Kapitel 23

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Ich nicke allen einmal zu. "Es ist nichts passiert und der Auftrag ist abgeschlossen. Jetzt sollten sich alle ausruhen." Damit gehe ich an der Versammlung mit einem Lächeln vorbei und verlasse die Zentrale. Ich höre Maya hinter mir. Bei meiner Wohnung angekommen, öffne ich die Tür und lasse Maya nach mir eintreten. Sie scheint zu ahnen, was mir durch den Kopf geht. Als ich uns einen Kaffee mache, geht sie zur Couch und spricht unsere Gedanken aus.

"Das wäre beinahe schief gegangen. Wir müssen wirklich besser aufpassen. Aber wer konnte auch ahnen, das ausgerechnet Russen auftauchen! Wie hieß der Chef nochmal?" Sie ist aufgebracht und lässt ihrem Ärger Luft. Ich seufze. "Stephan" antworte ich ihr und schon geht es weiter. Während Maya sich aufregt, gieße ich den Kaffee in zwei Tassen. Diese schnappe ich mir und nehme sie mit zur Couch. Maya steigert sich immer mehr in ihre Schimpftirade. Okay, wenn ich sie nicht bald aufhalte, nimmt sie vielleicht noch meine Einrichtung auseinander.

"Maya. Halt mal die Luft an" befehle ich ihr. Schlagartig ist sie ruhig. Ich drücke ihr die Tasse in die Hand. "Trink" und sie tut es. Kurz darauf entspannen sich ihre Gesichtszüge etwas. Ihre Augen beginnen zu funkeln als sie mich ansieht. "Dein Spezialkaffee?" Ich grinse. Ja manchmal gönne ich mir einen speziellen Kaffee. Eigentlich ist es nichts anderes als Kaffee mit einem Schuss Mandelsirup und einer kleinen Kugel Vanilleeis. Aber hey, das hat bisher jeden beruhigt. 

"Danke. Ohne dich wäre ich vermutlich Amok gelaufen" gibt Maya nun etwas ruhiger zu. Nun fange ich an zu lachen. "Maya, ich kenne dich einfach zu gut, so wie du mich. Aber zurück zum Thema: Die Russen sind ein Problem. Wir müssen uns irgendwie darauf vorbereiten, allerdings habe ich keine Ahnung wie. Also wenn du Ideen hast, ich bin ganz Ohr" gebe ich nun ernst von mir. Die Russen sind mit die am besten trainierten Männer weltweit. Es gibt nur wenige die einer Gruppe von ihnen das Wasser reichen können. Der Pate und seine Männer zählen zu den Wenigen.

"Hast du mal überlegt, das eine Allianz vielleicht doch nicht so schlecht wäre?" Maya starrt auf ihre Tasse als ich mein Gesicht entsetzt in ihre Richtung drehe. "Maya! Das ist doch wohl nicht dein Ernst?!" Sie hebt ihren Blick und in ihren Augen blitzt der Schalk auf. "Verarscht" lacht sie auf. Doch sofort verstummt ihr Lachen wieder. "Das Einzige, was mir einfällt wäre Training. Und zwar intensiv." Sie schaut mich an. Nachdenklich nicke ich leicht. Sie hat recht. Das wäre eine Option, aber will ich das den Mädchen wirklich zumuten?

Das Intensivtraining ist hart. Also wirklich hart. Maya und ich haben es hinter uns. Nicht nur das es Jahre dauert, es ist auch sehr schmerzhaft. Man wird abgehärtet und zur Kampfmaschine erzogen. Eigentlich haben wir uns geschworen, das wir das niemals jemandem aus der Einheit antun werden. Das Training bei den Dornen ist zwar härter als bei den anderen Gruppen, kommt aber nicht an das Intensivtraining ran. Aktuell sehe ich jedoch auch keine andere Option. "Wir haben es uns geschworen Maya. Niemals. Es muss einen anderen Weg geben. Und wir müssen ihn schnell finden, bevor es zu spät ist." Gedankenverloren brummt sie zustimmend. 

Wir hängen unseren Gedanken nach, als ein plötzliches Klingeln uns zusammenfahren lässt. Das war nicht die Türklingel, also kann es nur eines der Handys sein. Maya sieht auf ihres und schüttelt den Kopf. Ich sehe auf meins und lese Emmas Namen. "Wir haben ein Problem", ertönt Emmas Stimme aus dem Lautsprecher, kaum das ich den Anruf angenommen habe. "Welches?" Fragen Maya und ich gleichzeitig. Emma lässt sich davon nicht irritieren. Sie kennt das schon. "Snakes" ist ihre Antwort. Es dauert einen Moment, bis die Botschaft richtig ankommt. Als wir realisieren was Emma da gerade gesagt hat, springen Maya und ich wie von der Tarantel gestochen auf und sprinten los. "Sind gleich da" gebe ich von mir während ich nach meinem Schlüssel greife und den Anruf beende. 

Wir rennen den Gang entlang und hören als wir die Treppe erreichen meine Tür krachend zufallen. Keine zwei Minuten später kommen wir in der Zentrale an. Es herrscht hektisches Treiben. Alle reden durcheinander und rennen hin und her. "Emma!" brülle ich vom Eingang durch den Raum. Schlagartig ist es still. Keiner bewegt sich mehr. Besagte junge Frau dreht sich um, als sie mein Brüllen hört. "Sie haben die Villa gefunden und machen sich dort breit." Erklärt sie schnell und sachlich. Ihre Stimme ist kühl, ihre Miene ernst und angespannt. 

"Ist Tobias dabei?" Emma nickt. "Haben wir noch irgendwas dadrinnen, was wichtig ist oder uns verraten könnte?" Dieses Mal schüttelt sie den Kopf. Ich hole tief Luft und betrachte die Überwachungsbilder. Natürlich sind wir darauf vorbereitet. Da die Männer der Meinung waren meine Warnung nicht ernst zunehmen, werden wir jetzt zu drastischen Maßnahmen greifen. Ich nicke Maya einmal zu. Sie geht zum Schaltpult der Überwachungszentrale und tippt darauf herum. Kurz darauf beginnt ein Timer auf dem Bildschirm zu laufen. Maya dreht sich zu mir. "Der Gang wurde feuerfest versiegelt. Die Sicherheitstore und die Löschsensoren sind aktiviert."

Ich nicke ihr einmal zu. Der Timer ist bei vier Minuten angekommen. Ich habe sie gewarnt. Wer nicht hören will, muss eben fühlen. "Ich hoffe die Mistkerle wollten schon immer mal eine Flugstunde nehmen" ertönt es neben mir von Yasmin, während sie mir einen Kaffee in die Hand drückt. "Werden die Kameras die Druckwelle und das Feuer aushalten?" frage ich Emma ohne meinen Blick von dem Timer zu lösen. Zwei Minuten noch. Emma stellt sich auf meine andere Seite. "Ja. Aufzeichnen tun sie so wieso alles." Ich nicke. Eine Minute.

Gebannt starren wir alle auf den Bildschirm. Während der Timer erbarmungslos läuft, reicht mir Emma ein Handy. Irgendwie hat sie Tobias Nummer rausbekommen. Ich drücke auf Anrufen und keine fünf Sekunden später nimmt er ab. Ich erkenne ihn auf einem der Überwachungsbilder. "Ja?" Seine Stimme klingt genervt. 30 Sekunden.

"Ich habe dich gewarnt." Damit lege ich wieder auf. 15 Sekunden. Ich höre wie einige nach Luft schnappen. Mein Blick ist weiter auf das Überwachungsbild gerichtet auf dem Tobias zu sehen ist. Seine Lippen bewegen sich, bevor er das Handy vom Ohr nimmt und es verwirrt anschaut. Zehn Sekunden.

Plötzlich scheint er zu realisieren, was genau los ist und er schreit anscheinend durch die Gegend. Auch auf den anderen Bildern bricht nun Panik aus. Fünf Sekunden.

Die Männer rennen wild durch einander und versuchen zu den Ausgängen zu kommen. Den Sicherheitsraum hat keiner gefunden laut Emma. Das heißt sie werden alle sterben. Aber das ist nicht mein Problem. Eine Sekunde.

Die Bilder flackern, als die Explosion losgeht. Die Villa fliegt förmlich auseinander und die Überreste stehen in Flammen. Einzelne Körper oder besser Körperteile fliegen durch die Luft. Dort, wo einmal das Gebäude stand, findet man jetzt nur noch einen Haufen Schutt und Asche. Man wird noch einzelne Leichenteile finden, aber sämtliche Beweise sind definitiv vernichtet. Die Druckwelle spüren selbst wir noch ganz leicht.

Wir haben die Villa und alles was da drin war mit einer ziemlich großen Sprengkraft in die Luft gejagt.

Die Dornen der RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt