41. Kapitel: Insel der Prüfungen

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~ Jesse ~ 

Seit Stunden irrte ich durch den Dschungel. Von Jaden fehlte jede Spur. Dabei waren wir gemeinsam durch das Portal getreten. Auch von Yuma, dem quirligen, kleinwüchsigen Jungen, der unser Tempelwächter sein sollte, fehlte jede Spur. Wer an meiner Seite blieb, war die durchsichtige Gestalt des Astralwesen.

„Hey, Leuchte – wohin?"
„Mein Name ist Astral.", widersprach die Leuchte. „Weiter durch den Dschungel würde ich meinen."
„Ariya nennt dich Leuchte.", kommentierte ich.

„Leider wahr. Das kann ich ihr nicht ausreden. Ist wohl eine Vorliebe von ihr."

Unwillkürlich musste ich schmunzeln. Zu meinen Glück hatte ich noch nicht viel mit ihr zu tun. Außer neulich, als sie vollkommen ausgetickt war und unser Lebenslicht ausgeknipst hatte. Irgendwie waren wir tot und dann wieder nicht. So ganz hatte ich das nicht kapiert.

Zumindest blieb ich von ihren mitunter merkwürdigen Spitznamen verschont.

Hey, Goldjunge – das lässt sich sehr schnell ändern.

Als ich plötzlich eine Stimme in meinem Kopf vernahm, stoppte ich mitten in der Bewegung. Einen Fuß auf einer großen Baumwurzel, die Hand am Baumstamm, sah ich mich hektisch um. „Ariya?"

In diesem Leben mein Name, soweit ich weiß.

„Warum. . . kann ich dich hören, aber nicht sehen?"
Ein Kichern.

Ich bin in deinem Kopf, Dummerchen.

„Krass." Lachend kratzte ich mich am Hinterkopf. „Du bist echt gruselig, weißt du das?"

Talent, Schätzchen. Talent.

„Stimmt. Hast Recht.. Es ist nur. . . eine Gewöhnungssache."

„Führst du Selbstgespräche?" Astral schwebte vor mir. Durchsichtig, und doch wieder nicht. Nach wie vor war er für mich eine seltsame Erscheinung. Sein Körper war hellblau, schlank und mit Kristallen verziert. Seine zweifarbigen Augen, eine golden wie die Sonne, die andere Iris weiß wie das Mondlicht, schienen bis in meine Seele zu blicken. Ariya besaß dieselben Augen.

Beobachtung Nummer. . . ach, egal. Astral ist nicht die hellste Leuchte auf der Torte.

Das Astralwesen bekam große Augen. Suchend sah er sich um. „Ariya?"
Für einen stellvertretenden Tempelwächter bist du echt mies, Leuchte. Statt Zeit zu vertrödeln, solltet ihr euch lieber beeilen. Es wird bald dunkel, und ihr müsst bis dahin die Ruinen gefunden haben.

Kopfschüttelnd rieb Astral sich die Schläfen. „Ich wurde ungefragt in diese Position erhoben. Von daher, hab Nachsicht, kleiner Plagegeist."

Meinen Lachanfall verbarg ich mit der Hand. Es war erfrischend, wie sie sich zankten.

In einem Punkt musste ich ihr Recht geben: die Lichtverhältnisse verschlechterten sich. In diesem Tempel, Dschungel – wo auch immer ich mich gerade befand – galten wohl andere Regeln als in der Außenwelt, wo der Tag erst angebrochen war. Daher beschloss ich, ihrem Rat zu folgen.

Im letzten Tageslicht erreichten wir die erwähnte Ruine. Erschöpft, atemlos und verschwitzt lehnte ich mich gegen die Außenmauer und schloss für einen Moment die Augen.

„Dürfte ich eine Frage stellen, Ariya?"
Natürlich.

„Wo sind Jaden und dieser Yuma?"
Für einen kleine Weile herrschte Schweigen. Vielleicht schickte sie ihre Sinne aus oder sowas in der Art, um nach meinem besten Freund zu suchen. Oder sie wusste die Antwort darauf nicht. Oder aber. . .

Drachenstern Saga - Part 1 - Die Legende der DrachenreiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt