20. Kapitel: Federn der Engel

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~ Chiyo ~

Drachenmädchen!"

Ryokens Warnruf kam zu spät.

Unter unseren Füßen begann der Boden zu beben. Dunkelblau-leuchtende Linie schossen empor. Der Sand wurde aufgewirbelt. Die Linien verzweigten, beschrieben einen Kreis und vereinten sich zu einem Bannkreis. Ich befand mich direkt im Zentrum. Eine Barriere legte sich wie eine Kuppel über uns. Ein Entkommen war unmöglich. Das sah sehr stark nach einer Falle aus. Alarmiert fuhr ich herum.

„Vorsicht!", schrie IV plötzlich.

Ich bemerkte die Gefahr im selben Moment. Von allen Seiten schossen Energiebälle auf mich zu.

Thomas sprang an meine Seite. Auf seiner Hand glühte das Wappen. Daraus formte sich die Sense. Er holte Schwung und schleuderte die Energiebälle zur Kuppe hinauf, wo sie mit einem lauten Knall explodierten. Staub und Sand fiel herab. Hustens hielten wir uns die Hand vor den Mund.

„Wieso kannst du deine Sense beschwören, Puppenkasper? Die habe ich doch zerstört."

Thomas blickte über die Schulter und zwinkerte mir zu. „Wir mussten dich testen. Du gibst dich als Drachenkind aus. Da mussten wir sicher gehen, dass du die Richtige bist."

„Du warst gar nicht manipuliert und jagst mich durch die Wüste?" schrie ich ihn an. „Hast du'n Knall?"

„Idiot. Jetzt sind wir aufgeflogen.", rief Christopher.

„Ist das euer verdammter Ernst? Nur um mich zu testen, zieht ihr solch eine Show ab?" Ich kochte vor Wut. Das konnte ja wohl nicht wahr sein. Jede Wette, dass dieser Giftzwerg davon gewusst hatte und natürlich keine Silbe darüber verlor.

„Hättest du es gewusst, hättest du nicht richtig gekämpft. Wir mussten deine Fähigkeiten mit eigenen Augen sehen.", sagte Michael und trat an meine linke Flanke. Auch er hielt seine Sense wieder in der Hand.

Rechts von mir ragte Christopher wie ein Riese auf. Den kühlen Blick nach vorne geheftet. „Wir werden dir später alles erklären. Kannst du diese Barriere sprengen, Drachenkind?"

„Selbstverständlich."

Für wie schwach hielt der mich?

Ich ging in die Knie und grub die Finger in den Sand. Die Augen geschlossen, griff ich nach meiner Gabe. Meine Drachenmale glühten nach und nach auf. Neben mir hörte ich Michi überrascht nach Luft schnappen. Ich konzentrierte mich. Schweiß perlte auf meiner Stirn. Das sollte mir nicht so schwer fallen. Auf meine Gabe konnte ich immer und derzeit zugreifen.

„Drachenkind?" Chris klang ungeduldig.

„Hör auf zu hetzen!", fauchte ich zurück.

Die Macht in mir flackerte. Ich griff danach, zog sie an die Oberfläche - und wurde plötzlich von einem starken Sog nach unten gezogen. Ein Schwächeanfall ließ mich zusammenbrechen. Ich schmeckte Sand und hustete. Die Welt drehte sich.

Kurz wurde alles schwarz.

Sekunden später schlug ich die Augen wieder auf. Kaitos besorgtes Gesicht schwebte über mir. Eine Hand hielt die meine und ich nahm Ryokens vertrauten Geruch wahr. Das Schwächegefühl war verschwunden. Mit einem Satz war ich auf den Füßen.

„Was zum Fick war das gerade?" Ich schaute auf meine Hände, drehte mich im Kreis, suchte nach der Ursache für diesen Zusammenbruch. Weit und breit gab es nichts außer der Wüste. In unmittelbarer Nähe ragte ein einsamer Felsen in die Höhe. Über uns flimmerte die Schutzbarriere. Der Bannkreis leuchtete hell und klar. „Dieser Bannkreis. . ." Ich sah mir die Struktur genauer an. Irgendwas daran kam mir bekannt vor.

Drachenstern Saga - Part 1 - Die Legende der DrachenreiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt