12. Kapitel: Die Bürde jeden Einzelnen

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Als hätte nicht bis eben ein Kampf um Leben und Tod stattgefunden, lehnte ein junger Mann an der Mauer der Schule. Die Arme hatte er vor der Brust verschränkt. Ein warmes Lächeln lag auf seinen Lippen. Sein silbernes Haar war hochgestylt. Hinter den abgerundeten Brillengläsern verbargen sich dunkelgraue Augen. Seine Kleidung war ziemlich normal. Schwarze Jeans, weißes Hemd und dunkle Lederschuhe. Ein graues Jackett baumelte über seiner Schulter.

Ich zögerte, setzte einen ersten Schritt in seine Richtung.

Dieser Mann . . .

„D- " Mizael wollte gerade seinen Namen aussprechen, doch ich kam ihm zuvor.

„Durbe."

Er schenkte mir ein offenes Lächeln. „Du erinnerst dich."

„Ein wenig."

„Bald wirst du dich wieder an alles erinnern, Ariya. Wir haben dich sehr vermisst."

Ich presste die Lippen aufeinander. „Chiyo. Das ist jetzt mein Name."

Durbe lachte leise. „Wie du möchtest. Chiyo also." Er streckte mir die Hand an.

Ich wandte ihm den Rücken zu. Soweit, dass wir auf heitere Familie taten, waren wir noch lange nicht.

„Sie hat sich sehr verändert. Nimm es ihr nicht übel.", raunte Mizael seinem Bruder zu.

Während sich die zwei unterhielten, rannte Kaito ins Gebäude, um Haruto zu holen. Dem Kleinen ging es soweit gut. Er hatte von den Geschehnissen nicht mehr viel mitbekommen.

Unvermittelt schwebte Astral über meinem Kopf. Er schnappte sich eine Haarlocke von mir und drehte sie nachdenklich zwischen seinen Fingern. Ich ahnte, was ihm durch den Kopf ging. Meine Haarfarbe war ungewöhnlich für eine wie mich. Bei meiner Abstammung. Aber er kannte auch nicht die ganze Wahrheit. „Wenn sie eure Schwester ist, dann ist sie auch ein Barian."

Yuma starrte seinen Freund mit großen Augen an. Dann wanderte sein Blick zu mir. In seinem Hinterkopf machte es hörbar klick. „Ja, stimmt."

„Ganz so einfach ist das nicht. Und ich werde nichts weiter darüber sagen." Meine Herkunft ging niemanden etwas an.

„Wenn du nicht reden willst, wird Mizael es uns erklären. Also? Wer genau ist dieses Mädchen?" Kaito trat unter dem Torbogen heraus. Auf dem Arm seinen kleinen Bruder.

„So sehr ich unsere Freundschaft schätze, Kaito, aber über gewisse Dinge dürfen wir nicht reden." Mizael hob entschuldigend die Hände. „So leid mir das tut. Da beugen wir uns ihrem Willen."

„Weil sie die Hohepriesterin ist?", mischte sich Atemp in die Unterhaltung ein.

„Wohl eher, weil sie das Drachenkind ist."

Sämtliche Köpfe fuhren zu Zane herum. Der lehnte entspannt am Torbogen und hatte nichts Besseres zu tun, als seinen Mantel zu entstauben. Ich knurrte säuerlich.

„Halt deine vorlaute Klappe, Zane."

Er hob die Hände. „Frieden, kleiner Wirbelwind. Ich werde nichts preisgeben. Aber dass du unsere Anführerin bist und die Auserwählten durch die Prüfungen leitest, sollten sie dennoch erfahren."

„Leiten? Anführerin?" Kaito fuhr sich mit gespreizten Fingern durchs Haar. „Der Himmel stehe uns bei. Wir sind verloren."

„Gibt's dich auch in lustig, Moyashi?"

„Gibt's dich auch in schön?"

Ich sah buchstäblich rot.

Ehe ich mich mit einem Wutschrei auf ihn stürzen konnte, packte mich Zane am Oberarm und riss mich zurück. „Lerne dein Temperament zu zügeln, Chiyo."

Drachenstern Saga - Part 1 - Die Legende der DrachenreiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt