Datenübertragung: Kaya Cuano (POV)
»Wurde dir nicht verboten, das zu tun?«, schlich sich Eduardo von hinten heran. Erschrocken von seinem Auftauchen schüttelte ich die Zigarette aus dem Fenster und sah fluchend dem geschlängelten Rauchfaden hinterher, der sich die Hauswand entlang zum Boden fußte. »Man würde annehmen, dass du wenigstens jetzt besser auf dich achtest. So sehr kann man sich irren.« Er schmunzelte mir zu.
Warme Sonne umrahmte meinen grimmigen Ausdruck. »Wenn ich eine rauchen will, dann rauche ich eine. Ich verrecke sowieso.«
»O Kaya.« Eduardo wickelte sich in seinen zitronengelben Samtumhang, sodass dieser seine prallen Muskeln einzäunte. »Lernst du je dazu? Nach jedem Gespräch, das wir teilen, habe ich das Gefühl, dass du wahnsinniger geworden bist.«
Ich zuckte mit den Achseln. »Verrat's nicht Rose, okay?«
Eduardo nickte verschmitzt. »Die Unterstadt hält fest«, schwor er. »Also.« Er nahm auf meinem frisch bezogenen Bett platz. Diese Woche hatte seine Gattin Luise ein Goldenes Event fürs Bordell vorbereitet mitsamt Rabatten, Angeboten und Vergünstigungen pro gebuchter Stunde, und trefflich zum Motto erstrahlte das Etablissement in ebenjenen Akzenten. Die abgestimmten Goldtöne verursachten in mir Brechreiz, je stechender sie gewählt waren, da halfen selbst die kardinalsroten Teppiche nicht aus. »Was hast du heute vor mit so vielen Wachen im Nacken?«
Ich schmeckte die trockene Rauheit des Nikotins auf meiner Zunge, während ich mich brütend aus dem Fenster lehnte und die graue Unterstadt Shaiks im frühen Morgen betrachtete. Florence hatte mich hierhin verdonnert, sie fühle sich unwohl, mich im Palast zu wissen, und vermutlich bei Rose im Bett. Schlampe. »Es ist Sonntag, Feiertag.« In diesem Land wortwörtlich. »Der Senat plant für heute Abend eine Party im gehobenen Status. Ich wurde von niemandem eingeladen, aber Rose besteht auf meine Begleitung.«
»Hat sie eine Ahnung, dass die Senatorin und du ...?« Er ließ vielsagend die Brauen tanzen.
»Keine Ahnung. Ich hoffe nicht. Ich will's nicht komplizierter machen, als es ist. Die dämliche Gerichtsverhandlung hat mir den Rest gegeben.«
»Hm, und ich gehe davon aus, dass du sie ebenfalls über deinen wahren gesundheitlichen Zustand belügst.« Im Tonfall sang ein gewisser hypermoralischer Vorwurf mit. Ich drehte mich und entdeckte Luise La Vendel im Türrahmen mit verschränkten Armen vorm großzügigen Dekolleté und dem üblichen von Anmut angeschwollenen Blick. Sie hatte ihr Haar toupiert, es schillerte wie Bronze und Orangenschale, und ihre weiße Haut glänzte wie Alabaster zum blutroten Satinkleid.
Ich grollte: »Rose hat dermaßen viel Scheiße durchlebt, auch meinetwegen, ich kann ihr das nicht zumuten.«
»Du tust jemandem nur dann Unrecht, sofern du Entscheidungen für ihn triffst, über deren Hintergründe er gar nicht informiert ist. Im Übrigen könntest du dich dafür bedanken, dass ich sie angerufen haben, sonst wärst du jetzt nämlich tot«, kam es schnippisch zurück.
Ich tat es ungern – einfach, weil wir einander nicht verstanden – doch sie hatte recht. »Danke, Luise. Woher hattest du eigentlich ihre Nummer?«
»Die hatte ich nicht«, gestand Luise grinsend. »Du hattest dein Handy im Salon liegenlassen und was ich als Gelegenheit sah, dir einen Dolch in den Rücken zu stechen, erwies sich zufällig als deine Lebensrettung.«
»Du wolltest mich anschwärzen.«
»Natürlich.«
»Warum?«
»Dein schmutziger Mund erinnert mich daran, dass der Schwanz meines Mannes darin steckte, deshalb.«
»Ich hab dich auch gern, Bitch«, murrte ich und verdrehte sarkastisch die Augen.
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A Fall of Rain - Hawk's Eyes Serie
Science Fiction"Poetisch, kraftvoll, romantisch", ein Dark-Rainbow-Epos Dieser ist der zweite Teil von Hawk's Eyes. ACHTUNG: SEX, GEWALT, UMSTRITTENE THEMEN!!! 5 Jahre sind nach den Geschehnissen auf Francis vergangen. Während sich die Weltpolitik spaltet, feilt K...