A Fall of Rain - Hawk's Eyes Serie

Protokoll: Das O-AI-G III; part 6

Datenübertragung: Kaya Cuano (POV)

Nachdem Rose hinausgestürmt war, erwischte ich mich dabei, mein Schimpfen zu bereuen, und als wäre das nicht genug, sogar den Impuls, ihr nachzulaufen und sie am Weinen zu hindern, denn ich hatte Tränen gesehen und es früher immer gehasst, wenn sie litt. Entweder spielte sie ihre Rolle wirklich verdammt gut oder ich hatte sie tatsächlich verletzt. Oder war beides möglich? Ich hatte sie wortwörtlich des Sündenfalls beschuldigt, ihn ihrer Weiblichkeit zugeschrieben. Wobei ... sie war eine Hure! Warum überlegte ich eigentlich?

Noch während ich ihr nachsah, entfachte sich ein elektrischer Schlag aus meinen Handfesseln, der über meine Arme in meinen Körper glitt und mich auf die Knie zwang. Ich grunzte vor Schmerz auf. Dann folgte ein weiterer. Und ein dritter. In der nächsten Sekunde hatte mich Kazaka zur Wand geschmettert und würgte mich. Mir wurde die Luft abgeschnürt und ich spürte, wie sich mein Kopf erhitzte. Nichtsdestotrotz klammerte ich mich an das O-AI-G, sicher, ohne Lücken bei mir aufbewahrt. Seinetwegen war ich hier, und ich würde es nicht hergeben. Ich hatte die Schande wiedergutzumachen, meine Ehre wiederherzustellen, weil ich es beim letzten Mal vergeigt hatte. Damals und heute. Fuck.

»Bist du glücklich?«, fuhr mich Kazaka an. Anstatt mich zu wehren, kugelte ich das O-AI-G fester im Hohlraum meiner Fäuste ein.

»Nein«, presste ich hervor und glühte sie boshaft an.

Kazaka schleuderte mich zu Boden, stand über mir. »Rose hatte absolut nichts mit meiner Invasion auf Francis zu tun. Sie wusste nicht, was ich plante, sie weigerte sich, Firewalk wieder beizutreten und sie arbeitete letztendlich nur für mich, um dich zu beschützen, denn ich drohte, dir oder einem anderen Schüler wehzutun. Die Attacke, die dich des Morgens lähmte, war dieselbe, die dafür sorgte, dass sie dir nach meinem Angriff nicht zu Hilfe eilte. Wie ich dir sagte, Kind, ich habe dich belogen, doch diesmal, diesmal bin ich ehrlich. Rose hat dich geliebt und sie wird dich immer ein Stück mehr lieben als mich.« Fädchen aus Strom, Blitze, umzackten ihr Gesicht. Sie waren schwach, aber heiß, und im Raum wurde es schwül. »Du willst einen Übeltäter? Wähle mich! Ich bin das Monster, ich bin die Schlange um den Baum. Finde dich damit ab, geh ihr nach und bitte sie um Verzeihung. Du schuldest ihr was.«

Stimmte das?

Fuck, ich ließ schon wieder zu, dass ihre Lügen zu meiner Wahrheit wurden. Sie manipulierten mich, verdrehten die Tatsachen, damit ich mich ihnen anschloss und sie das Genom behalten konnten. So dämlich war ich nicht. Marcus hatte mich vor Kazaka gewarnt. Jeder Akt war ein Hinterhalt und jedes Wort verdorben von einem niederträchtigen Motiv.

Ich versuchte mich aufzuraffen, ehe mich einer ihrer Blitze persönlich strafte und ich allmählich das Bewusstsein verlor. »Lass mich ... zufrieden.«

Kazaka ließ sich auf ihren Stuhl fallen. »Rose bringt dich auf dein Zimmer. Suche sie, rede mit ihr oder auch nicht. Irgendwann wirst du, spätestens dann wird es dir leid tun, was du gesagt hast.«

Seltsamerweise tat es das bereits.

Ich entschied auf dem Weg, übertrieben zu haben. Klar, Rose war eine Schlampe ... aber sie sollte meinetwegen nicht weinen. Ich konnte das eben nicht leiden. Ich war keine gemeine Person, ob sie es nun verdient hatte oder nicht.

Sie endlich eingeholt, erstarrte ich. Eine Frau, blond und rehäugig in Pluderhose, seidigem Gewand, Perlen und Ketten, hatte die Hände auf ihre Hüften gelegt und tröstete Rose. Küsste sie auf die Wange. Das Teil innerhalb meiner Fäuste wurde mehr als warm, und ich wurde rasend. Eifersüchtig. Wer zum Teufel war die? Als Tilikum hatte man mir jahrelang emotionale Kontrolle eingebläut, mir antrainiert, und ich war einer der schwierigsten Fälle gewesen. Das hatte Irons verlautet. Und der Tilikum-Chef selbst. Es sei mein Jähzorn, der unkontrolliert war, mich impulsiv werden ließ, impulsiv, aber auch effektiv, gefährlich und schnell. Fuck, und ich fühlte ihn. Mit anderen Gefühlen hatte ich kein Problem – sie waren mir fremd. Doch Zorn? Er war sowohl mein größter Feind als auch Freund, und gerade war er mächtig.