-41- Sonntagmorgen

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"Y/n ! Siehst du was du mir und deiner Mutter angetan hast ?!"

Mein Vater stand vor mir und schrie mich an, ein Arm fehlte und aus dieser Stelle floss Unmengen von Blut heraus.
Sein Kopf war abgeschnitten und nur noch der Ansatz seines Halses war zu sehen, aus dem ebenfalls Blut quoll.

Ich hörte ein lautes stöhnen hinter mir und drehte mich erschrocken um.

"Du .... Bist.... Schuld .... An .... Allemmmm"
Meine Mutter zeigte mit einem blutüberquollten Finger auf mich, ihr Gesicht wurde von Flammen verzehrt und einige Stellen ihrer Haut und ihres Fleisches waren bereits verbrannt.

Auch ihre Haare standen in Flammen und ein ekelhafter Geruch entstand.
Mir flossen Tränen über mein Gesicht, mir wurde übel und ich krümmte mich auf den Boden zusammen.

Plötzlich berührte mich jemand an meiner Schulter, woraufhin ich zu dieser Person blickte.

"Ich bin tot wegen dir. Du hattest sterben müssen. Du bist an meinem tot schuld."

Meine tote Freundin stand vor mir, ihren zermatschten Kopf hielt sie in ihrer anderen Hand, sie kam näher und näher, sie wollte mich töten.

Langsam schlang sie ihren kleinen blutigen Finger um meinen Hals und drückte zu.
Ich atmete schwer und sah sie ängstlich an.
Ich versuchte ihre Hand von mir weg zu ziehen indem ich meine beiden Hände an ihre legte und häftig zu drückte und zog, doch es funktionierte nicht.

"Es tut mir leid ... Ich ... Ich ..."

"Y/n !!"

Ich schreckte hoch und spürte einen stechenden Schmerz in meiner Wange, langsam fasste ich die Stelle mit meiner Hand an, meine Wange war nass von Tränen und Schweiß und tat sehr weh.

"Y/n ! Ich hab mir solche Sorgen gemacht !"

Shota umarmte mich und drückte meinen Körper eng an seinen.

Was war passiert ? War das ein Traum ?

"Shota ? ... W-was ist passiert ?"

"Das wollte ich dich fragen. Du hast aufeinmal um dich geschlagen, angefangen zu weinen und überll am körper zu zittern.
Dann hast du deine Hände um deinen Hals gedrückt, ich dachte schon du willst dir die Luft abschnüren. Ich habe deinen Namen geschrien, aber du hast nicht reagiert.
Deshalb hab ich dir eine Backpfeife verpasst, tut mir leid."

Ich löste mich aus seiner liebevollen Umarmung und starrte auf die Matratze,die unter mir lag , mein Herz raste immer noch und auch dieser Knoten der sich in meinem Hals gebildet hatte war noch da.

Ich sah auch immer noch die Gesichter meiner Eltern und die Leiche meiner Freundin, ich roch immer noch die verbrannten Haare und den Gestank von verfaulten und verbrannten Menschenfleisch.

Ich übergab mich auf dem Bett, Shota war ein wenig überfordert, aber streichelte meinen Rücken und versuchte mich zu beruhigen.

Als ich nichts mehr im Magen hatte, was ich auskotzen konnte, beruhigte ich mich langsam.

Shota trug mich in das Wohnzimmer und legte mir ruhig eine Decke auf mich, er machte schnell noch einen Tee, den er auf den Tisch stellte.

"Ich werde ein wenig putzen, bitte sag Bescheid wenn es wieder schlimmer wird oder wenn du etwas brauchst."
Sagte er und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn.

Er wusste nicht was los war, er wusste nichts von meinem Traum, dennoch versuchte er mir zu helfen und mich nicht unter Druck zu setzten.

Ich hatte wirklich die Liebe meines Lebens gefunden, egal wie schlecht es mir ging, er war da, er hat mich aus diesem tiefen Loch befreit in dem ich schon mehrere Jahre steckte. Er liebte mich bedingungslos.

Wie könnte ich ihm jemals nur dafür genug danken ? Wie könnte ich ihm all das mindestens genauso gut zurück geben, wie er es mir gab ?

Ich kuschelte mich in die Decke ein und nahm einen Schluck von dem heißen Pfefferminztee, den er mir liebevoll gemacht hatte.

Nach dem Schluck legte ich mich hin und starrte an die Decke.

Noch immer sah ich leichte Abbilder meiner Eltern und meiner Freundin, auch der Geruch füllte meine Nase, zwar nicht mehr so extrem wie vorher, aber er war immer noch da.

War ich wirklich schuld am tot von jedem einzelnen ?
Ja, meine Eltern wären nicht ermordet worden, hätte ich nicht mit der Arbeit bei der Schurkenliga angefangen.

Und meine Freundin ... Sie hätte damals auch nicht sterben müssen, wenn ich einfach stärker gewesen wäre.
Wenn ich wenigstens versucht hätte etwas zu unternehmen ...

"Geht es dir ein wenig besser ?"

Ich kehrte in die Realität zurück und blickte in die sorgevollen Augen von Shota, der sich auf die Couch gesetzt hatte und mein Kinn sanft in seinen Händen hielt.

"Shota."
Hauchte ich kurz woraufhin er mich nur etwas perplext an sah.

"Ja ?"

"Bin ich an dem tot meiner Eltern und meiner Freundin schuld ?"
Fragte ich leise und guckte Shota traurig an.

Er überlegte lange und ließ sogar die Hand von meinem Kinn, er guckte mich eine Weile an und setzte dann an etwas zu sagen.

"Y/n, ich will dich nicht anlügen. Du bist nicht schuld an dem tot deiner Eltern, aber du hast etwas dazu beigetragen, du hast Fehler gemacht, wie jeder andere Mensch auch. Bei deiner Freundin allerdings trägst du keinerlei Schuld, sie selber war es, die sich für dich eingesetzt hat, außerdem hast nicht du sie getötet, sondern der Schurke."

"Aber wenn ich stärker gewesen wäre ... Dann wäre sie nicht tot.  Wenn ich mich selber verteidigt hätte, wäre all das nicht passiert."

"Y/n, glaub mir, ich weiß was das für ein Gefühl ist, ich weiß auch was dir für Gedanken im Kopf herum schwirren. Denn ich habe das gleiche erlebt mit meinem Freund, er ist auch gestorben und ich habe mir, nein ich mache mir immer noch vorwürfe deswegen. Ich weiß nicht was ich dir also sagen soll, denn ich trage den gleichen Schmerz in mir wie du. Und ich kenne leider keine Antwort, wie man ihn los wird."

Ich hatte ihn noch nie so traurig gesehen, wie dämlich war ich eigendlich ?
Nicht nur ich habe viel erleiden müssen, nicht nur ich leide, nein, Shota hat auch so viel schlimmes erlebt.
Auch er hatte einen Dornen im Herzen, der ihm bei jedem Schritt weh tat, der ihm vermittelte, dass er schuld war an dem Tod seines Freundes. Ich war nicht alleine.

Ich guckte Shota entschlossen und dennoch sanft an.

"Dann lass uns zusammen nach einer Antwort suchen."

Sein trauriges Gesicht erhellte sich und er blickte mich intensiev mit seinen nachtschwarzen Augen an.

Er nickte und zog mich sanft in einen langsamen Kuss.
Als wir uns lösten, guckte ich ihn belustigt an.

"Macht es dir nichts aus, dass ich noch vorhin gekotzt habe ? Jetzt hast du den Geschmack doch auch im Mund."
Sagte ich ein wenig lachend.

"Sollte ich mich Mal übergeben, dann musst du mich auch küssen, dann sind wir quitt."
Er lächelte mich sanft an.
"So, jetzt mache ich uns aber Mal Frühstück. Für dich gibt es jedoch nur Zwieback!"

"Und du schiebst dir deine Rühreier in den Mund, wärend ich an Zwieback ersticken soll ?"

Er zwinkerte mir mit einem lächeln zu und verschwand in der Küche.

24.6.2022

Find me in the Darkness (Shota Aizawa x Reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt