Kapitel 38

65 8 0
                                    

Archibald bewegt sich einen Schritt zurück. "Also, wie ist euer Plan?" Emma, Maya und ich werfen uns kurz einen Blick zu und nicken. Ich wende mich an die Männer während Emma aus dem Zelt verschwindet. "Unter dem Clangebiet gibt es ein unterirdisches Tunnelsystem, ähnlich wie hier. Bevor wir geflüchtet sind, wurden nur die Durchgänge bewacht. Damit könnten wir ungesehen reinkommen und sie von innen ausschalten."

Archibald nickt nachdenklich. Meine zukünftigen Männer dagegen mustern Maya und mich. "Warum wussten wir nichts davon?" Ich lächle leicht bevor das Wort über meine Lippen gleitet. "Familiengeheimnis." Meine Männer schnauben nur, doch lassen mich nicht aus den Augen. "Und wo ist Emma hin?" fragt nun Luke. Daraufhin wird mein Blick eisern und meine Stimme ruhig, aber ernst. "Ihren Job machen" ist alles, was ich dazu sage. Maya und ich drehen uns zum Ausgang. Über die Schulter hebe ich meine Hand um den Anführern zu winken. "Wir sehen uns im Camp."

Wir verlassen das Zeltlager und machen uns auf dem Weg zum Camp. Mit festen und raschen Schritten umrunden wir den See, betreten die verfallene Gebäudeansammlung. Kurz bevor wir in das Gebäude schlüpfen, wo sich im Keller das Sicherheitstor befindet, halte ich Maya auf. "Wieso bin ich eigentlich in einem Zelt aufgewacht und nicht in meinem Bett?" flüstere ich ihr zu. Sie jedoch grinst mich nur breit an. "Liebes, das kannst du dir doch denken. Du siehst übrigens aus als könntest du eine Tasse Kaffee gebrauchen" zwinkert sie. Kaffee ist allerdings eine sehr gute Idee.

Wir betreten das Gebäude, huschen in den Keller und ich sehe, dass das Sicherheitstor offen ist. Jasmin wartet dahinter auf uns und atmet erleichtert aus, als sie mich sieht. "Kommandantin." respektvoll neigt sie den Kopf zur Begrüßung. "Hallo Jasmin. Ist alles gut gelaufen?" Sie hebt ihren Kopf wieder und wendet sich mit einem undurchdringlichen Blick an mich. "Emma hat festgestellt, das sich Leute unbefugt auf unserem Gebiet aufhalten. Noch befinden sie sich an den Grenzen, aber ihr Ziel scheint das Camp zu sein." Maya und ich tauschen einen Blick aus. "Danke" bringe ich hervor, bevor wir schnellen Schrittes zur Zentrale eilen. Hinter mir höre ich noch Maya die Anordnung geben, das Tor wieder zu schließen.

In der Zentrale sprinte ich auf Emma zu. "Em? Infos." Und schon legt sie los. "Es sind keine Männer von uns" ein kurzes Grinsen flackert über ihr Gesicht, doch sofort ist sie wieder ernst. "Ich konnte über die Bilder nicht herausfinden, wer es ist. Wahrscheinlich hast du eine größere Chance." Damit drückt sie mir das bekannte Tablet in die Hand. Ich schaue mir das Material an und stocke. Habe ich mir das gerade eingebildet? Ich spule die Aufnahme zurück und stoppe. Es ist nur ganz leicht verschwommen, also relativ gut zu erkennen. Shit. Ich greife schnell nach meinem Handy und wähle die Nummer.

"Was ist los?" erklingt Stephans besorgte Stimme in meinem Ohr. "Dein Bruder ist auf dem Weg zu euch. Wusstest du das?" Ein leiser Fluch. Leises Gemurmel im Hintergrund. Ich schätze, sie beraten sich gerade, wie sie das Ganze schnell abfangen können. An sich ist Dimitri keine Gefahr für die Anführer. Er ist auch keine Gefahr für die Dornen. Er ist eine Gefahr für die Beziehung, der ich vor kurzem zugestimmt habe. Emma und Maya sehe ich einen Blick tauschen. Auch sie wissen es. Dimitri hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, das er eines Tages kommen mich holen wollen würde. Doch bisher kam er nie an mich ran.

Mein Blick gleitet zu Maya. "Die Zimmer?" Sie nickt bevor sie es ausspricht. "Sind fertig. Es dürften sogar alle ein eigenes haben. Vorsichtshalber haben wir noch den Schlafsaal fertig gemacht." Ich nicke. Also könnten sie jederzeit hier auftauchen und einziehen. Ich schätze ihnen wäre wohler, wenn sie mich in ihrer Nähe haben und im Auge behalten können. Was zur Hölle denke ich da? Ach ja, ich habe mich ja für sie entschieden. Bei dem Gedanken beginnt mein Herz einen Takt schneller zu schlagen. Ich frage mich mal wieder, wie diese Beziehung werden soll. Erstaunlicherweise vertraue ich da aber auf meine Männer. Ein Seufzen entgleitet mir. "Princesa?" Ich zucke bei der ruhigen, tiefen Stimme in meinem Ohr zusammen. Ich hole einmal tief Luft und kläre meine Gedanken, wir haben jetzt wichtigeres zutun.

"Die Zimmer sind fertig. Sollten die nicht ausreichen, haben meine Mädchen noch den Schlafsaal eingerichtet." Ich höre das Grinsen aus der Stimme von Mike, als er wieder zu sprechen beginnt. "Bist du bereit Darling?" Nun grinse auch ich. Diese Frage würde mich unter anderen Umständen direkt in die Vergangenheit katapultieren. Doch jetzt kann ich es nicht zulassen. Dennoch bekommt er seine gewünschte Antwort. Genau wie damals. "Bereit wenn ihr es seid." Mike lacht einmal auf. "Wir brauchen nicht lange." Bevor ich auflege, wende ich mich von meinen Mädchen kurz ab und flüstere in das Mikro. "Ich warte auf euch." Mit diesen Worten lege ich auf.

Als ich mich umdrehe, grinsen Maya und Emma mich breit an. Ich schüttle nur den Kopf und bewege mich zu meinem Schreibtisch. "Kein Wort" zische ich gespielt böse und ihr Grinsen wird breiter. Ich nehme Platz und beobachte das Treiben auf der anderen Seite des Sees. Die Zelte werden abgebaut und alles wird in die Wagen verladen. Ist es unvorsichtig sie jetzt zu uns zulassen? Ja. Fühle ich mich trotzdem wohl bei dem Gedanken. Aber sowas von ja! Mein Blick huscht zu Maya. "Die Autos" Sie versteht und geht durch die Panzerglastür in die Tiefgarage. Ein Glück ist alles in diesem Gebäude überdimensional stelle ich grinsend fest. Was Mama sich wohl dabei gedacht hat?

Als ich wieder auf meinen Bildschirm blicke, ist das Zeltlager verschwunden und die Autos haben sich in Bewegung gesetzt. Maya erkenne ich am Eingang der Tiefgarage. Sie wartet. Neben ihr hält ein Auto und sie steigt ein, bevor die Karawane sich wieder in Bewegung setzt. Nach und nach kommen alle an. Als der Letzte das Tor passiert, schließt sich die Luke. Mit einem Blick auf dem Bildschirm stelle ich fest, gerade rechtzeitig. Dimitri ist jeden Augenblick am See.

Ich stehe von meinem Schreibtisch auf und lehne mich mit meinem Hintern dagegen. Ein Lächeln umspielt meine Lippen, als ich Maya und Carlos aussteigen sehe. Er hilft ihr aus dem Wagen und man merkt, das Maya sichtlich Mühe hat nicht rot zu werden. Dann sehe ich meine Männer aus ihren Wagen steigen und meine Augen leuchten auf. Mein Lächeln wird breiter. Maya führt die große Gruppe zu der Panzerglastür. Ich beobachte die suchenden Blicke der Anführer. Doch von dort können sie mich nicht sehen.

Als meine Vize mit dem Tross eintritt, warte ich noch bevor ich mich bemerkbar mache. Mit verschränkten Armen und einem Lächeln im Gesicht mustere ich die Männer. Sie sehen fertig aus. Ausnahmslos alle. Mein Blick trifft auf den von meinen Männern und schon wirken sie etwas entspannter. In einer fließenden Bewegung drücke ich mich von meinem Schreibtisch ab und gehe auf die große Gruppe zu. Die Angestellten meiner Männer neigen respektvoll den Kopf, doch meine Jungs zwinkern mir nur mit einem Grinsen zu.

In der Mitte des Raumes bleibe ich zwischen meinen Mädchen und den Männern stehen. Ich mustere sie bevor ich in einer sanften Stimme zu ihnen spreche.

"Willkommen Zuhause meine Herren."

Die Dornen der RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt