Datenübertragung: Kaya Cuano (POV)
Wie durch das Einrasten eines wackeligen Lichtschalters war jegliche Stromzufuhr unterbrochen. Ich vermutete, die Generatoren hatten ihren Saft ein für allemal aufgebraucht, zu einem sehr, sehr ungünstigen Zeitpunkt.
Yura hatte kaum länger als eine Sekunde zur Seite geblickt, als Lily durch die Dunkelheit aus dem Zimmer rannte. Wir ließen sie passieren, denn keiner von uns war imstande, ihren Ausfall zu begreifen. Sie war verrückt, offensichtlich, doch wir hatten andere Probleme.
Vor allem an Rose musste ich denken. Es bekümmerte mich, sie nicht retten haben zu können. Was erhalten war, war ihr sinnlicher Geruch im Raum und ein mit Blut verschmutztes Bett, das hoffentlich nicht ihres war. Ohne einen Gedanken an Lily zu verschwenden, bat ich Yura, das Zimmer zu beleuchten. Immerhin mussten seine gelben Augen für etwas nützlich sein, auf denen normalerweise seine kaputte Sonnenbrille saß.
»Gehen wir ihr nicht nach?«, hallte Amelies Stimme aus dem Hintergrund. Sie trug eine kleine Taschenlampe bei sich, die in ihrem Rucksack verstaut gewesen war.
Ein metallisch klares Tropfen vibrierte in der Stille, während ich die zerbrochenen Möbelstücke durchstöberte, den Boden nach Hinweisen inspizierte und mich hinkniete, um einem zappelnden Fisch beim Sterben zuzusehen. Seltsamerweise konnte ich mit gut mit ihm identifizieren. »Die kriegt sich schon wieder ein.«
»Das wirkte aber nicht so«, blieb Amelie stutzig und flackerte in den Gang, um sich selbst zu beweisen, recht mit ihrem Misstrauen zu haben. »Wenn sie abhaut, sind wir am Arsch. Was hat sie da eigentlich gefaselt von 'dann können wir sie wenigstens fressen'?«
»Ich habe Rosinen in meiner Tasche im U-Boot versteckt. Meinte sie die?«, mutmaßte Riss, sich den Bart streichelnd.
Der Fisch bewegte sich nicht mehr. »Das oder uns.«
»Uns?«, zweifelte Amelie. »Wieso denn uns?«
Ich seufzte, rappelte mich auf. Hier gab es nichts zu finden. »Keine Ahnung, sie hat öfter Andeutungen über Fleisch gemacht. Sie spinnt.« Glas brach knirschend unter meinen Schritten. Meine Schuhe wurden von den Pfützen durchtränkt. »Suchen wir sie, damit sie uns zurückbringt.« Ich stoppte beim Türrahmen. »Ist sie links oder rechts?«
»Links«, antwortete Riss.
Ich musterte den alten Kauz, dann Yura. Er beugte sich trauernd über die toten bunten Fische und ließ das Kinn zur Brust senken. »Nein, sie ist weg«, sagte er so leise, dass wir alle seine Worte nochmal in Gedanken wiederholen mussten, bis wir sie verstanden.
Amelie erlebte einen Anflug von Panik. »Wie, weg? Hat sie ...? Oh, Mist, das U-Boot!« Mit geladener Waffe sauste sie in die von Riss genannte Richtung davon. Der Alte wollte sie aufhalten, doch sie war zu schnell für ihn.
Dafür, dass Riss so ein pathetischer Darsteller war, verhielt er sich erstaunlich ruhig, wohingegen ich es allmählich mit der Angst zu tun bekam. Ohne Lily hatten wir keine Chance, die Basis zu verlassen, und falls wir nicht entkämen, könnte ich Rose niemals wieder in meinen Armen spüren. Das durfte nicht passieren. »Fuck.« Mehr brachte ich nicht hervor.
»Ich werde ihr folgen ...«, beschloss Riss. Yura bremste ihn, indem er die Hand auf seiner Schulter platzierte und in warnendem Ton brummte: »Nicht aufteilen. Das ist keine gute Idee. Sie ist die Finsternis, und in der Finsternis sind wir ihr hilflos ausgeliefert.« Riss nickte, als verstünde er den Schwachsinn.
Lily war ein Rätsel, und auch, wie es ihr gelang, mein Gedächtnis zu manipulieren, war besorgniserregend, doch das formte sie nicht zu einer spirituellen Übermacht. Irgendein Trick steckte dahinter, ich hatte ihn nur noch nicht entdeckt. Selbst Kazakas Fähigkeiten ließen sich durch das Genom erklären. Wahrscheinlich war Lily ebenso Teil eines Experiments gewesen, das sie ... Ich wusste nicht, wie ich es erklären sollte. Jedenfalls kein Mensch mochte alles bedeuten. Sie war ein Clown, der mit Bällen jonglierte. Eine Taschenspielerin. Eine Scharlatanin. Es stand ihr ausgezeichnet, jemanden zu verwirren. Jetzt, da ihre Anwesenheit mich nicht irritierte, fand ich zum rationalen Denken zurück. Ich bestimmte: »Helfen wir Amelie. Was auch immer Lily ausheckt, wir dürfen sie nicht unterschätzen. Ich glaube, sie wollte von Beginn an nur mit uns spielen.« Mit mir.
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A Fall of Rain - Hawk's Eyes Serie
Ficțiune științifico-fantastică"Poetisch, kraftvoll, romantisch", ein Dark-Rainbow-Epos Dieser ist der zweite Teil von Hawk's Eyes. ACHTUNG: SEX, GEWALT, UMSTRITTENE THEMEN!!! 5 Jahre sind nach den Geschehnissen auf Francis vergangen. Während sich die Weltpolitik spaltet, feilt K...