Kapitel 41

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In der Zentrale angekommen, kommt Maya sofort mit einem neuen Kaffee auf mich zu. Sie zieht mich zum Besprechungstisch und drückt mich auf einen Stuhl. Überfordert lasse ich sie machen. Wenn sie so reagiert, heißt das absolut nichts Gutes. "Okay Rose, du atmest jetzt einmal tief durch" spricht sich mich von der Seite an. Was zur Hölle hat sie nur? Carlos schiebt mir ein Tablet über den Tisch zu, darauf erkenne ich ein Foto.

Es ist das Grab meiner Mutter. Oder Besser es war das Grab meiner Mutter. Der Stein ist zerstört. Nur mit Mühe erkennt man noch einzelne Buchstaben. Die Erde darum aufgewühlt und in der Mitte, wo eigentlich der Sarg sein sollte, herrscht gähnende Leere. Ich schnappe nach Luft, fasse mir an die Brust. Ich muss die Frage nicht stellen, ich weiß wer das war. "Diese Bastarde!" brülle ich in einer Lautstärke durch den Raum, die ich noch nie an den Tag gelegt habe. Sofort steht Adrian hinter mir und drückt mich auf den Stuhl, da ich versucht bin los zustürmen.

"Das war leider noch nicht alles. Sie sind auf dem Weg hierher. Sie wollen den Anschlag durchziehen" informiert mich nun Marik, der Vize von Stephan. Ich schaue ihn nicht an, er kann gerade nichts für meine Wut. "Ist das sicher?" Mikes Stimme ertönt von meiner linken Seite. "Ja. Die Quelle ist sauber." Scheiße. Das wird nicht nur ein Chaos, das wird ein gigantisches Gemetzel. Ein Blutbad. Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und denke nach.

Haben wir hier eine Chance gegen sie? Was können wir tun? Da kommt mir ein Gedanke. "Haben sie schon einen Plan?" Ich traue mich aufzuschauen und treffe auf Erik's Blick. Alexanders Vize. "Sie wollen uns ausräuchern." Ich nicke, das würde Sinn machen, aber weit würden sie damit nicht kommen. Mein Blick wandert zu Maya, sie hat sich zu meiner Rechten platziert. Wir nicken uns einmal zu. Unerwartet ertönt Emmas sanfte Stimme aus dem Hintergrund. "Sie sind gerade gelandet." Nun heißt es keine Zeit mehr verlieren. Also arbeiten wir einen Plan aus.


- 3 Stunden später -

Die Anführer und ihre Männer haben sich zurückgezogen. Nur mit viel Überzeugungskraft konnten wir sie dazu bringen uns im Camp zulassen, während sie die Unterschlupfe sichern. Und wir mussten versprechen immer über Funk mit ihnen in Kontakt zu bleiben. Ein lauter Knall ertönt. Mein Blick hechtet zum Überwachungsmonitor. Sie haben auf das Sicherheitstor geschossen. "Em?" Ich wende meinen Blick nicht ab. "Countdown gestartet. In 30 Sekunden geht's los." Alle sind angespannt. Selbst über Funk spürt man die Anspannung von allen, auch den Männern.

Wir entsichern unsere Waffen, kontrollieren noch einmal ob alles da ist, wo es sein soll und dann ertönt das Startsignal. Eine kleine Explosion, die das Gebäude an der Oberfläche einstürzen lässt. Dimitri ertönt über Funk. "Wir haben Besuch. Halten euch auf dem Laufenden." Er hat sich uns angeschlossen, nachdem er seinen Bruder gesehen und offiziell aufgegeben hat. Hätte ich gewusst, das es so einfach wird, hätte ich ihm Stephan schon eher vor die Nase gestellt. Auch er ist in einem der Unterschlupfe, die den Zugang ins Hauptcamp abdecken.

Ich lausche. Es ist nichts zuhören. "Meinst du" will Emma gerade fragen, da hören wir es. Es ist ein kratzendes metallisches Geräusch. Wir schleichen aufgeteilt in den Flur Richtung Tor. In sicherer Entfernung bleiben wir stehen und beziehen Position. "Sie sind hier. Sie versuchen durch das Tor zu kommen" flüstere ich in den Funk. Prompt kommen die Antworten der Männer. "Wir sind hier fertig und auf dem Weg. Macht keinen Blödsinn." Langsam öffnet sich das Tor. Wie? Die Explosion hat es nicht außer Gefecht gesetzt. Und da die Elektronik im Eimer ist, kommt man nur noch mit einem Schlüssel rein.

Gebannt starren wir auf das Tor. Die Waffen im Anschlag. Warten nur auf die Gelegenheit den Feind auszulöschen. Das Tor wird ruckartig aufgestoßen und herein kommen die Männer des Rose-Clans. "Feuer" brüllt Maya und schon beginnt eine wilde Schießerei. Die Männer sind sichtlich überrascht und fallen wie die Fliegen bevor sie anfangen das Gegenfeuer zu eröffnen. Wir halten unsere Position, verteidigen unser Zuhause mit allem was wir haben. Ein Schuss streift meinen linken Oberarm, doch ich ignoriere es. Konzentriere mich auf das Geschehen vor mir.

Langsam schaffen es die Feinde vorzudringen. Doch was ihnen zu entgehen scheint, je näher sie kommen, desto weniger Deckung haben sie. Ich sehe einen der Männer in dem Trubel eine Granate in der Hand halten. Blitzschnell ziele ich und drücke ab. Die Granate explodiert in seiner Hand. Ich kann nicht erkennen wie schwer er getroffen ist, aber er geht zu Boden. "Raketenwerfer" brüllt Emma mir ins Ohr. Sie ist in der Zentrale geblieben und versucht uns von dort zu helfen. "Runter" brülle ich einmal laut. Keine Sekunde zu früh. Die Rakete schlägt in die Decke ein. Große, schwere Betonbrocken fallen dort runter, wo wir bis gerade noch waren.

Nach und nach fallen die Letzten Männer meiner alten Familie und wir trauen uns näher an das Tor. Es scheint, wir haben es geschafft. Vorsichtig und gründlich schauen wir uns um. Ich kann keine weiteren Feinde ausfindig machen und auch die Mädels scheinen niemanden mehr zu sehen. Etwas springt mir ins Auge. Ich hechte zu der Stelle und finde Theresa. Sie ist warm, ihr Atem ist flach, die Augen hat sie geschlossen. "Resa ruhig atmen. Halte durch okay? Du schaffst das." Ich scanne sie ab und finde die Quelle des Übels. Raketenteile, die beim Aufprall abgerissen worden sein müssen stecken in ihrem Körper. Brust, Bauch und noch an einigen anderen Stellen. "Hier. Hab ich .. gefunden" Ihr Stimme wird immer schwächer und ihr Atmung stockender. "Resa halte durch okay? Stirb mir jetzt hier nicht weg!" Flehe ich sie an.

Sie berührt sacht mein Knie, bevor sie kraftlos zusammensackt. Scheiß! Ich kämpfe mit den Tränen. Jemand hockt sich neben mich und greift an meine Schulter. "Rose?" Ich schniefe einmal. "Ich weiß." Ich greife nach Resas immer kälter werdenden Fingern und finde einen Schlüssel. Er passt zu unserem Tor. Als ich die Kette betrachte, kommt mir die Erkenntnis. Das war der Schlüssel meiner Mutter. Deswegen haben sie ihr Grab geschändet. "Ich bring sie um" knurre ich leise. Ein Knacken im Funk lässt mich aufhorchen. "Rose? Sie sind hier."

Augenblicklich schlägt meine Wut in Panik um. Maya und ich werfen uns einen Blick zu, bevor wir in die Zentrale stürmen.

Die Dornen der RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt