Maya tritt von hinten an mich heran und legt mir eine Hand auf den Rücken. "Sag doch was." Durch den Spiegel sehe ich ihr in die Augen. Ihr Blick wirkt verunsichert. Ich habe noch keine weitere Reaktion, außer Überraschung gezeigt auf meine Verwandlung. Als sich unsere Blicke treffen, beginne ich zu lächeln. "Das war wirklich gute Arbeit. Unglaublich, das ich mich selbst nicht mehr wiedererkenne. Danke." Mit diesen Worten drehe ich mich zu meiner Einheit und lächle die Gruppe an.
Alle atmen erleichtert aus. Einige beginne zu grinsen. Einige nicken mit einem Lächeln auf den Lippen. Plötzlich ertönt ein Piepton und mein Blick schnellt in die Richtung. Es ist Emmas Handy. Als sie auf das Display guckt, verwandelt sich ihr Lächeln in eine ernste Miene. Um genau zu sein in eine sehr ernste Miene. Sie schaut auf, mir direkt in die Augen und mein Lächeln verschwindet augenblicklich.
"Sie haben das Gebiet betreten." Mist! Das darf doch nicht wahr sein! Ich sehe zu Maya. Auch ihr Gesicht ist wieder eine kalte, undurchdringliche Maske. "Haben sie und gefunden?" Ich schüttle den Kopf. Das kann nicht sein. "Nein. Ich denke, sie erkunden nur das Gebiet um Hinweise zu finden. Sie haben die ungefähre Lage des Gebäudes und das ist nun mal der Wald. Aber der Wald ist groß." Kim meldet sich zu Wort. "Und was machen wir nun?" Ich blicke zu ihr. "Maya, positioniere kleine Gruppen an den Türen, die in das Gebäude rein und raus führen. Emma?" Ich sehe zu ihr und sie nickt. "Na dann los."
Wir wenden uns alle ab. Ich greife noch nach meinem Schlüssel. Ich habe da so eine Vermutung. "Tragt vorläufig immer eure Schlüssel bei euch." Die Mädchen stürmen in ihren Wohnungen und holen ihren Schlüssel. Wir treffen uns kurz darauf alle in der Zentrale. Kaum sind alle versammelt, bestätigt sich mein Verdacht. Der Strom geht aus. "Mist!", entringt es Emma. "Ganz ruhig. Theresa, Anja kümmert euch um die Generatoren. Maya die Gruppen. Emma und ich warten hier, bis wir wieder Strom haben und gehen dann unseren Job nach. Los jetzt, wir haben keine Zeit!" Ich höre wie sich Schritte entfernen, während ich Maya höre, wie sie die Gruppen einteilt. Alle die nicht eingeteilt werden, bekommen die Anweisung auf den Strom zu warten und sich dann in ihren Wohnungen bereit zu halten.
Keine fünf Minuten später haben wir wieder Strom. Ich höre viele erleichtert ausatmen. Emma und ich stürzen uns auf unsere Plätze um die System wieder in gang zu bringen und die Lage zu checken. Die Mädchen, die nicht in Gruppen aufgeteilt wurden, verlassen eilig die Zentrale. Maya bleibt bei uns, damit sie die Befehle ohne Verzögerung weiter geben kann. Als die System wieder laufen, sehen Emma und ich uns auf dem großen Bildschirm in der Zentrale zusammen mit Maya die Überwachungskameras an.
"Sie haben das Lager fast erreicht", murmelt Emma. Ich nicke. Verdammt nochmal! "Maya, die Mädchen sollen sich kampfbereit machen, aber leise sein. Die Türen sind zwar schalldicht, aber man muss es ja nicht provozieren." Ich sehe sie nicht an, doch aus den Augenwinkeln nehme ich ihr Nicken wahr und höre wie sie die Befehle weiter gibt. Die Stimmung ist angespannt. Keiner wagt es einen Ton von sich zu geben. Eine plötzlich Bewegung bei einer der Kameras erregt meine Aufmerksamkeit. Als ich meinen Blick dahin wende, erkenne ich Geländewagen, die sich dem See nähern. Aber es sieht nicht aus, als wären das Männer des Paten. Verwirrt beobachten wir, wie die Fahrzeuge unweit vom See stoppen. Andrians Männer ziehen ihre Waffen und sein Blick ist alles andere als begeistert.
Ich lege meine Stirn in Falten. Dieser Besuch scheint unangekündigt, aber nicht gänzlich unbekannt zu sein. Mein Blick huscht zwischen den Kamerabildern immer wieder hin und her. Auch Emma und Maya scheinen mehr als irritiert. Als mein Blick wieder auf dem Bild von Adrian landet, verformen sich seine Lippen. Es ist nur ein Wort, doch ich habe Probleme es zu lesen. Die Türen der Fahrzeuge gehen auf und mehrere Männer steigen aus, die Waffen schussbereit. Als letztes erscheint ein junger Mann. Ich würde ihn auf ein ähnliches Alter wie Adrian schätzen. Seine Haare sind braun und sehr kurz, fast schon in einem Militärschnitt. Seine Augen wirken hell und leuchtend. Ich muss schätzen, da ich es nicht genau sehen kann, aber ich würde sagen, sie sind ein grau-blau Gemisch. Er sieht in Adrians Richtung und seine Lippen verziehen sich zu einem Lächeln. Einem bösartigen Lächeln. Was ist hier eigentlich los?
Er macht einen Schritt auf Adrian zu, dieser bewegt sich ebenfalls einen Schritt in die Richtung des Fremden. Sie scheinen zu argumentieren, sich zu streiten. Genaueres kann ich aber nicht sagen, da es so schnell geht, das ich nicht folgen kann. Ein Glück nehmen die Kameras auf. Das heißt, ich kann mir das später noch einmal in ruhe anschauen und vielleicht bekomme ich raus, worüber sie geredet haben. Adrians Bewegung als er plötzlich auflacht, reißt meine Aufmerksamkeit wieder zu ihm. In seinen Augen funkelt etwas. Etwas dunkles. Etwas böses. Etwas tötliches.
Kurz darauf, steigen der Fremde und seine Männer wieder in ihre Wagen und verlassen das Gebiet. Als sie verschwunden sind atmen Emma, Maya und ich erleichtert auf. Mir ist gar nicht aufgefallen, das ich anscheinend die Luft angehalten habe. Meine beiden Freundinnen scheinen das ebenfalls getan zu haben. Der Pate wendet sich an seine Männer und scheint ihnen verstehen zu geben, das sie die Waffen senken sollen. Das tun sie auch. Er wendet sich an seinen Vize und in diesem Winkel kann ich seine Lippen besser lesen. Doch es ist keine Nachricht an ihn. Es ist eine an uns. Und eine Warnung. Als ich das realisiere, Blicke ich zu Emma und Maya. "Haben sie..." setzt Emma an. Ich nicke. "Ja. Sie haben uns gewarnt ohne zu wissen, wo wir sind und ob wir sie beobachten. Ich schätze er geht einfach davon aus, dass wir unser Gebiet nicht unbewacht lassen." Emma und Maya nicken. "Maya, hol die Mädchen zurück. Das reicht für heute." Sie nickt, er teilt den Befehl und verlässt kurz darauf selbst die Zentrale.
"Em, ich brauch die Aufnahme von der Auseinandersetzung der Beiden. Kannst du mir die raussuchen und schicken?" Sie lächelt wissend und nickt ebenfalls bevor sie sich an ihren Platz setzt und sich an die Arbeit macht. Ich selbst wende mich ab und gehe zurück in meine Wohnung. Die Warnung vom Paten immer noch vor Augen. 'Englisch, Schlangen'.
Snakes.
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Die Dornen der Rose
БоевикWas würdest du tun, wenn sie dir das Wichtigste in deinem Leben nehmen wollen? Würdest du aufgeben oder würdest du kämpfen? Genau vor diese Entscheidung wird Ruby gestellt. Doch sie überlegt nicht, sondern reagiert. Keine regelmäßigen Updates garant...