Protokoll: 3 Men 1 Am; part 23

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Datenübertragung: Sandrilla Icon (POV)





Die Krone. Sie war das Insignium der Icons, ehemals ihr Wappen, heute nun ihr Zeichen, das Logo FIRMAs und Bestandteil der Flagge des Vereinigten Gallon. Sie war golden und die Diamanten im Schmelz von türkisblauem Schimmer. Seit Generationen färbte sich ihre Familie das Haar in jenem Schein. Weißblond geboren, türkisblau getönt. Sandrilla und ihre Schwester hatten sich an diese Tradition gehalten, während Arthur seinen Gaumen lieber an Anzügen testete und Marcus, ihr Vater und Präsident, seine Frisur stilvoll hatte ergrauen lassen. Als »des Alters Charme« hatte er es bezeichnet. Eine Ausrede, um seine Jugend zu bewahren, dachte sie hingegen.

Anstatt Reden zu schwingen und anderen die Büroarbeit zu überlassen, nahm Sandrilla die Dinge selbst in die Hand. Das hatte sie groß gemacht, und weise für eine Geschäftsfrau. Sie hatte die Blue Babes gegründet und sich einen Platz im Firmenvorstand erarbeitet – ohne Beihilfe ihres Vaters. Er hatte sie ohnehin heruntergeputzt, sie nicht unterstützt. Was Sandrilla besaß, hatte sie eigenständig gesät und geerntet, denn Daddys kleiner Liebling war sie nicht. Der rief sie nämlich im Augenblick per Videochat an.

Soeben hatte sie mit den Generälen konferiert, den Schlachtplan ausgearbeitet, ihn verfeinert. Sandrilla war gestresst, doch gefasst. Dass man an sie dachte ... dass Kendal an sie dachte, hob ihre Laune. Durch sie hatte sie weniger das Gefühl, einsam und unerkannt zu sein. Kendal sah sie. Zumindest irgendwo, ein bisschen.

Das Klingeln des Computers bimmelte im Hintergrund, während sie sich vor dem Spiegel ihres klassischen blauen Zelts den Hermelinmantel richtete, eine Schulter freilegte und den Brustkorb im engen eleganten Kleid anhob. Sie stand gerade und stark. Atmete ein, wieder aus. Dann ließ sie sich vor dem Laptop nieder und klickte auf »Anruf akzeptieren«.

»Hey.« Kendal klang verschüchtert.

»Du hast etwas Dummes getan. Habe ich recht?«

»Woher ...? Ja ...«, gab Kendal zu, den Blick senkend. Ein Seufzen lockerte ihre Schultern und beugte sie trübselig vor. Trotzdem war sie bezaubernd. Sie war schlanker als Sandrilla und um einen Ticken zarter im ovalen Gesicht. Ihre Haut war glatt und weiß. Das erinnerte sie an eine Märchenfigur. Eine, die sie mochte.

»Und was?«, fragte Sandilla direkt.

»Ich halte es nicht aus, nichts von Kaya zu hören«, gestand Kendal, und Sandrilla verdrehte genervt die Augen. Sie hatte eine Ahnung, was folgte. »Ich verstehe nicht, wie ihr das könnt. Sie ist mittlerweile Teil unserer Familie. Daddy isst mir ihr, lädt sie zu Partys und Feiern ein, verteidigt sie, wenn sie Blödheiten anstellt, fördert sie und plötzlich? Plötzlich vertröstet er mich, dass alles in Ordnung sei und sucht nicht einmal nach ihr. Wir wissen, dass ihre Mission fehlschlug. Vielleicht hält Kazaka sie gefangen. Vielleicht ist sie tot. Warum interessiert das keinen? Ihr tut alle so, als gäbe es überhaupt kein Problem.« Oh je, ihre Schwester befand sich kurz vor dem Zusammenbruch. Das gefiel ihr gar nicht. Sie hasste es, sie leiden zu sehen. Besonders wegen Kaya, ugh!

»Das liegt daran, dass es auch kein Problem gibt«, erklärte Sandrilla knapp. Sie wollte das Thema so schnell wie möglich auf Eis legen und sich auf anderes fokussieren. »Folgendes: Kaya ist nicht tot. Kazaka würde sie nicht umbringen, damit betriebe sie Selbstsabotage. Deine Geliebte ist am Leben. Zufrieden? Hast du noch etwas auf dem Herzen?«

Kendals glänzte vor Trauer. »Selbstsabotage? Was soll denn das heißen? Wie kannst du dir so sicher sein?«

Dabei entsann sich Sandrilla, dass ihr Schwester bezüglich des Genoms und der Cuanos im Unklaren war. »Vertraue mir einfach. Kazaka wird ihr nicht ernsthaft schaden. Sie weiß, dass Kaya ihr Druckmittel ist.«

A Fall of Rain - Hawk's Eyes SerieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt