8. Kapitel: Ein kleines Intermezzo

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~ Der, der im Schatten lauert~

Oh, diese vermaledeite Hohepriesterin und ihre selbsternannten Tempelwächter. Da war es ihnen tatsächlich gelungen, vier von sieben Auserwählten ausfindig zu machen. Sollte es ihnen gelingen, auch die restlichen aufzuspüren, war unser Untergang besiegelt.

Allerdings besaßen wir einen Trumpf.

Sogar zwei Trumpfe.

Ersten, wir waren nahezu vollzählig. Einzig die Nummer sieben fehlte in unseren Reihen, doch der Boss meinte, dass diejenige Person sich uns bald anschloss.

Und zweitens . . .

. . . blieb vorerst ein Geheimnis.

Leise in mich hineinfluchend zog ich mich tiefer in den Schutz der Bäume zurück. Mit düsterer Miene beobachtete ich, wie jene verhasste Person aus dem Internatsgebäude trat. Ihre Bodyguards im Schlepptau. Wo die Hohepriesterin hinging, waren die nicht weit. Wie Straßenköter hingen die an ihr. Besonders Blondie.

Drei Plagegeister folgten ihr auf dem Fuße. Das Mädchen mit den seltsamen Silberhaaren ignorierte ihre Verfolger. Ihr Temperament war erfrischend und belebend. Bei einer Hohepriesterin hatte ich ein stilles Mädchen erwartet, doch was ich vor mir war, war das genaue Gegenteil von ruhig. So eine besaß ordentlich Feuer im Blut und Zündstoff unterm Hintern. Die passte gut in unseren Clan. Vielleicht konnte ich den Boss dafür erwärmen, sie umzustimmen. Ihre Gabe als Hohepriesterin konnte uns genauso hilfreich sein.

Plötzlich blieb sie stehen. Ihre Augen huschten suchend umher. Als würde sie meine Anwesenheit spüren. Dabei war ich ein Meister der Tarnung. Ich verbarg alles von mir. Mein Aussehen, meine Aura, sogar meine Seele. Dabei wäre es mir ein Leichtes, ihr noch so junges Leben zu beenden. So schnell, wie ein Herzschlag dauerte.

Doch damit stieß ich gegen Ravons Befehl. Unser Boss hatte mir und meinen Mitstreitern deutlich zu verstehen gegeben, dass die Hohepriesterin am Leben gelassen sollte. Leider passte mir das keineswegs in den Kram. Ich wollt sie lieber heute als morgen tot sehen.

In meinen Gedanken legte ich ihr die Hände um den dürren Hals, während ich dabei zusah, wie das Leben aus ihrem Körper und der Glanz aus ihren Augen wich. Sie würde noch etwas zappeln, vielleicht um Gnade flehen. Das taten sie immer, kurz vor dem Ableben und genoss ihre Verzweiflung und die Einsicht, dass sie in Begriff waren zu sterben. Menschen waren so zerbrechlich, so leicht zu töten, dass es beinahe langweilig war. Kaum einer unter ihnen war in der Lage, sich vernünftig zu wehren. Nicht, dass es ein Unterschied machte. Ich tötete sie sowieso.

Die Augen der Hohepriesterin waren - ja, in der Tat, ziemlich sonderbar. Sie kamen mir wage bekannt vor, auch wenn ich das Gefühl nicht näher beschreiben konnte.

Wo hatte ich solche Augen schon einmal gesehen?

Es war mir ein Rätsel.

Ich hasste Rätsel!

„Ich kann deine Gedanken hören, als riefst du sie mir mit einem Megafon zu. Was tust du hier, Dark?", durchdrang eine schneidende Stimme eine wirren Gedanken.

Fluchend wirbelte ich zu meine Mitstreiter herum. Ich hasste es, wenn er sich so lautlos anschlich. Verdammter Assassine!

„Spionierst du mir etwa nach, Blade?!

„Mitnichten. Mir wurde nur die Ehre zuteil, dein Babysitter zu spielen, Schatten. Befehl von Ravon persönlich." Das Blade genauso wenig glücklich darüber war wie ich, war ihm anzusehen.

„Dann richte unserem hochgeschätzten Boss aus, dass ich keinen Aufpasser brauche. Ich werde die Kleine schon nicht anrühren." Zumindest würde ich versuchen, sie nicht zu töten. Ob sie das gleich folgende Spektakel unbeschadet überstand, war eine andere Frage.

Drachenstern Saga - Part 1 - Die Legende der DrachenreiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt