Part 3: Vertrauensfrage

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Luna keuchte heftig. Gilag war ein harter Brocken. Auch der Giftzwerg und seine Söhne machten ihnen das Leben schwer. So leicht der Kampf begann, umso schwerer wurde er, je länge er andauerte. Was um ihnen herum geschah, nahmen sie kaum wahr. Zu sehr waren sie in ihrem eigenen Kampf vertieft.

„Man sind die hartnäckig. Wo-zum-Geier steckt Ariya? Hast du sie gesehen, Anuki?"

Der Wolfsmann kämpfte in seiner tierischen Gestalt. Seine Vorderpfote war gebrochen, so dass er hinkte. Am Hinterlauf wies er eine tiefe Wunde auf. Sein weißes Fell war rot von seinem Blut.

„Jap. Die hat Vector verdrängt und ihren Ex verschont."

„Kämpft sie nun für oder gegen uns?", knurrte Blade. Seine beiden Klingen waren blutgetränkt. Der Ledermantel wies Risse auf und am Oberarm hatte er eine Fleischwunde notdürftig verbunden. Die Winde hatten ihm zahlreiche Schnitte im Gesicht verpasst.

„Das müsst ihr sie selbst fragen.", knurrte Anuki und leckte sich die Vorderpforte. Kämpfen war eine Sache, der er lieber aus dem Weg ging. Doch wenn er kämpfen musste, tat er es auch.

Blade stellte sich neben ihm. Sein spöttischer Blick ruhte auf den Riesenwolf. Er zog ihn zu gerne auf. „Na? Brodelt es in dir? Du liebst sie doch auch."

„Halt die Klappe."

Ravon hatte bisher nur beobachtet und die Kämpfe mit Argusaugen verfolgt. Seine Miene war verschlossen wie seine Steinplatte. In seinen Augen brannte das Feuer. Was er dachte, war nur zu erahnen. Er ließ sich niemals in die Karten gucken. Seine Mitglieder kannten ihn aber gut genug, um zu wissen, dass es in ihm brodelte.

„Hey, Boss. Was nun? Wie es aussieht, wechselt sie wohl wieder.", rief Luna ihm zu.

Ravon schwebte los, um sich der Sache anzunehmen.

Ich bemerkte den Besucher zuerst. Die schwarze Leuchte musste mich nicht erst darauf aufmerksam machen. Er tat es trotzdem und ich quittierte seine Bemerkung mit einem bösen Blick.

„Was wird das, Drachenkind?" Ravon schwebte von oben herab und wirkte mit dem wehenden Mantel und der schwarzen Kleidung wie eine göttliche Gestalt.

Du bist mir eine Erklärung schuldig, kleiner Drache.

Ich bleckte die Zähne. „Ich tue das, was ich euch von Anfang an gesagt habe. Kaito wird nicht getötet, bis das Band verschwunden ist." Ihm gegenüber durfte ich niemals auch nur die kleinste Schwäche zeigen. Darauf wartete er nur. Das würde er schamlos ausnutzen und mich in die Defensive drängen. Gnade war ihm ein Fremdwort. Er konnte das Wort nicht mal buchstabieren.

G-n-a-d-e buchstabierte er mir gedanklich und ich war dicht davor, ihm die Faust ins Gesicht zu schmettern.

„Die Barianer sind noch am Leben. Du kennst den Befehl. Töte sie alle!" Er knurrte und klang nun wie ein Tier, dass auf der Jagd war und die Beute gewittert hatte. „Mit deinen Brüdern bist du auch recht sanft umgegangen. Du kannst mehr. Hast du Angst, sie zu töten?" Die Herausforderung schwang in seiner Stimme mit. Kein Detail blieb ihm verborgen. Nicht mal mein Zusammenzucken, dass ich zu verbergen versuchte.

Ich schwebte zu ihm hinauf, bis wir auf Augenhöhe waren. „Ich töte, wann und wie ich will. Da hat mir keiner dazwischenzufunken. Welchen Spaß macht es, jemanden sofort zu töten, wenn man ihn noch ein paar Tage quälen könnte? Wenn ich ihnen überdrüssig bin, werde ich es beenden. Aber bis es soweit ist, haltet ihr euch daraus. Wenn du an meiner Treue zweifelst, dann sage es."

Ravon schwebte näher. Bedrohend langsam. Sein Gesicht neigte sich zu mir. Als er die behandschuhte Hand nach mir ausstreckte, wich ich nicht zurück. Sein Griff am meinem Kinn war schmerzhaft, doch ich verkniff mir jeden Laut. „Du bist nicht so gut im Verstellen, wie du es gerne wärst. Das merke ich dir sofort an."

Drachenstern Saga - Part 1 - Die Legende der DrachenreiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt