~ Marik ~
Chilledren. So wurden Straßenkinder genannt. Chiyo war eine von ihnen gewesen. Zu jener Zeit hatte es seit Tagen ununterbrochen geregnet. Die Tage waren grau und kalt. Für die Heimatlosen war diese Zeit ein Kampf ums Überleben. Jede noch so kleine Erkältung konnte den Tod bedeuten.
Ich hatte meinen Flug verpasst und kam zu spät zu einem wichtigen Termin in einem ägyptischen Museum, als ich in einer Seitengasse ein Mädchen entdeckte. Sie wirkte so verloren, wie sie an der Mauer lehnte. Ungeschützt vor dem Regen und bis auf die Knochen durchnässt. Der Fetzen an ihrem dürren Leib war wohl einst ein Kleid, doch dem war sie längst entwachsen. Schuhe besaß sie keine. Ihre Füße waren wund. Das Blut zerfloss im Regen. Die einzige Habseligkeit verbarg sie unter ihrem Arm. In einem Tuch eingewickelt drückte sie das Brotlaib an sich.
Obwohl sie erst zwölf Jahre war, wirkte sie viel älter. Ihr Körper wies die ersten Entwicklungen auf. Ihr Blick war leer, gebrochen. In den Augen war jeglicher Glanz erloschen.
Ich wusste nicht, was mich bewog, stehenzubleiben und zu ihr hinzulaufen. Vielleicht war es Mitleid. Vielleicht auch die Erinnerung an meine eigene Kindheit, die nicht weniger rosig war.
Ich hatte kein Wort gesagt. Irgendwie hatte ich wohl gewusst, dass sie sonst weggelaufen wäre. Deshalb zog ich nur meinen Mantel aus und hängte ihn ihr um. Dann setzte ich mich neben sie in den Regen.
Eine ganze Weile passierte nichts.
Irgendwann griff sie nach den Mantel und wickelte sich darin ein
Ich empfand auf jeden Fall Mitleid. Sie war von der Welt in Stich gelassen worden. Kein Kind suchte es sich aus, ein Chilledren zu sein. Sie waren Waisenkinder. Heimatlose. Straßenkids, die sich im Leben irgendwie durchschlagen mussten. Um zu überleben, mussten sie zu allen Mitteln greifen. Sei es nun Diebstahl, Einbruch oder Mord.
Die Regierung verachtete diese Kinder. Die Menschen schauten voller Verachtung auf sie herab. Sie wurden für das gehasst, was sie taten. Niemand sah hinter die Fassade. Die Wahrheit wurde totgeschwiegen und ignoriert.
Als es dunkel wurde, hatte ich ihr meine Hand gereicht.
Sie hatte sie ignoriert.
Am nächsten Morgen kam ich wieder in die Gasse. Ich brachte ihr ein Brot mit. Dann saß ich wieder schweigend neben ihr.
Wie auch am folgenden Tag.
Und am übernächsten.
Wir sprachen nie ein Wort. Ich gab ihr die Zeit, die sie brauchte. Gewiss war ihr Vertrauen in die Menschheit zerstört. Ich wusste ja nicht wie lange sie bereits auf der Straße lebte. Ihrer Kleidung nach und ihrem geschwächten Zustand schon ziemlich lange. Deswegen kam ich sie nur besuchen und blieb an ihrer Seite sitzen.
Eines Tages, als ich mich verabschieden wollte, hatte sie sich an meiner Jacke geklammert. Den Blick hielt sie weiterhin gesenkt. Das nasse Haar hing ihr wirr ins Gesicht. Ich zitterte vor Kälte, trotz meines Mantels, den sie trug.
„Möchtest du mich begleiten?"
Sie hatte genickt.
Also nahm ich sie mit in mein Hotelzimmer.
Sie badete über viele Stunden. Anschließend aß sie die Suppe und das Brot, dass ich ihr bestellt hatte. Ich ließ sie im Bett schlafen, während ich mich auf die Couch legte.
Die nächsten Tage blieb sie im Hotelzimmer.
Als es Zeit für mich wurde, in meine Heimat zurückzukehren, fragte ich sie, ob sie mich begleiten möchte. Ich erzählte von einem Haus in Ägypten mit einem eigenen Garten und einer kleinen Dachterrasse.
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Drachenstern Saga - Part 1 - Die Legende der Drachenreiter
FanfictionHallo liebe Leser und Leserinnen Dies ist meine Yu-Gi-Oh-Fan-Geschichte. Und darum geht es ...... Sieben Reiter wurden entsandt. Sieben Male schufen ein Band. Sieben Bestien erwachten in der Nacht und bündeln die stärkste Macht. Die Welt war im Wan...