30. Kapitel: Das Oberhaupt von Exodus

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Mühsam richtete sich Kaito auf. Als er den fremden Mann erblickte, weiteten sich seine Augen. Das Zittern, das ihn packte, konnte er nicht unterdrücken. Er kannte diese Person. Dieses Gesicht war ihm nicht unbekannt. Bei diesen rotglühenden Augen schoss sofort ein Gedanke durch seinen Kopf.

Dämon.

Ich erstarrte zur Salzsäule und mein Herzschlag setzte aus, als bei Kaito erste Erinnerungsbruchstücke auftauchten. Mein Zauber hatte elf Jahre gewirkt. Nun schien er nachzulassen. Dabei hatte ich mir gewünscht, dass er sich niemals mehr an diese Zeit erinnerte.

Die Augen geschlossen, tauchte ich mit ihm in jene Erinnerung ein.

Ein dunkler Kerker. Fackeln. Metall. Brechende Knochen. Motorengeräusche. Schmerz. Schreie. Noch mehr Schmerz. Blut. Vor allem Blut. Überall. Auf dem Fußboden, an den Wänden, sogar an der Decke. Die Schreie stammten aus einer kindlichen Stimme. SEINER STIMME. Und immer wieder rief er einen Namen.

Ariya.

Kaito entwich ein leises Stöhnen.

Hätte der Neuankömmling ihm Beachtung geschenkt, hätte er ihn mit Sicherheit erkannt. So aber galt seine Aufmerksamkeit mir. Ich fühlte seinen durchdringenden Blick auf mir.

„Tu es. Erfülle dein Schicksal."

Ich betrachtete ihn aus dem Augenwinkel. Das war also mein Großvater. Der Mann, vor dem jeder sowohl Furcht als auch Respekt empfand. Ich fühlte nur Abscheu. Seiner Familie anzugehören, bereitete mir Übelkeit. Zu wissen, dass sein Blut in meinen Adern floss, ließ mein Blut zu Eis erstarrten.

Wenn er ein Monster war, was war dann ich?

Während ich ihm eine Antwort schuldig blieb, erinnerte ich mich an ein Treffen vor vielen Jahren.

Wir begegneten uns heute nicht zum ersten Mal, doch das letzte Mal lag elf Jahre zurück.

Ich hatte ihn von mir aus aufgesucht und um ein Gespräch verlangt. Nachdem, was er meinem Arco antat, war er mir diese Unterhaltung schuldig. Wir hatten lange geredet. Über viele Stunden. Am Ende hatten wir uns auf ein Deal geeinigt.

„Du lässt ihn am Leben.", flüsterte ich.

„Deinen kleinen Freund?" Rizu lachte. Ein ziemlich tiefes wie böses Lachen. Die Erde wurde bis in ihre Grundmauern erschüttert. Sogar ich hatte mit dem Gleichgewicht zu kämpfen. „Nein!"

Meine Backenzähne knirschten. „Dann werde ich das hier nicht beenden."

„So wichtig ist er dir? Dann werde ich dich wohl von deiner Last befreien, Enkelin."

Meine Schwingen ausgebreitet schwebte ich vor ihm. Wut blitzte in meinen Augen. Ich krümmte den Finger und holte mir Luna und Blade heran. Dark und Anuki stellten sich an meine rechte Seite. Damit begingen sie Verrat, aber lieber kämpften sie für mich, als weiterhin zum Spielball von Rizus Launen zu werden. Den Zorn des Chefs konnten sie überleben. Meinen nicht. „Rührst du ihn an, wirst du dafür bezahlen. Tue mit mir, was du willst. Mach mit dem Rest der Welt, was immer du tun musst. Aber Kaito lässt du aus dem Spiel!" Ich meinte jedes Wort ernst. Nur eine Person bedeutete mir genug, dass ich über Leichen ging. Kein Verrat war zu wenig, um ein Leben zu retten. Selbst, wenn er mich dafür hassen würde.

Rizu breitete die Arme aus. „Du kannst mich nicht besiegen. Nicht in dieser Gestalt." Er lachte. In seinen Augen glomm eine feurige Glut. „Dir fehlt immer noch das letzte Drachenmal. Und selbst wenn sie vollständig wären, würdest du wirklich dieses Opfer bringen, nur um ihn zu retten? Vor allem, weil du weißt, was der Preis für diese Macht ist?"

Ich fuhr heftig zusammen.

Er hatte laut genug gesprochen, dass jeder um Umkreis von einer Meile seine Worte verstanden hatte. Dutzende Augenpaare flogen zu mir, fragende Gesichter überall und jeder dachte dasselbe.

Drachenstern Saga - Part 1 - Die Legende der DrachenreiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt