Die Dornen der Rose

Kapitel 19

"Was tun sie hier?" fragt Maya aufgebracht in den Raum. Ich betrachte noch einmal das Foto und mir kommt ein Gedanke. "Was ist, wenn sie uns hier vermuten, da Adrian auch hier war?" Zumindest würde das Sinn ergeben. Das heißt der See ist vorerst tabu. "Ich sag Emma bescheid, das der See vorerst tabu ist. Wir können auch erst einmal nur die Ausgänge nehmen, die weiter weg liegen." Schnell schreibe ich Emma eine Nachricht und bekomme prompt die Antwort. 'Roger'. Ein kleiner Trost, aber immerhin ein Trost.

Ich sehe zu Maya. Nachdenklich blickt sie in die Leere. Ich habe eine Vermutung, was sie denkt. "An was denkst du Maya?" Ihr Augen treffen auf meine. Ich kann ein gewisses Feuer darin erkennen und muss schmunzeln. Ja ich weiß, was sie denkt. "Und was, wenn wir uns zeigen und ihnen den Arsch aufreißen?" Daran habe ich auch schon gedacht. Aber wie sollen wir das machen, ohne uns zu verraten?

"Und wie sollen wir das machen ohne uns zu verraten? Hast du eine Idee?" Sie nickt langsam. "Ja schon. Aber wir brauchen etwas Zeit für die Vorbereitungen." Sie erläutert mir ihren groben Plan. Ehrlich gesagt, klingt der ziemlich gut. "Na schön. Du kümmerst dich um die Vorbereitungen. Aber das Timing muss stimmen. Erst nach dem Transport und wenn die Mädels alle fit sind." Sie lächelt. "Okay. Ich mach mich mal an die Arbeit." Bevor sie den Raum verlässt, halte ich sie noch auf. "Ach Maya? Kein Wort zu irgendwem. Das bleibt erst einmal unter uns beiden." Sie nickt. Grinsend verlässt sie den Raum und kurz darauf höre ich meine Apartmenttür zugehen.

Als ob es bis jetzt nicht schon anstrengend genug war, nein, jetzt kommen auch noch diese Idioten. Und das nur, weil mein Bruder uns verraten hat. Das werde ich ihm nie verzeihen. Ich werde ihn dafür büß und vor allem bluten lassen. Mit einem Seufzen begebe ich mich zu meinem Schreibtisch, schalte meinen Laptop ein. Das Ortungsprogramm starte ich automatisch. Sofort springt mir etwas ins Auge. Der Pate und seine Männer sind auf dem Weg hier her. Kommen sie wegen den Snakes?

Ich sperre meinen Laptop und schließe ihn. Schnell sprinte ich ins Schlafzimmer, hole mir eines der Kostüme aus dem Schrank, mit neuer Unterwäsche und einer schwarzen Bluse, um gleich darauf im Bad zu verschwinden. Flink dusche ich, ziehe mich an, setze die Kontaktlinsen ein. Als ich fertig bin greife ich mir Handy und Schlüssel und eile in die Zentrale. Emma kommt mir entgegen. "Ich wollte dich gerade holen kommen." Ich nicke. "Lass mich raten. Es geht um den Paten und die Snakes", sie nickt.

Ihr Blick gleitet einmal über mich, bevor wir beide grinsend den Weg zur Zentrale fortsetzen. Auf dem großen Monitor sehen wir schon die Überwachungsbilder. Adrian dürfte jeden Moment am See ankommen mit seinen Männern. Ich werde hibbelig. Es juckt mich, dort auch aufzutauchen. Aber das würde uns verraten. "Der Wagen wäre bereit, falls du willst" höre ich eine amüsierte Maya hinter mir. Alle Blicke liegen wieder auf mir. "Das würde uns verraten." gebe ich brummig von mir. Emma lacht auf. "Nein, würde es nicht. Ihr müsst schließlich durch den ganzen Wald dahin fahren." "Und außerdem mit dem Aussehen, wird dich niemand erkennen, meine Liebe", fügt Maya noch hinzu. "Aber Adrian würde mich an meiner Stimme erkennen" seufze ich. Emma hält mir eine Kette mit einem eingebauten Stimmwandler hin.

Ich sehe in die Runde. Yasmin, Alice, Ellie, Eva, Sissi und Kat sehen mich erwartungsvoll an. Ach scheiß drauf! "Abfahrt in fünf Minuten. Yasmin, Eva, Kat und Alice kommen mit mir. Em, sag den Anderen, sie sollen sich in Alarmbereitschaft halten." Mit einem zufriedenen Grinsen stürmen besagte vier Mädels aus der Zentrale. Maya grinst ebenfalls, als sie mich zu dem Wagen begleitet. Ich steige hinten ein, sie wird fahren. Ziehen wir es etwas klassisch auf. Ich lege mir die Kette um und stelle sie ein.

Fünf Minuten später fährt der Wagen aus der Tiefgarage in den Tunnel. Vor uns fahren zwei der Mädchen und hinter uns auch. Unsere Kommunikation wird über Ohrstöpsel statt finden. Wie in guten alten Zeiten. Nach einer Weile fahren wir aus dem Tunnel und sind am anderen Ende des Waldes. "Kommandantin? Die Snakes und der Pate sind versammelt und scheinen zu diskutieren", ertönt Emmas Stimme in meinem Ohr. "Maya tritt aufs Gas. Ich will das auf keinen Fall verpassen." wende ich mich an meine Vize. In ihren Augen blitzt etwas auf und schon schnellen wir durch den Wald. "Mädels, ihr nehmt eure Helme nicht ab und bleibt bei euren Maschinen. Maya du bleibst im Wagen. Es reicht, wenn sie mich sehen."

Ich bekomme von allen eine Bestätigung, das die Befehle angekommen sind. Ich greife unter die Rückbank, hebe meine Beine an. Darunter kommt ein Schublade zum Vorschein. Eine Schublade gefüllt mit Waffen. Ich grinse leicht, als ich mir meine Pistole samt Halfter um mein rechtes Bein schnalle. Die Halterung für die Wurfmesser kommt an das linke Bein. als ob ich unbewaffnet zu diesem kleinen Treffen gehen würde. Nun ziert auch meine Lippen ein Grinsen. Ich greife nach meiner Sonnenbrille und setze sie auf. Wir dürfte in ein paar Minuten am See ankommen.

Ich bin gespannt, wie gut meine Tarnung wirklich ist. Mal sehen, ob Adrian mich erkennt oder ich eine völlig Fremde für ihn bin. Ein Kribbeln schießt durch meinen Körper. Das ist nicht nur die Aufregung bezüglich meiner Tarnung. Es ist auch die Aufregung wieder raus zu können. Ich spähe nach vorn. Maya hat ihr Maschinengewehr und ihre Pistolen auf dem Beifahrersitz platziert, sodass sie schnell an sie rankommt, sollte es notwendig sein. Auch die Eskorte ist natürlich bewaffnet. Sicher ist sicher.

Ich erkenne den See und die Zelte schon von weitem. Unsere Gruppe drosselt das Tempo. Wir fahren neben dem zerfallenen Camp vorbei und kommen zum stehen. Es dauert nicht lange, bis wir von Adrians Vize bemerkt werden. Dieser stupst den Paten an. Noch bevor er ihn anfauchen kann, deutet er in unsere Richtung. Nach und nach richten sich alle Blicke auf uns. "Wir sichern euch ab", erklingt Emma in meinem Ohr. "Verstanden. Ich verlass mich auf eure Adleraugen", antworte ich ihr. Ich wische mir das Grinsen aus dem Gesicht, schiebe die Sonnenbrille zurecht und gebe Kat das Zeichen, das sie meine Tür öffnen kann.

Showtime.