Kapitel 33

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Betretenes Schweigen erfüllt den Raum. Es ist so laut, das es fast schon weh tut. Schon seltsam, das Stille in den Ohren weh tun kann. Mir wäre es lieber gewesen, der Patron wäre geblieben. Aber ich verstehe auch, das nun die Männer an der Reihe sind mit der Aufklärung und er nicht in Versuchung geraten wollten ihnen zu helfen.

Ich ziehe den nächsten Stuhl zu mir, setze ich mich mit einem genervten Schnauben darauf. Alle Blicke liegen jetzt auf mir. Ich erkenne Unsicherheit in den Augen der Anführer. Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und nehme mir die Zeit die stärksten Männer der Welt zu mustern. Ich weiß, warum die Frauen diesen Männern zu Füßen liegen und ehrlich gesagt, kann ich nicht behaupten das mich der Anblick der Männer kalt lässt. Aber anmerken lassen tue ich mir das natürlich nicht.

Noch immer sagt keiner ein Wort, also sehe ich jedem einzelnen in die Augen. In meinem Blick ist die Enttäuschung deutlich zu sehen. Ich stehe von meinem Stuhl auf, bewege mich Richtung Zelteingang. "Wenn ihr nichts mehr zu sagen habt, kann ich ja gehen" teile ich ihnen mit ohne den Kopf auch nur ansatzweise in ihre Richtung zu drehen. "Princesa warte!" höre ich Luke hinter mir. Na endlich. Ich bleibe stehen, drehe mich jedoch nicht um. "Ich höre?" reagiere ich mit einer neutralen Stimmlage. In meinem Inneren bricht das Chaos aus. So viele Gefühle auf einmal stürmen auf mich ein. Neugier, Angst, Erwartung und ähnliche Gefühle tosen in meinem Inneren.

"Prinzessin vielleicht wäre es besser du setzt dich" fordert Adrian mich auf. Oh das kann er vergessen. Ich bewege mich keine Millimeter. Ein Seufzen ertönt hinter mir. "Wir haben schon vor Jahren eine Abmachung getroffen" beginnt Alexander zu erzählen. "Die Abmachung war, sollte es einer von uns schaffen dich für sich zu gewinnen geben die Anderen auf. Sollte keiner es schaffen, teilen wir dich." Damit ist die Bombe geplatzt. Ich rühre mich immer noch nicht. Muss das Gesagte erst einmal verarbeiten. Stefan fährt fort. "Als wir dich gesehen haben, wie du vor uns standest war uns klar, das keiner von uns dich alleine gewinnen wird. Also haben wir beschlossen dich zu teilen und dir die Ringe zukommen lassen."

Das ist wie ein Schlag in die Magengrube. Mayas Verdacht hat sich damit bestätigt. Ich bin entsetzt, wütend, traurig, aber, aus welchem Grund auch immer, irgendwie auch gerührt. Langsam, wie in Zeitlupe drehe ich mich zu den fünf Männern um. Ich versuche meinen ganzen Hass in den Blick zu legen, der mein Gesicht ziert. Es scheint als ob es funktioniert, denn sie zucken zusammen als sie mir in die Augen schauen. Mit einer ruhigen, in dieser Situation viel zu ruhigen, Stimme frage ich. "Ihr habt was? Ohne auch nur einmal daran zu denken mit mir darüber zu reden?" Also wenn mein Blick nicht ausgereicht hat, dann hat meine Stimme sehr deutlich gemacht, was ich davon halte.

"Prinzessin" Adrian steht auf und will sich zu mir bewegen. Prompt landen meine Augen auf ihm und bevor er mich erreichen kann, spreche ich meine Warnung aus. "Wenn du dir nicht wieder eine fangen möchtest, solltest du Abstand halten." Er bleibt ruckartig stehen. Nun erheben sich auch die Anderen. "Kleines" setzt Stephan an, doch als mein Blick auf seinen trifft verstummt er sofort. "Was bildet ihr euch eigentlich? Glaubt ihr wirklich, ihr habt das Recht einfach so zu entscheiden, wen ich heirate oder mit wem ich den Rest meines Lebens verbringe?" Nun donnert meine Stimme wütend durch das Zelt. Ich schreie ihnen die Worte entgegen. "Was glaubt ihr eigentlich wer ihr seid?" Es herrscht Stille. Alle sehen betroffen zu Boden.

Plötzlich werde ich in die Arme von Alexander gezogen. Er stand mir am nähesten und hat den Überraschungsmoment auf seiner Seite. Völlig perplex lasse ich es zu. Er schließt mich fest in die Arme, legt seinen Kopf auf meinen. "Wir wollen dich bei uns haben. Du bist uns sehr wichtig. Wir wollen das du glücklich bist, wollen dich beschützen. Uns ist klar, das du nicht mehr das kleine Mädchen bist, aber für uns wirst du es immer bleiben" murmelt er in meine Haare. Ich hole einmal tief Luft bevor ich etwas Abstand zwischen uns bringe. Ich ramme ihm mein Knie zwischen die Beine. Ja ich weiß, nicht die feine englische Art, aber das ist mir gerade egal. Dazu verpasse ich ihm noch eine ordentliche Ohrfeige.

Er lässt von mir ab, ich nutze dies und trete ein paar Schritte zurück. "Du hast recht. Ich bin nicht mehr das kleine Mädchen." Ich will mich gerade umdrehen und gehen als Luke mich auf einmal von hinten an seine Brust drückt und meine Arme dabei einklemmt. "Vergiss es Kleines. Du wirst hier erst rauskommen, wenn du zugestimmt oder uns alle ausgeschaltet hast" raunt er mir ins Ohr. Ein Gedanke schießt mir durch den Kopf und diesen spreche ich aus. "Soll das eine Herausforderung sein?" Ein böses Lachen entweicht meinen Lippen. Luke drückt mich noch enger an sich, erschwert mir damit das atmen.

Auf einmal steht Adrian vor mir und drückt sich von vorn an mich. Ich bin eingeklemmt zwischen Luke und Adrian. Langsam hebe ich mein Gesicht und schaue direkt in die braunen Augen von dem Spanier vor mir. Er lächelt mich sanft an. Langsam hebt er seine Hand, streicht mir vorsichtig über die Wange. "Erinnerst du dich an das Versprechen, das wir uns damals gegeben haben" flüstert er seine Frage. Mike und Stephan tauchen links von mir auf, während Alexander sich rechts platziert. "Wir werden immer für dich da sein" sagt Stephan. Mein Blick landet auf ihm. "Wir werden dich immer beschützen" fährt Mike fort. Meine Augen wandern zu ihm. "Wir werden alles tun damit du glücklich bist" flüstert Luke hinter mir. "Wir werden dich niemals aufgeben" ergänzt Alexander. Ich wende den Kopf zu ihm. Langsam drehe ich mein Gesicht wieder zu Adrian. "Wir gehören dir für immer" raunt er mir zu.

Ich schlucke einmal. Ich erinnere mich nur zu gut an dieses Versprechen. Und auch ich habe meinen Teil dazu beigetragen. Ich senke meinen Blick bevor ich flüstere "So wie ich für immer euch gehöre." Eine Träne löst sich aus meinen Augenwinkeln. Wo kommt die denn her? Alexander wischt sie sanft weg. Alle sehen mich eindringlich an. Luke und Adrian treten einen Schritt zurück um mir etwas Freiraum zu lassen. Dieses Versprechen habe ich nie vergessen. Und sie anscheinend auch nicht.

Die Dornen der RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt