Kapitel 5

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Wir treten ein. Ich ordne Maya noch an, die verfallene Tür zu schließen und auch die Sicherheitstür ordentlich zu zumachen. Als beide Türen fest verschlossen sind ertönen freudige Rufe von den Mädchen. Ich höre etwas wie 'Wir haben es geschafft!' oder 'Das ist besser als ich dachte!' und 'Unsere Anführerin ist die Beste!'. Bei letzterem steigen viele ein und ich muss Lächeln. Mit einer Handbewegung und einem Ruf verschaffe ich mir die Aufmerksamkeit der Mädchen. "Also ich zeige euch jetzt wo die Apartments sind. Danach steht es euch frei, das Gebäude zu erkunden. Für heute lassen wir es darauf beruhen und kommen erst einmal an." Jubel erklingt. Ich gehe durch den Vorraum und auf eine große Treppe zu. Diese steige ich mit meiner Einheit im Schlepptau runter. Wir gehen zwei Geschosse nach unten bevor ich wieder stehen bleibe und warte, bis alle da sind. "Ab hier beginnen die Wohnungen. Die Türen sind mit den Namen beschriftet. Ihr könnte sie mir euren Handabdrücken öffnen. Die Schlüssel für die mechanischen Schlösser findet ihr in den Apartments selbst. Am Anfang jedes Ganges findet ihr eine Liste mit den Namen, wer auf dieser Etage wohnt." Ich deute auf die Liste, an der Ecke. "Gibt es noch fragen?" Alle schütteln mit dem Kopf. "Na dann, willkommen Zuhause!"

Mit diesen Worten drehe ich mich um und gehe zu meinem Apartment. Maya und Emma folgen mir direkt, denn sie haben ihre Wohnungen links und rechts von mir. An unseren Türen verabschieden wir uns. Ich lege meine Hand auf das Display in der Tür und mit einem leise Klicken öffnet sie sich. Als ich durch die Tür trete, empfängt mich eine wohliges Ambiente. Auch etwas, worauf ich geachtet hatte. Nicht nur habe ich die Wohnungen im Vorfeld bereits aufgeteilt, sondern meine Mutter hatte diese zu ihren Lebzeiten wohnlich eingerichtet. Zeitlos aber gemütlich. Da überall eine dicke Staubschicht liegt, stelle ich meine Tasche neben der Tür ab und gehe in das kleine Bad. Dort gibt es auch Reinigungszubehör. Danach greife ich und fange an, die Wohnung aufzuräumen und zu säubern.

Nach einer Weile ist auch das erledigt. Der Staub ist gewischt, das Bett frisch bezogen und der Kaffee läuft auch bereits durch. Erleichtert seufze ich auf und will mich gerade auf den Weg zur Küchenzeile machen um mir eine Tasse zu gönnen als es an der Tür klingelt. Ich geh hinüber und sehe auf dem Display, das es Maya ist. Ich öffne die Tür und lasse sie eintreten. Während ich sie auf das Sofa schicke, gehe ich zu der Küchenzeile, hole zwei Tassen aus dem Schrank und schenke uns Kaffee ein. Mit den beiden Tassen begebe ich mich zu dem Sofa, reiche Maya eine Tasse. "Danke", murmelt sie völlig fertig. Ich schmunzle. "Was ist los? Macht dich ein bisschen Wohnungsputz zu fertig?" Ich nehme einen Schluck Kaffee und schließe genießerisch die Augen. Eine Wohltat nach dieser Reise.

Maya starrt auf ihre Tasse doch sagt nichts. Ich kenne sie lange genug und weiß, dass ihr etwas auf dem Herzen liegt und nicht aus dem Kopf geht. Langsam stelle ich die Tasse auf den flachen Holztisch, wende mich ihr ganz zu. "Was geht dir durch den Kopf?" Maya seufzt erneut bevor sie ihre Tassen ebenfalls auf den Tisch stellt. "Mir geht einfach nicht in den Kopf, warum die Dornen aufgelöst werden sollten. Auch wenn du Adrian heiraten solltest, hätte die Einheit weiterhin existieren können." Ich nicke, verstehe worauf sie hinaus will. Der Gedanke ist mir auch schon gekommen. Aber da man mich nicht mit einbezogen und vor vollendete Tatsachen gestellt hat, habe ich eben zusammen mit meiner Einheit die Konsequenzen daraus gezogen. "Ja, ich weiß was du meinst. Lass uns das bitte im Hinterkopf behalten, aber wir sollten niemandem davon erzählen." Sie nickt. Dann greift sie wieder nach ihrer Tasse, lässt ihren Blick schweifen und sieht mich am Ende lächelnd an. "Deine Mum hatte wirklich Geschmack. Ist das so okay für dich?" Ihr Blick enthüllt leichte Sorge. Auch ich lächle und greife nach meiner Tasse. "Ja. Das hier ist so etwas wie das Vermächtnis von ihr. Und glaub mir, hätte diese kluge Frau nicht so weit voraus gedacht, wären wir am Arsch gewesen." Nun lachen wir beide. Aber dennoch wissen wir beide, das ich recht habe.

"Sag mal, wie war Adrian eigentlich so." Ich verdrehe die Augen. "Oh wo soll ich anfangen? Dominant, gebieterisch, charmant, gut aussehend, arrogant", ich werde von Maya gestoppt. "Also einer von diesen Badboys, nur das er wirklich viel Macht hat?" Ich nicke nur zur Bestätigung. Damit hat sie den Nagel auf den Kopf getroffen. "Unter anderen Umständen hätte mich die ganze Sache wahrscheinlich nicht einmal so gestört, wie jetzt." Maya sieht mich wissend an. Arrangierte Ehen sind bei uns keine Seltenheit. Man versucht halt das Beste für seine Familie und seinen Clan rauszuschlagen um zu überleben. Aber die Tatsache, dass die Auflösung unserer Einheit damit einher ging, ich schüttle diesen Gedanken schnell wieder ab und denke ihn nicht zu ende.

"Wir müssen unbedingt an deinem Aussehen arbeiten. So erkennt dich jeder, wenn man nach uns sucht. Was hälst du von kupferroten Haare?" Ich sehe sie mit hochgezogener Augenbraue an. Meine Haare sind schwarz-braun. Das heißt, wir müssten eine Menge blondieren. Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll, aber das wäre definitiv eine Veränderung mit der man nicht sofort rechnet. "Dazu noch grüne Kontaktlinsen und du bist nicht mehr wieder zuerkennen. Außerdem würde dir das sehr gut stehen", plappert sie weiter. "Maya halt mal die Luft an. Ich weiß ja, das du morgen einkaufen willst, aber fällt das nicht auf, wenn du das Zeug holst und erkannt wirst?" Sie hält inne und überlegt kurz. "Lass das mal meine Sorge sein. Aber morgen Abend gehörst du auf alle Fälle zu den rothaarigen." Innerlich schlage ich mir die Hand vors Gesicht. Wenn diese Frau sich einmal etwas in den Kopf setzt, kann nichts und niemand sie davon abbringen.

"Oh das wird wundervoll! Du wirst sehen, es wird dir nicht nur gut stehen, sondern auch Altlasten von dir lösen." schwärmt sie weiter. Ich höre ihr nur noch halb zu und bete, das wir dieses Thema bald hinter uns haben.

Die Dornen der RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt