, jemandem ihr Gesicht zu zeigen. Daran erinnert wurde sie bei jedem Fahndungsblatt, auf dem ihre Zeichnung abgebildet war, darunter in kalligraphischen Lettern ihr vollständiger Name.

Man durfte sie nicht erkennen, sonst war sie gezwungen zu rennen, und dessen war sie zu erschöpft. Zu abgehetzt. Zu apathisch. Apathie war für sie oft zum Problem geworden. Wo sie herkam, hatte man sie dafür verurteilt, wie abgeschieden sie gelegentlich von ihrer praktischen Umwelt lebte, wie fern ihre Gedanken glitten, wie geistlos und kalt ihr Blick wurde, wenn sie grübelte. Grübeln über Begebenheiten, über welche sich wenige Menschen Gedanken formten, existenzielle, philosophische, ketzerisch-hinterfragende und physikalische. Gesehen hatte man das ungern, noch seltener hören wollen. Also war sie still und leise geblieben. Ungehört. Ungesehen. Bis das nicht mehr genügt hatte und man sie fort haben wollte.

Seitdem war sie von Fluchtort zu Fluchtort getrieben, hatte das Meer auf einem Segelschiff überquert und sich im Süden hier und da in dunklen, steinigen Höhlen verwurzelt. Fiel sie irgendwann zu sehr auf, floh sie weiter, verließ ihr Lager und schlug ein neues irgendwo anders auf, wo es ihr wieder sicher schien. Das wiederholte sich nun schon seit Monaten.

Sie hatte sich ins Dorf gewagt, um an einen Hehler ihr letztes Hab und Gut zu verkaufen; einen glatten Ring aus Blattgold mit eingravierten Lilienblüten. Dieser würde sie mit Proviant und passender Kleidung für den Winter versorgen, hoffte sie, sofern der Mann der gezinkten Münzen nicht entschied, indiskret zu werden und ein Wörtchen über ihren Aufenthaltsort an die falsche Person zu wispern. Ja, Hoffnung. Das war wohl alles, was sie besaß, und das war ihr genug, solange es funktionierte. Sein Angebot im stickigen Hüttchen westlich des Bürgerhauses lautete drei Dukaten, und sie willigte ein, wohlwissend, dass jener Ring einen weitaus höheren Wert zählte. Dennoch erleichtert schnürte sie das Säckchen mit den schillernden goldenen Münzen zu, ließ es in ihre innere Manteltasche schlüpfen und verabschiedete sich höflich vom zwielichtigen, schnauzbärtigen Hehler, der scharf wie seine Räumlichkeiten nach Schweiß und säuerlichem Atem miefte. Ihr entglitt nicht das Aufflimmern seiner schwarzen Äuglein, als sie kehrtmachte. Etwas in ihren Sinnen alarmierte sie, drum beschloss sie, die Kapuze tiefer über die Stirn zu ziehen und Hast in ihre Beine zu schwingen.

A Fall of Rain - Hawk's Eyes SerieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt