27. Kapitel: Versuchung der Finsternis

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Die Abendsonne tauchte das Hotelzimmer in einen goldenen Schimmer. Vor den großen Terrassenfenstern ergoss sich das Panorama der großen Stadt. Unter uns pulsierte das Leben. Die Lichter blitzten hell.

Die Schönheit dieser Aussicht erfasste mich nicht mehr. Die Veränderungen in mir hatten begonnen. Mein letzter Funken Licht war heute Nacht erloschen. Meine linke Iris hatte sich pechschwarz verfärbt. Nun ähnelten meine Augen denen von Blick Mist. Durch mein silbernes Haar zogen sich schwarze Strähnen. Bald würde sich meine Haarfarbe vollständig verändert haben.

In dem weinroten Laken gewickelt, stand ich am Fenster und beobachtete die Nacht. Vielleicht suchte ich nach ihm, doch ich wusste, dass er sich mir nicht mehr zeigen würde. Was niemals geschehen durfte, war geschehen. Viele meiner Vorgänger hatten diesen Frevel begangen und teuer dafür bezahlt.

Mit dem Erwachen meines anderen Ich kehrten auch die Erinnerungen an diese Leben zurück.

An Celestria, die mit ihrer Finsternis dem Untergang der Astralwelt herausbeschwor. Am Ende wurde sie von den Aufständigen ermordet und im Meer ertränkt.

An Arcana, die sich selbst zur Königin krönte und mit eisiger Hand regierte. Nicht einmal vor dem Mord an ihren Seelengefährten machte sie Halt. Ihr war es verschuldet, dass ihre Nachfolgerin ein sterbliches, kränkliches Leben führen musste.

Unzählige Male war das Drachenkind der Dunkelheit verfallen und jedes Mal waren die Auswirkungen fatal. Durch ihre Hand starb Freund und Feind, Gnade wurde ihr ein Fremdwort und das Blut ihr stärkster Trieb.

Erneut stand dieses Unglück bevor. Ich spürte die Blutdurst in mir. Spürte, wie sie wuchs und wuchs. Wie ein Vampir, der lange gehungert hatte. Ich wollte mein Schwert schwingen und töten, töten, töten.

Mit letzter Kraft unterdrückte ich diesen Drang. Alles zu seiner Zeit. Es standen wichtigere Dinge im Vordergrund. Unter anderem meine Krönung.

Die Badezimmertür wurde geöffnet und heißer Wasserdampf erfüllte das Schlafzimmer. Nackt wie Gott ihn schuf, trat Vector hinter mich und schlang die Arme um meine Taille. Er hauchte Küsse auf meinen Hals, meine Schulter. „Komm wieder ins Bett, meine Schöne."

Im Spiegelbild des Fensterglas begegnete ich seinem hungrigen, alles verschlingenden Blick. Seine langgliedrigen Finger ergriffen das Laken. Ganz langsam, als packte er ein Geschenk aus, zog er den Stoff auseinander, so dass die Seide schließlich zu Boden fiel. Seine Hände strichen an meinen Seiten entlang, während er heiße Küsse auf meine Schultern verteilte. „Deine Haut ist so weich. Du solltest nur Seide tragen. Das teuerste Geschmeide soll deine Haut bedecken." Er nagte an meinem Schlüsselbein. „Ich werde dich in Juwelen baden lassen und dir so viel Seide schenken, dass du in ihrer Vielfalt aufblühst." Mit den Fingerspitzen massierte er meinen Bauch und wanderte höher.

Ich packte seine Handgelenke. „Ich entscheide, wann du mich anfassen darfst. Wir spielen nach meinen Regeln. Verstanden?"

Er lachte. Ein Laut, der mir eine Gänsehaut beschwerte. „Fordernd wie eh und je." Blitzschnell legte er eine Hand um meine Kehle. „Du hast gerne die Kontrolle, nicht wahr? Aber noch mehr genießt du es, wenn man sie wegnimmt."

Ich bleckte die Zähne. „Sag mir nicht, was ich zu tun habe."

„Das tue ich nicht. Du darfst deinen Willen behalten. Aber im Bett behalte ich die Kontrolle. Ich unterwerfe dich und du wirst dich unterwerfen lassen."

Mein Herz pochte wie verrückt. Das Blut rauschte in meinen Ohren.

Vector neigte sich zu mir. Sein Mund schwebte an meiner Wange. „Wirst du dich mir unterwerfen, meine Königin?"

Drachenstern Saga - Part 1 - Die Legende der DrachenreiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt